APA/GERT EGGENBERGER

Jörg Haider: "Irgendwie ist das alles ein Scheiß-Job"

Ein neues Buch über Jörg Haider zitiert aus seinem losen Tagebuch.

"Ich bin langsam grantig und frage ihn, ob er sich bewusst ist, was mir eigentlich alles zugemutet wird, der ich 20 Jahre auf dieses Ziel hingearbeitet habe, um am Ende selbst mehr denn je ausgegrenzt zu sein?"

Diese Worte schrieb Jörg Haider laut der "Kleinen Zeitung" im Jahr 2000 im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen der ÖVP und der FPÖ in sein Tagebuch – das wird in einem neuen Buch nun erstmals veröffentlicht. Und zwar über die FPÖ. Denn "KHG löst keine Freude in meinem Team aus. Prinzhorn dreht durch, da ihn Klestil überhaupt nicht will", schreibt er zuvor am 3. Februar.

Apropos Klestil

Der damalige Bundespräsident Thomas Klestil habe "panische Angst vor Ausland. Er faselt etwas von Spielraum, den er für das Ausland brauche". Einen Tag zuvor, am 2. Februar, schreibt Haider laut "Kleinen Zeitung" über Klestil: "Er jammert, gibt aber zu erkennen, dass er die Regierung akzeptiert." Eine Neuwahl-Drohung habe gewirkt. "Klestil ist so eitel, dass ihm seine Werte in den Meinungsumfragen wichtiger sind als das Land."

Nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages schrieb Haider: "Eine historische Stunde für mich. Das ist ein sichtbarer Akt, dass die alte rot-schwarze Packelei zu Ende geht." Und später nach einem offenbar längeren Absatz:

"Haider = Mohr hat Schuldigkeit getan, will ich nicht mehr dabei haben."

Haider – Politiker, Populist, Popstar

"Scheiß-Job"

Am 10. Februar, sechs Tage nach der Angelobung, schreibt Haider über ein Telefonat mit dem Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP): "Er bedauere mich, weil ich eigentlich von allen am meisten ausgehalten habe." und "Irgendwie ist das alles ein Scheiß-Job.“

Buch zum 75. Geburtstag

Das Tagebuch selbst sei sein einziges gewesen, zitiert die "Kleine Zeitung" dazu Witwe Claudia Haider. Veröffentlicht werden die Ausschnitte im Buch "Jörg Haider. Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers.", das zum 75. Geburtstag Haiders am 26. Jänner erscheint - er starb ab 11. Oktober bei einem selbstverschuldeten Autounfall. Keine kritische Auseinandersetzung, wie die "Kleine Zeitung" betont, aber eben dennoch Einblicke in die Verhandlungen 2000.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein neues Buch über Jörg Haider zitiert aus seinem losen Tagebuch.
  • Das Tagebuch selbst sei sein einziges gewesen, zitiert die "Kleine Zeitung" dazu Witwe Claudia Haider.
  • Veröffentlicht werden die Ausschnitte im Buch "Jörg Haider. Visionär und politischer Rebell: Spuren eines Systembrechers.", das zum 75. Geburtstag Haiders am 26. Jänner erscheint.
  • Keine kritische Auseinandersetzung, wie die "Kleine Zeitung" betont, aber eben dennoch Einblicke in die Verhandlungen 2000.