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Kämpfe in Sierra Leone nach Angriff auf Waffenlager

In Sierra Leone sind nach dem Angriff auf ein Waffenlager in der Hauptstadt Freetown Kämpfe ausgebrochen. Mehrere Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Schüssen und Explosionen in mehreren Vierteln. Die Regierung des westafrikanischen Staats verhängte eine landesweite Ausgangssperre und erklärte, die Lage im Griff zu haben. Die Regierung räumte ein, dass nach Angriffen auch zahlreiche Häftlinge aus dem Zentralgefängnis des Landes entkamen.

Augenzeugenberichten zufolge ereigneten sich die Kämpfe im Viertel Wilberforce, in dem sich neben dem Waffenlager zahlreiche ausländische Botschaften befinden. Zudem wurden Kämpfe aus der Umgebung einer Kaserne im Viertel Murray Town gemeldet, wo das Hauptquartier der Marine liegt.

Die Regierung leitete eine Großfahndung nach den Tätern ein. Die Situation sei aber unter Kontrolle, hieß es. Präsident Julius Maada Bio bezeichnete den Vorfall als einen "Sicherheitsverstoß", versicherte seinen Bürgern jedoch, die Ruhe im Land sei wiederhergestellt und seine Regierung "entschlossen, die Demokratie in Sierra Leone zu schützen".

Später am Sonntag bestätigte Informationsminister Cherno Bah, die Täter hätten auch mehrere Haftanstalten angegriffen, einschließlich eines Hochsicherheitsgefängnisses in Freetown. "Einige Gefangene wurden von den Angreifern entführt, während viele andere freikamen", sagte Bah. Am Sonntagnachmittag machten Sicherheitskräfte nach Angaben von Bah Fortschritte in der Fahndung nach den Angreifern. "Die Regierung behält weiter die Kontrolle und den Überblick über die Lage" so Bah. Die Lage in der Hauptstadt sei ruhig.

Die US-Botschaft in Sierra Leone verurteilte den Überfall "aufs Schärfste". "Solche Aktionen haben keine Rechtfertigung. Wir fordern uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den laufenden Einsätzen der Sicherheitskräfte der Regierung zur Inhaftierung der Verantwortlichen", hieß es in einer Mitteilung der Botschaft auf der Plattform X (Twitter). Auch die Vertretung der Europäischen Union in Sierra Leone forderte die Achtung der verfassungsmäßigen Ordnung im Land. "Es gibt keine Rechtfertigung für die gewaltsame Besetzung von Militärkasernen", hieß es in einem Posting.

Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS teilte mit, sie habe "mit völliger Abscheu vor einer Verschwörung erfahren ..., sich Waffen zu beschaffen und den Frieden und die verfassungsmäßige Ordnung zu stören". Die Staatengemeinschaft bekräftigte ihre "Null-Toleranz gegenüber verfassungswidrigen Regierungswechseln".

Ende Juni war Bio trotz einer schweren Wirtschaftskrise in dem kleinen Küstenstaat mit 8,8 Millionen Einwohnern wiedergewählt worden. Einen Monat später nahm die Polizei mehrere ranghohe Offiziere wegen der Vorbereitung eines Aufstands fest. Sierra Leone erlebte von 1991 bis 2002 einen der schlimmsten Bürgerkriege Afrikas mit Zehntausenden Toten. 2014 stürzte ein Ebola-Ausbruch das Land in eine weitere jahrelange Krise. Die Wirtschaft hat sich seitdem nicht erholt. Viele Menschen vor allem auf dem Land leben unter extremer Armut.

Bio, der 1996 zwei Monate nach einem Militärputsch regierte und zum Übergang zu den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten beitrug, wird von vielen als "Vater der modernen Demokratie" des Landes verehrt. Seine seit 2018 amtierende Regierung führte kostenlose Schulbildung ein, förderte Gleichberechtigung, Wissenschaft und die Infrastruktur des Landes. Gleichzeitig steht Bio auch wegen seines Vorgehens gegen Gegner in der Kritik. Bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten durch staatliche Sicherheitskräfte waren im August mehr als 20 Demonstranten und sechs Polizisten ums Leben gekommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehrere Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP von Schüssen und Explosionen in mehreren Vierteln.
  • Die Regierung des westafrikanischen Staats verhängte eine landesweite Ausgangssperre und erklärte, die Lage im Griff zu haben.
  • Wir fordern uneingeschränkte Zusammenarbeit mit den laufenden Einsätzen der Sicherheitskräfte der Regierung zur Inhaftierung der Verantwortlichen", hieß es in einer Mitteilung der Botschaft auf der Plattform X.