APA/HELMUT FOHRINGER

Kocher will Lehrlinge aus Drittstaaten - nachdem er Asylwerber ausschloss

Arbeitsminister Kocher will Drittstaatsangehörige für die Lehre begeistern - nur hat er davor selbst dazu beigetragen, dass Asylwerber:innen in Österreich keine Lehren absolvieren können.

Arbeits- und Wirtschaftsminister Maritn Kocher (ÖVP) will in den verbleibenden Monaten seiner Amtszeit noch die Lehre reformieren. Er möchte nun die Rot-Weiß-Rot-Karte für Lehrlinge aus Drittstaaten erleichtern.

"Junge Menschen über 18 Jahre aus Drittstaaten, die ein Angebot von einem österreichischen Ausbildungsbetrieb haben, sollen zukünftig eine Lehrausbildung in Österreich absolvieren können", heißt es in einer Aussendung.

Verhinderte Zugang davor?

Allerdings hatte Kocher eben genau die Möglichkeit, in Lehrberufen zu arbeiten, Asylwerber:innen in Österreich zuvor verwehrt.

Asylwerber:innen unter 25 konnten bis 2018 Lehren in Mangelberufen absolvieren. Kocher erteilte 2021 eine Weisung an das AMS, die de facto dazu führte, dass Asylwerber:innen nicht mehr in Mangel-Lehrberufen arbeiten konnten, berichtete "Der Standard".

Zuvor hatte das Verfassungsgericht eine Beschränkung der türkis-blauen Regierung gekippt, die auch zur Folge gehabt hatte, dass Asylwerber:innen keine Lehrberufe absolvieren konnten.

Demografischer Wandel als Herausforderung

Denn zu den Herausforderungen am Arbeitsmarkt zählt Kocher den demografischen Wandel. "Laut Prognosen der Statistik Austria sinkt die Anzahl von Personen im Haupterwerbsalter bis 2050 um rund 270.000 Personen. Gleichzeitig soll die Personengruppe der über 65-Jährigen um rund 940.000 Personen ansteigen", gibt der gelernte Ökonom zu bedenken.

Weiters rechnete er am Dienstag vor: Im Jahr 2023 kam auf eine über 65 Jahre alte Person ungefähr eine Person unter 20 Jahren, bis zum Jahr 2050 werde dieses Verhältnis um 50 Prozent auf 1,5 ansteigen.

Von 2013 auf 2023 hat sich die Zahl der offenen Lehrstellen von ursprünglich durchschnittlich 3.420 auf rund 9.000 beinahe verdreifacht. 2023 befanden sich 108.266 Jugendliche in einer Lehrausbildung, 9.253 davon mit Drittstaatsangehörigkeit, also aus einem Land außerhalb der EU kommend.

ribbon Zusammenfassung
  • Arbeitsminister Kocher will Drittstaatsangehörige für die Lehre begeistern - nur hat er davor selbst dazu beigetragen, dass Asylwerber:innen in Österreich keine Lehren absolvieren können.
  • Zuvor hatte das Verfassungsgericht eine Beschränkung der türkis-blauen Regierung gekippt, die auch zur Folge gehabt hatte, dass Asylwerber:innen keine Lehrberufe absolvieren konnten.