Hessenthaler: Kickl "weitaus intelligenter" als Strache
Vier Jahre nach dem politischen Ibiza-Beben steht die FPÖ wieder auf Platz Eins in den Umfragen. Als gescheitert sieht Ibiza-Detektiv Julian Hessenthaler sein Projekt deshalb aber nicht.
Sein Anspruch sei nicht gewesen, die FPÖ zu Fall zu bringen, sagte er im Interview mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner. Es sei mehr darum gegangen, "strafrechtlich überprüfungswürdige Vorgänge rund um den Herrn Strache aufzudecken".
"Ich wollte ein System aufzeigen, insbesondere in Richtung Russland und der FPÖ", so Hessenthaler. Er werde sich auch weiterhin "engagieren, soweit ich die Möglichkeit dazu habe".
Ich halte Herrn Kickl für weitaus intelligenter als Herrn Strache
Keine erneute Videofalle
Eine neue Videofalle wird es aber nicht mehr geben, sagt Hessenthaler: "Ich bin kein professioneller Videofallensteller, ich habe tatsächlich vorher noch nie mit Video gearbeitet und bin froh, wenn ich nie wieder mit Video arbeiten muss".
Auf die Frage, ob sich FPÖ-Chef Herbert Kickl daher keine Sorgen vor einem neuen Ibiza-Video mit ihm machen müsse, meinte der Ibiza-Drahtzieher: "Ich halte Herrn Kickl für weitaus intelligenter als Herrn Strache und ich glaub', zweimal die gleiche Falle zu stellen wäre reichlich dumm".
"Herr Strache hat sich selbst ruiniert"
Ein Treffen mit Strache hält Hessenthaler unterdessen nicht für zielführend: "Ich sehe tatsächlich keinen besonderen Sinn dahinter." Seine Argumente würden auf "alternativen Fakten, um nicht zu sagen Lügen" aufbauen, daher könne man "keine sinnvolle Diskussion führen".
Wie sich Strache in den letzten Jahren verhalten habe, habe Hessenthaler "mit einem gewissen Fremdschämen" verfolgt. Den Niedergang von Heinz-Christian Strache habe er nicht zu verantworten.
Während Johann Gudenus "aufgestanden ist, seinen Hut genommen hat und gegangen ist und dem es offensichtlich im Vergleich zu Herrn Strache deutlich weniger hart ergangen ist", habe Strache "sich selbst ruiniert", meinte Hessenthaler.
Der Oligarchennichte soll es gut gehen
"Nach allen meinen Informationen geht es der Dame gut", sagte der Ibiza-Detektiv über die sogenannte vermeintliche Oligarchennichte, die als Lockvogel diente.
Aus "Sicherheitserwägungen" habe Hessenthaler seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis noch keinen Kontakt zu ihr gehabt. Eine Kontaktaufnahme werde er vorsichtig gestalten. Er glaubt nicht, dass sie den Weg an die Öffentlichkeit suchen würde, hätte aber kein Problem damit, wie er sagte.
Herr Strache fährt nach Ibiza – Zurück zum Ende
Vor einem Jahr bat PULS 24 die beiden Männer, die durch Ibiza am meisten verloren haben, zum Interview: Ex-FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und "Ibiza-Detektiv" Julian Hessenthaler. Strache folgte der Einladung von Infochefin Corinna Milborn an den Ort des Geschehens in die Villa auf Ibiza. Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner besucht Hessenthaler, den Architekten der Videofalle, im Gefängnis.
Hessenthaler klagt Republik
Unterdessen klagt Hessenthaler die Republik Österreich, wie die "Presse" berichtet.
Im März 2022 wurde er wegen der Weitergabe von Kokain und wegen Urkundendelikten verurteilt. Das Urteil soll laut Hessenthaler "falsch" gewesen sein – man habe ihn "durch behördliche Verfolgung mundtot machen" und weitere Aufdecker "einschüchtern" wollen.
In seiner Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), beklagt der "Ibiza-Detektiv": "Alleine der Umstand, dass von maßgebenden Beamten des Innen- und Justizministeriums sowie des Bundeskriminalamts vor und nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos versucht wurde, den Beschwerdeführer durch eine strafrechtliche Verfolgung von Drogendelikten ,mundtot‘ zu machen, zeigt den dominierenden (partei)politischen Hintergrund des Falls."
Mit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos hätte der Beschwerdeführer "politische, Demokratie und Rechtsstaat gefährdende Machenschaften eines Parteivorsitzenden aufgedeckt" – die Gerichte hätten dies jedoch nicht berücksichtigt, so die Beschwerde. Das Gericht hätte Zweifel an der Beweislage "zugunsten des Angeklagten" auslegen müssen, und somit einen Freispruch fällen, so Hessenthaler.
Zusammenfassung
- Julian Hessenthaler spricht vier Jahre nach der Veröffentlichung im PULS 24 Interview über Strache, wie es der "Oligarchennichte" geht und dass er kein "professioneller Videofallensteller" sei.
- Eine neue Videofalle wird es aber nicht mehr geben, sagt Hessenthaler: "Ich bin kein professioneller Videofallensteller, ich habe tatsächlich vorher noch nie mit Video gearbeitet und bin froh, wenn ich nie wieder mit Video arbeiten muss".
- "Nach allen meinen Informationen geht es der Dame gut", sagte der Ibiza-Detektiv über die sogenannte vermeintliche Oligarchennichte, die als Lockvogel diente.