Karin Kneissl würde wieder mit Putin tanzen
Würden Sie wieder mit Wladimir Putin tanzen, wird Karin Kneissl von der britischen BBC in "Hardtalk" gefragt. Von Karin Kneissl ist ein klares "Ja" zu hören.
Selbst nach mehr als einem Jahr des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine würde die ehemalige Außenministerin Österreichs Wladimir Putin wieder zu ihrer Hochzeit einladen, wieder mit ihm tanzen und wieder einen Knicks vor ihm machen. "Ich habe getan, was eine Dame tut".
Im BBC-Interview wird Kneissl, die 2017 von der FPÖ als Außenministerin nominiert wurde, als Exempel für Österreichs enge Beziehungen nach Moskau vorgestellt. Wie auch schon in vergangenen Interviews, gibt sich die Ex-Diplomatin als Opfer, das in Österreich quasi politisch verfolgt werde: Nachdem die Regierung 2019 "implodiert" sei, wie sie die Auswirkungen des Ibiza-Videos umschreibt, hätte sie in Österreich keine Verträge, dafür aber viele Schikanen, Todesdrohungen und ein "De-Facto-Arbeitsverbot" gehabt, klagt sie.
"Gedankenfreiheit" im Libanon
Deshalb habe sie Österreich verlassen müssen. Sie zog zunächst nach Frankreich und im Vorjahr in den Libanon, wo sie nun die "Gedankenfreiheit" ("freedom of mind") schätze. Der instabile Libanon wird von der NGO "Freedom House" nur als "teilweise frei" eingestuft und gilt als autoritäres Regime mit einer schwierigen Lage bei Presse- und Meinungsfreiheit.
Kneissl ist für den russischen Staatssender RT tätig und war von 2021 bis Mai 2022 Aufsichtsrätin beim russischen Ölkonzern Rosneft. Den Posten dort hat sie drei Monate nach dem russischen Angriff aufgegeben. Aber nicht etwa wegen moralischer Bedenken, wie sie gegenüber der BBC sagt, sondern weil Russland das von EU-Staatsangehörigen verlangt habe. Sie betont, dass das britische Mineralölunternehmen BP noch unter den Aktionären sei.
Kneissl will Putin nicht in Den Haag sehen
Ähnlich argumentiert sie bei der Fragen nach Kriegsverbrechen durch Russland und ob Wladimir Putin vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sollte: Jeder Krieg verstoße gegen Gesetze, Großbritannien habe den Whistleblower Julian Assange festgenommen, auch dem Vereinigten Königreich würden Kriegsverbrechen vorgeworfen, relativiert und weicht Kneissl aus. Im Übrigen würde Russland das Gericht gar nicht anerkennen, deswegen wolle sie Putin dort auch nicht sehen, sagt sie.
Dann muss Kneisl - sie war Österreichs Außenministerin - im britischen Rundfunk erklären: "Nein, ich arbeite nicht für ein russisches Spionagenetzwerk". Sie sei auch nie vom KGB rekrutiert worden. Auch auf das FPÖ-Abkommen mit Putins Partei wird sie angesprochen.
Wie auch auf ihrem Twitter-Account und im russischen Staatsfernsehen, verbreitet sie das Narrativ, Österreich sei nicht mehr neutral, Waffenlieferungen an die Ukraine würden schaden und der Krieg könne mit Diplomatie beendet werden.
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Zusammenfassung
- Österreichs ehemalige Außenministerin Karin Kneissl sorgt abermals für Kopfschütteln. Schon lange steht sie in der Kritik, weil Wladimir Putin ihr Hochzeitsgast war.
- Sie würde aber alles genau so wieder machen. In Den Hague will sie ihren ehemaligen Gast nicht sehen.