Nehammer in Duell mit Babler: Eigentum statt Plattenbau
So richtig ging beim ORF-Duell zwischen Karl Nehammer (ÖVP) und Andreas Babler (SPÖ) keiner auf die Fragen von Moderatorin Alexandra Wachter ein.
Schnell kam heraus, dass die beiden nicht kamen, um Kompromisse zu schließen. Zunächst wollte keiner beantworten, ob er denn mit dem jeweilig anderen gemeinsam regieren möchte. Babler merkte aber sofort an, dass er Nehammer nicht glaube, dass dieser keine Koalition mit Herbert Kickl (FPÖ) eingehen wolle und warnte: "Mit der FPÖ ist kein demokratischer Staat zu machen".
Nehammer: Armut "viel zu hoch"
Durch die ganze Diskussion zog sich dann der Vorwurf, dass die jetzige Regierung unter Nehammer zu wenig gegen die Teuerung, die hohen Mieten, die teuren Lebensmittel, die Spritpreise etc. unternommen habe.
Nehammer versuchte hingegen, die Regierungsarbeit zu verteidigen. Er verwies, wie schon oft auf die ökosoziale Steuerreform, die abgeschaffte kalte Progression und andere Maßnahmen der Regierung. Die Armut sei in Österreich "viel zu hoch", gestand er ein, lobte sich aber doch: Trotz Krisen sei sie nicht gestiegen.
"Traurige Wirtschaftsbilanz"
Babler versuchte, sich als volksnah zu präsentieren, sprach darüber, wie respektlos es sei, wie abgehoben Nehammer sei, wenn er sich hinstelle und sage, dass man alle entlastet habe, wenn eine Kindergartenpädagogin mit 1.700 Euro auskommen müsse. Nehammer habe 20 Gipfel veranstaltet - "mehr als mancher Bergsteiger in seinem Leben" - herausgekommen sei dabei nichts. Es gebe eine "traurige Wirtschaftsbilanz".
Babler wolle hingegen das "Durchrauschen" der Teuerung nun stoppen, wolle dass man nicht mehr so weit zum Arzt fahren müsse, dass alle Kinder auf Skikurs fahren können und dass die Mieten gedeckelt werden, zählte er Forderungen der SPÖ auf.
Video: Wie Babler aufholen will
Gegenfinanzieren wolle er das mit Vermögens- und Erbschaftssteuern. "Was ist die Alternative?", fragte er. Die Kindergartenpädagogin werde es nicht sein, die das zahlen müsse.
"Totengräber der politischen Mitte"
Nehammer reichte es. Er warf Babler Sozialismus und Dogmatik aus den 30er-Jahren vor. Die ÖVP wolle Menschen eigenermächtigen meinte er, die ÖVP wolle Eigentum, die SPÖ Plattenbau.
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Spätestens ab diesem Zeitpunkt fielen sich beide ständig gegenseitig ins Wort. Dass Nehammer christlich-sozial sei, glaube "kein Mensch mehr", war von Babler zu hören. Nehammer sei der "Totengräber der politischen Mitte". Man müsse wie der heilige Martin den eigenen Mantel teilen, nicht den der anderen, erklärte wiederum der Bundeskanzler.
Ein möglicher Kompromiss blieb beim Duell aber doch hängen: Bezüglich Messenger-Überwachung gegen Extremisten signalisierte Babler Bereitschaft, darüber zu diskutieren.
Zusammenfassung
- Bundeskanzler Karl Nehammer und Herausforderer Andreas Babler schenkten sich im ORF-Duell wenig.
- Eine ideologisch gefärbte, oft untergriffige Debatte offenbarte große Gräben zwischen ÖVP und SPÖ.
- Durch die ganze Diskussion zog sich dann der Vorwurf, dass die jetzige Regierung unter Nehammer zu wenig gegen die Teuerung, die hohen Mieten, die teuren Lebensmittel, die Spritpreise etc. unternommen habe.
- Nehammer versuchte hingegen, die Regierungsarbeit zu verteidigen. Er verwies, wie schon oft auf die ökosoziale Steuerreform, die abgeschaffte kalte Progression und andere Hilfen der Regierung.
- Ein möglicher Kompromiss blieb beim Duell aber doch hängen: Bezüglich Messenger-Überwachung gegen Extremisten signalisierte Babler Bereitschaft, darüber zu diskutieren.