Kärnten-Wahl: Keine großen Rekorde in Sicht
Selbst wenn die SPÖ, wie die bisher spärlich vorliegenden Umfragen erwarten lassen, nach zwei Rekord-Zuwächsen Einbußen erleiden dürfte, wird sie Platz 1 halten können. Denn die FPÖ müsste sich verdoppeln, um ihn zurückzuholen.
Chance für Grünen
Eng werden könnte es jedoch für die SPÖ-ÖVP-Koalition. Derzeit stellt sie 24 der 38 Mandate. Sollten die beiden Parteien - wie Ende Jänner in Niederösterreich - gröbere Verluste erleiden, wäre die Landtagsmehrheit gefährdet. In diesem Fall könnte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) aber vielleicht auf das "alte" Modell der SPÖ-ÖVP-Grün-Koalition zurückgreifen.
Damit regierte er schon bis die Grünen 2018 aus dem Landtag flogen. Die Rückkehr schaffen würden sie mit einem Plus von 1,9 Prozentpunkten - nachdem sie 2013 ihr bisher größtes Plus (6,95) und 2018 dann ihr größtes Minus (8,98 Prozentpunkte) erlebten.
Zuletzt Zuwächse bei SPÖ
Die SPÖ hat bei den beiden letzten Wahl ihren Zuwachs-Rekord hinaufgeschraubt: 2013 gewann sie unter Peter Kaiser mit 8,39 Prozentpunkten so viel dazu wie nie zuvor - und 2018, in Kaisers zweiter Wahl, gab es ein neuerliches und noch größeres (10,81 Prozentpunkte) Plus. Für die Absolute reichte es nicht, aber mit 47,94 Prozent war sie in Mandaten (18 der 36) fast geschafft und der beste Wert gelungen seit den 1980er-Jahren, vor dem Aufstieg Jörg Haiders.
Aus den Kreisky-Jahren 1970 bis 1984 datieren auch die einzigen vier "Absoluten", die es bei den bisher 17 Landtagswahlen in Kärnten gab, allesamt von der SPÖ gesetzt - mit dem Rekord von 53,95 Prozent im Jahr 1979. Dem folgten lange Jahre voller Wahlenttäuschungen, während die FPÖ einen triumphalen Aufstieg hinlegte. In Kärnten sogar bis auf Platz 1 und Jörg Haider als bisher einzigem FPÖ-Landeshauptmann. Nach seinem tödlichen Unfall folgte Gerhard Dörfler, als erst oranger und dann orange-blauer Landeschef - und schließlich, mit Bekanntwerden aller möglichen Skandale und Affäre, ein nie gesehener Einbruch.
Mit dem bisher größten Kärntner Plus (13,03 Prozentpunkte 1989) gleich am Start wuchsen die Blauen in Haiders Wahlheimat bis 2009 auf ihren österreichweit (in Bund und Ländern) stärksten Stimmenanteil (44,89 Prozent), um dann 2013 um 28,04 Prozentpunkte einzubrechen - das war der größte Verlust, den je eine Partei bei einer Landes- oder Bundeswahl erlitt. Einen neuerlichen Machtwechsel könnte die FPÖ jetzt nur mit einem - weit ausgebauten - Rekord-Plus schaffen.
Rekordminus bei ÖVP unwahrscheinlich
Die ÖVP muss, wie in Niederösterreich auch, hoffen, keinen Rekord einzufahren. Wobei es - wenn man auf die Wahlen in Tirol und Niederösterreich zurückblickt - gut möglich ist, dass sie ihren historischen Tiefststand unterbietet (11,64 Prozent im Jahr 2004). Ein Rekord-Minus - das wären mehr als ihre minus 9,10 Punkte 2004 - ist angesichts der ohnehin nur 15,45 Prozent Stimmenanteil im Jahr 2018 nicht wahrscheinlich.
Vorstellbar ist, dass der Kärntner Landtag wieder auf Rekordgröße anwächst - also nach den aktuell vier wieder sechs Parteien (wie schon 2013 bis 2018) über die Fünf-Prozent-Hürde kommen. Dafür müsste sich Gerhard Köfer mit seinem Team Kärnten im Landtag halten, die Grünen nach dem Rauswurf 2018 wieder einziehen und es erstmals auch NEOS schaffen. Ebenfalls auf den Einzug hoffen das BZÖ (jetzt als BFK) und frühere MFG-Mitstreiter als "Vision Österreich", die immerhin landesweite Kandidaturen geschafft haben.
Zuletzt niedrige Wahlbeteiligung
Schlecht wie nie zuvor war 2018 die Wahlbeteiligung: Sie ging nach einem Einbruch schon 2013 noch einmal stark zurück auf nur mehr 68,63 Prozent.
Auffällig niedrig ist in Kärnten der Frauenanteil im Landtag. Mit 22,2 Prozent - nur acht der 36 Landtagsabgeordneten sind weiblich - ist das südlichste Bundesland das Schlusslicht.
Zusammenfassung
- Durchaus Veränderungen im Kräfteverhältnis könnte die Landtagswahl in Kärnten am 5. März bringen - aber weder einen Umbruch noch große Rekorde.
- Denn die Kärntner wählten immer ziemlich wechselhaft, und so sind die Rekordmarken hoch.