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Irans Oberster Führer droht Israel mit Vergeltung

Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus mit 13 Toten hat Irans Oberster Führer mit Vergeltung gedroht. "Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will", sagte Ayatollah Ali Khamenei am Dienstag laut einer Mitteilung. Bei dem Angriff starben zwei iranische Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der Revolutionsgarden (IRGC). Auch sechs Syrer wurden getötet, meldeten iranische Staatsmedien.

Khamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Zuvor hatte Präsident Ebrahim Raisi laut der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim erklärt, die Attacke in der syrischen Hauptstadt Damaskus werde nicht unbeantwortet bleiben. Auch das iranische Außenministerium und der Botschafter in Syrien hatten angekündigt, dass mit Reaktionen auf den Angriff zu rechnen sei.

Ein israelischer Militärsprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Israel hatte wiederholt iranische Militäreinrichtungen in Syrien ins Visier genommen. Einen Angriff auf den weitläufigen Botschaftskomplex in Damaskus hatte es zuvor nicht gegeben.

Die EU-Kommission rief nach dem Angriff zur Zurückhaltung auf. "Wir sind beunruhigt über den angeblichen israelischen Angriff auf ein iranisches diplomatisches Gebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus", sagte der außenpolitische Sprecher der EU, Peter Stano, am Dienstag in Brüssel. "In dieser äußerst angespannten regionalen Situation ist es wirklich von größter Bedeutung, Zurückhaltung zu üben." Eine weitere Eskalation in der Region sei in niemandes Interesse.

Mehrere arabischen Staaten haben den mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände scharf verurteilt. In einer Mitteilung des saudi-arabischen Außenministeriums vom Dienstag hieß es, das Königreich lehne Angriffe auf diplomatische Einrichtungen kategorisch ab. Sie stellten einen Verstoß gegen das internationale Recht und gegen diplomatische Immunität dar. Ägypten äußerte sich ähnlich. In einem Post des Sprechers des Außenministeriums, Ahmed Abu Seid, hieß es, Ägypten lehne solche Angriffe - egal aus welchem Grund - ab. Man stehe in Solidarität mit Syrien und respektiere dessen Souveränität. Das Golfemirat Katar betrachtet den Angriff nach eigenen Angaben als einen "eklatanten Verstoß" gegen internationale Abkommen und Konventionen. Das Außenministerium teilte auf X (ehemals Twitter) mit, dass Botschaftsmitarbeiter gemäß den Regeln des internationalen Völkerrechts geschützt werden müssten.

China übte scharfe Kritik an dem Angriff. "China verurteilt die Attacke auf die iranische Botschaft in Syrien", sagte der Sprecher des chinesischen Außenamtes, Wang Wenbin, am Dienstag in Peking. Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen dürfe nicht verletzt und die Souveränität und Unabhängigkeit Syriens müsse respektiert werden. Peking lehne jede Handlung ab, die die Spannungen erhöhe, sagte Wang. China gilt als Verbündeter Syriens. Das Land ist außerdem wegen seines Öl-Bedarfs vom Handel mit vielen Staaten im Nahen Osten abhängig, darunter der Iran, mit dem enge Beziehungen gepflegt werden.

Nach dem Luftschlag ließ der Iran eine "wichtige Botschaft" an die USA übermitteln. In Teheran wurde ein diplomatischer Vertreter der schweizerischen Botschaft ins Außenministerium zitiert, teilte Außenamtschef Hussein Amirabdollahian in der Nacht auf Dienstag auf X (ehemals Twitter) mit. In dem Gespräch sei eine "Mitverantwortung" der USA als Unterstützer Israels betont worden, schrieb der Minister weiter. Konkrete Angaben zum Inhalt der "wichtigen Botschaft" an Washington machte der Minister nicht. Die Schweiz vertritt im Iran die diplomatischen Interessen der USA. Die beiden Länder haben seit der Iranischen Revolution 1979 und der in diesem Zusammenhang erfolgten 444-tägigen Geiselnahme von US-Botschaftsmitarbeitern durch iranische Revolutionäre keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Die gegen Israel kämpfende pro-iranische libanesische Miliz Hisbollah betonte ihrerseits, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Die Organisation erklärte in der Nacht auf Dienstag: "Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt." Der "Feind" glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den "entschlossenen Widerstand des Volkes stoppen" könne, hieß es weiter.

Der Iran ist der größte Unterstützer der Hisbollah im Libanon. Die Schiitenmiliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Sie zählt zu Irans "Achse des Widerstands". Mit ihrer eigenen Miliz kontrolliert sie vor allem den Süden des Libanons an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnte Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes. Auch in Syrien ist die Hisbollah aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Bashar al-Assad. Der Iran und Russland sind Assads wichtigste Verbündete im syrischen Bürgerkrieg.

Die Ständige Vertretung des Iran bei den Vereinten Nationen (UNO) bezeichnete den Angriff als Verletzung der Charta der UNO, des Völkerrechts und des grundlegenden Prinzips der Unverletzlichkeit diplomatischer und konsularischer Einrichtungen. Der Angriff sei eine erhebliche Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in der Region. Die Ständige Vertretung des Irans fordert außerdem den UNO-Sicherheitsrat auf, den Angriff zu verurteilen.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einem Luftangriff auf die iranische Botschaft in Damaskus, bei dem sieben Personen, inklusive zwei Brigadegeneräle, getötet wurden, droht der Iran mit Vergeltung und schreibt die Tat Israel zu.
  • Die pro-iranische Hisbollah kündigt an, dass der Angriff nicht ohne Konsequenzen bleiben wird, während der Iran eine 'wichtige Botschaft' an die USA richtet und deren Mitverantwortung betont.
  • Der Iran appelliert an den UNO-Sicherheitsrat, den Angriff zu verurteilen, und bezeichnet ihn als Verletzung der UN-Charta und als Bedrohung für den regionalen Frieden und die Sicherheit.