Innsbruck-Wahl: Willi in Stichwahl, Debakel für Tursky
Willi wurde ein in dieser Form nicht mehr erwarteten Sieg beschert: Er landete in der Direktwahl mit 22,89 Prozent an erster Stelle. Paukenschlag zudem: Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber schaffte es mit 19,37 Prozent als Zweiter ebenfalls die Stichwahl.
Nicht in die Stichwahl gelangte FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger, der mit 15,92 Prozent auf Rang drei rangierte, knapp vor SPÖ-Kandidatin Elisabeth Mayr mit 15,22 Prozent. Mayr waren vor der Wahl nur Außenseiterchancen zugestanden worden.
Debakel für Tursky
Eine schwere Niederlage musste Ex-ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky einstecken, der mit dem bürgerlichen Bündnis "das Neue Innsbruck" angetreten war. Er blieb mit nur 10,41 Prozent in der Direktwahl weit abgeschlagen.
Den sechsten Platz sicherte sich Liste Fritz-Landesobfrau und Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider mit 4,62 Prozent. Ein Achtungsergebnis fuhr KPÖ-Frontfrau Pia Tomedi mit 4,06 Prozent ein.
Willi will "rennen, rennen, rennen"
Der amtierende Bürgermeister Willi sah für sich beide Wahlziele - erster Platz für die Grünen bei der Listenwahl sowie erster Platz in der Bürgermeisterdirektwahl - erreicht.
Dass die Grünen bei der Gemeinderatswahl Verluste einstecken mussten, trübe laut Willi die Freude nur ein wenig: "Ich habe mich selten über ein Minus so gefreut". In der Bürgermeisterstichwahl gegen Anzengruber heiße es nun "rennen, rennen, rennen". Er werde alles dafür tun, wieder in der Stichwahl zu obsiegen.
Der ehemalige Arzler Almwirt und ÖVP-Abspalter Anzengruber fühlte sich nach der Bekanntgabe des Ergebnisses "gewaltig". Das Rennen um den Bürgermeistersessel werde "sehr knapp", meinte er. Nun gelte es, "parteifreie Kommunalpolitik" zu machen. Über etwaige Sondierungen oder Koalitionen wollte er sich am Wahlabend indes noch keine Gedanken machen.
Seine ehemalige Heimatpartei ÖVP habe sein Potenzial "vielleicht nicht gesehen", meinte er dazu, dass nicht er selbst als Spitzenkandidat nominiert worden war.
Grüne siegten bei Listenwahl
Bei der Listenwahl siegten laut vorläufigem Endergebnis ebenso die Grünen mit 18,87 Prozent. Sie büßten damit im Vergleich zu 2018 einige Prozentpunkte ein (2018: 24,16 Prozent). Bei den Mandaten verlor man zwei und hält nun bei acht von 40 Gemeinderatsmandaten.
Auch hier landete Anzengruber bei seinem ersten Antreten auf Platz zwei: 16,83 Prozent und ebenso starke acht Mandate heimste der Ex-ÖVP-Vizebürgermeister ein. Dahinter landete die FPÖ mit 15,21 Prozent und sieben Mandaten (2018: 18,56 Prozent und acht Mandate). Auf Platz vier kam die SPÖ mit 13,58 Prozent und sechs Mandaten - was ein schönes Plus bedeutete, denn bei der letzten Wahl war man auf 10,32 Prozent und vier Mandate gekommen.
Ex-ÖVP-Staatssekretär will im Gemeinderat bleiben
Florian Tursky, Spitzen- und Bürgermeisterkandidat vom ÖVP-Für Innsbruck (FI)-Wahlbündnis "das Neue Innsbruck", zeigte sich geknickt. "Natürlich ist das für uns ein enttäuschendes Ergebnis", sagte er vor Journalisten.
Jetzt fokussiere man sich auf die Arbeit im Gemeinderat: "Dort wollen wir uns konstruktiv einbringen", so der Ex-ÖVP-Staatssekretär. Klar sei definitiv, dass er in Innsbruck und im Gemeinderat bleiben werde: "Nun geht es darum zu schauen, wer Bürgermeister wird und wie die Verteilung der Mandate aussieht". Man sei in viele Richtungen offen, warte aber vorerst ab: "Klar ist, dass wir mitarbeiten wollen."
Lassenberger nicht in Stichwahl
FPÖ-Spitzen- und Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger reagierte verhalten und pragmatisch auf das Wahlergebnis. "Man muss stets mit allen Ergebnissen rechnen", sagte er.
Im Großen und Ganzen müsse man aber "zufrieden sein", fügte der Frontmann hinzu. Persönlich habe er aber damit gerechnet "in die Stichwahl zu kommen".
Fehler im Wahlkampf wollte er nicht erkennen: "Wir haben unser Möglichstes getan." Jetzt gelte es, abwartend und strategisch klug zu agieren: "Wir schauen, was die nächsten Wochen bringen und wir sind dabei prinzipiell für alles offen."
SPÖ überraschte
Einen "Neustart für die Sozialdemokratie" sah SPÖ-Spitzenkandidatin Stadträtin Elisabeth Mayr in dem Ergebnis ihrer Partei. Wermutstropfen bleibe die knapp verpasste Stichwahl.
Dennoch sei zuletzt immer gesagt worden "nur vier Männer haben eine Chance" - sie habe nun erfolgreich das Gegenteil bewiesen. In der kommenden Legislaturperiode wolle sie nun "Brücken bauen" und "wertschätzende Politik" vorantreiben.
Bezüglich möglicher Koalitionen wollte Mayr "keine Rechenspiele anstellen". Wahlempfehlungen für einen Stichwahl-Kandidaten gebe es von ihr nicht: "Unsere Wähler wissen, wen sie wählen". Jedenfalls wünsche sie für die kommenden Wochen eine "Diskussion über Inhalte" und keine "Hinterzimmergespräche".
Babler und Kogler gratulieren
Als Gratulanten auf Bundesebene haben sich nach der Innsbrucker Gemeinde- und Bürgermeisterwahl Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und SPÖ-Chef Andreas Babler eingestellt.
Während Kogler dem amtierenden Grünen-Bürgermeister Willi für "unglaublichen Einsatz, Kompetenz und Leidenschaft " dankte, ortete Babler einen "beeindruckenden Neustart für die SPÖ Innsbruck".
Für ÖVP-Generalsekretär Stocker ist das Antreten von zwei bürgerlichen Listen schuld am schlechten Abschneiden.
Zusammenfassung
- Bei der Innsbrucker Gemeinderats- und Bürgermeisterdirektwahl liegen die vorläufigen Ergebnisse vor.
- Die Grünen dürfen jubeln.
- Der Grüne-Stadtchef Georg Willi geht Ende April in die Stichwahl gegen Johannes Anzengruber (JA-Jetzt Innsbruck).
- Auch bei der Listenwahl lagen die Grünen vorne.
- Florian Tursky blieb mit seinem Wahlbündnis "das Neue Innsbruck" indessen weit hinter den Erwartungen zurück.
- 13 Listen bewarben sich um die 40 Gemeinderatssitze.