Katar: Die härtesten Gesetze des WM-Austragungsortes
Kein Gastgeberland einer Fußballweltmeisterschaft war jemals so umstritten wie Katar. Mit der Austragung des Weltcups rückt das Land nicht nur aus sportlicher Sicht ins Visier der Medien. Auch der Umgang mit Menschenrechten steht unter Beobachtung und bringt dem Emirat viel Kritik ein.
Katar ist ein muslimisches Land, die Rechtsprechung erfolgt nach dem islamischen Recht, der Scharia. Katar ist eines der Länder, das die Todesstrafe verhängt. Geahndet wird damit hauptsächlich Spionage, aber auch nach Drogenhandel ist als Höchststrafe mit einer Exekution zu rechnen. Homosexuellen Muslimen droht ebenfalls der Tod.
Neben Haft- und Geldstrafen werden mehrere Delikte auch mit Auspeitschung bestraft. Dazu gehören Diebstahl, Banditentum, Unzucht, Ehebruch oder Verleumdung. Bei einer Reise nach Katar sollten also die dortigen Gesetze bekannt sein.
Sex
Nichtehelicher Geschlechtsverkehr kann strafrechtlich mit bis zu sieben Jahren Haft geahndet werden. Ein One-Night-Stand kann also mit einem Gefängnisaufenthalt enden. Auch Zärtlichkeiten wie Küssen oder Umarmen, vor allem außerhalb einer Beziehung, werde in der Öffentlichkeit nicht gern gesehen und können mit Strafen enden. Diese Regelung gilt ebenso für Paare, die nicht verheiratet sind, aber miteinander leben. Bei einer Anzeige wegen Vergewaltigung kann auch das Opfer wegen "außerehelichen Geschlechtsverkehrs" strafrechtlich verfolgt werden. Gleiches gilt für nichteheliche Schwangerschaften.
Todesstrafe für Schwule
Homosexualität ist in Katar ebenfalls illegal - für Muslime kann darauf sogar die Todesstrafe stehen. Gleichgeschlechtliche Ehen oder eheähnliche Lebensgemeinschaften werden im Golfstaat nicht anerkannt. Schon das Zeigen von Solidaritätssymbolen, wie etwa der Regenbogenfahne, kann zu Problemen führen.
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Der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter regte schon kurz nach der Vergabe nach Katar 2011 mit Äußerungen zu gleichgeschlechtlichem Sex auf. Er schlug vor, dass homosexuelle Fans in Katar während der WM auf Geschlechtsverkehr verzichten sollen. Nach heftiger Kritik entschuldigte er sich schließlich für seine Äußerung.
Alkohol
Trinken auf offener Straße ist in Katar grundsätzlich illegal und nur in Hotels mit Lizenz für den Alkoholausschank gestattet. Auch die Einfuhr von Alkohol ist nicht erlaubt. Um in Katar Alkohol trinken zu können, muss ein Mindestalter von 21 Jahren erreicht sein. Ausländer, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben, können ihn auch in einem Geschäft kaufen, brauchen dafür aber eine Erlaubnis.
Muslime, die beim Konsum von Alkohol erwischt werden, können mit Peitschenhieben bestraft werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob in der Öffentlichkeit getrunken wurde oder nicht. Auch im Stadion und auf den Tribünen herrscht striktes Alkoholverbot.
WM-Ausnahme: Trinken in der Fan-Zone
Nachdem sich die FIFA und die WM-Organisatoren darauf geeinigt hatten, dass es vor den WM-Spielen zu gewissen Zeiten erlaubt sei Bier vor dem Stadion zu trinken. Doch nun ist noch alles anders. Zwei Tage vor dem ersten Spiel wurde ein Alkohol-Verbot rund um die WM-Stadion ausgesprochen. Die FIFA selbst bestätigt die neue Regelung. Beim offiziellen FIFA Fan Festival in der Hauptstadt Doha ist der Konsum von Alkohol allerdings weiterhin erlaubt.
Drogen
In Sachen Drogen herrscht bei katarischen Behörden eine Null-Toleranz-Politik. Auf Drogenkonsum und -besitz (auch in kleinen Mengen) stehen lange Gefängnisstrafen, hohe Geldstrafen und/oder Deportation. Bei Drogenhandel droht sogar die Todesstrafe.
Frauen
Die Rechte der Frauen sind im Emirat stark eingeschränkt. "Human Rights Watch" zufolge müssen Frauen für zahlreiche Angelegenheiten die Erlaubnis eines männlichen Vormunds einholen. Dazu zählen: Heirat, Studieren im Ausland mit einem staatlichen Stipendium, Arbeiten in vielen öffentlichen Jobs, Auslandsreisen bis zu einem bestimmten Alter, Vertragsabschlüsse, einige Formen der reproduktiven Gesundheitsversorgung. Frauen haben, selbst wenn sie geschieden sind, nie die Vormundschaft ihrer Kinder, selbst wenn sie das Sorgerecht haben.
Verheiratete Frauen brauchen die Erlaubnis ihrer Männer, wenn sie arbeiten, verreisen oder auch nur das Haus verlassen wollen.
Eine Scheidung ist für Frauen in Katar zudem schwieriger einzureichen als für Männer. Beschließt eine Frau, sich von ihrem Ehemann scheiden zu lassen, sind meist erhebliche wirtschaftliche Nachteile damit verbunden.
Kleidervorschriften
Männer, noch mehr aber Frauen, müssen sich an strikte Vorschriften halten. Miniröcke oder Tanktops sind verboten, außer man befindet sich an Orten wie Stränden. Doch auch dort gilt: Kein Oben-ohne oder Nacktbaden. Frauen und Männern, die ihre Knie nicht verbergen, ist der Zutritt zu einigen Einkaufszentren nicht erlaubt. Zudem sollten die Schultern bedeckt sein, transparente oder enge Kleidung zählen ebenfalls zu den No-Gos.
Religions- und Meinungsfreiheit
Die Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Im Januar 2020 wurde dies sogar nochmal verschärft. So wurden eine Vielzahl an Äußerungen und Veröffentlichungen unter Strafe gestellt. "Parteiische" Radio- und Fernsehsendungen oder Veröffentlichungen droht eine fünfjährige Haftstrafe oder eine Geldstrafe von 100.000 QAR (rund 23.000 Euro). Auch bei Aussagen zur Religion oder der Familie gilt es besonders aufzupassen. Ein Religionsaustritt wird als Kapitalverbrechen angesehen.
Bei der Eheschließung eines muslimischen Mannes und einer nicht-muslimischen Frau muss die Braut nicht zum Islam konvertieren. Per Gesetz sind die Kinder allerdings muslimischen Glaubens. Ein nicht-muslimischer Mann muss die Religion seiner muslimischen Frau annehmen.
Die katarische Bevölkerung hat zwar Zugang zum Internet, dieses steht allerdings unter Zensur: Pornografische Darstellungen, islamkritische Inhalte, Ratschläge zur sexuellen Gesundheit und alle Inhalte zu LGBTQ+ werden blockiert.
Foto- und Filmverbot
Vor der WM mussten Kamera- und Filmteams eine Liste an Auflagen mit enormer Zensur unterschreiben, bevor sie eine Drehgenehmigung erhielten. Dem "Guardian" zufolge ist es verboten, Einheimische in ihren Privaträumen, Unterkünfte von Gastarbeitern, Regierungsgebäude, Kirchen, Universitäten, Krankenhäuser und bei Privatunternehmern zu filmen.
Diese Regelungen wurden allerdings nicht nur aufgrund der WM erlassen. Strafbar macht man sich, wenn man öffentliche Gebäude, militärische Anlagen, Herrscherpaläste oder Industrieanlagen fotografiert schon immer. Das gleiche gilt auch für Häfen und Flughäfen.
Zusammenfassung
- Sich auf offener Straße ein Bier gönnen? Verboten! Seine Freundin oder Freund in der Öffentlichkeit küssen? Unvorstellbar!
- Katar hat strenge Gesetze, die stark von jenen in Europa abweichen. Wie das Austragungsland der Fußball-WM 2022 tickt, hat sich PULS 24 angeschaut.