Nächste Spaltung: ÖVP-Vize Anzengruber tritt mit eigener Liste an
Der designierte Bürgermeisterkandidat des neuen bürgerlichen Bündnisses für die Innsbrucker Gemeinderatswahl im kommenden Frühjahr, Florian Tursky (ÖVP), bekommt Konkurrenz aus dem eigenen Stall: Der mit der Partei im Unfrieden lebende ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber tritt bei der Wahl als Bürgermeisterkandidat mit einer eigenen Liste an. Dies erfuhr die APA kurz vor einer "Persönlichen Erklärung" Anzengrubers am Donnerstag in Innsbruck aus sicherer Quelle.
Präsentation des Parteiprogramms
Beim ÖVP-Stadtparteitag am 3. November wird der frühere Almpächter nicht - wie ursprünglich angekündigt - gegen Tursky um den Posten des ÖVP-Stadtparteiobmannes rittern. Angesichts des Antretens mit einer konkurrierenden Liste wird nun erwartet, dass Anzengruber aus der Partei ausgeschlossen wird.
Anzengruber will nun eine "breite bürgerliche Bewegung" auf die Beine stellen. Die Proponenten dieser Bewegung sowie das Programm sollen in den nächsten Wochen präsentiert werden.
Angespanntes Verhältnis
Das Verhältnis Anzengruber und ÖVP galt in den vergangenen Wochen und Monaten als mehr als angespannt. Ein politischer Bruch war im Prinzip vor der nunmehrigen Bekanntgabe einer eigenen Kandidatur bereits eingetreten.
Zu einer Eskalation kam es dann Ende August: Der Vizebürgermeister richtete in einem publik gewordenen "Offenen Brief" an Landesparteiobmann und Landeshauptmann Anton Mattle diesem aus, Bürgermeisterkandidat werden zu wollen. Außerdem drängte er auf eine Mitgliederbefragung, um diese Frage zu klären. Die Tiroler ÖVP reagierte jedenfalls sehr verärgert über Anzengrubers Vorgehen, schließlich traf sich dieser Tage zuvor mit Mattle zu einem persönlichen Gespräch.
Alleingänge und kein Teamplayer?
Es war ein offenes Geheimnis, dass weder Stadt- noch Landes-ÖVP - und vor allem auch nicht der jetzige Bündnispartner "Für Innsbruck" unter Ex-Bürgermeisterin Chrstine Oppitz-Plörer - Anzengruber als Herausforderer von Grünen-Stadtchef Georg Willi wollten. Letztlich kam es zur Personalie Tursky, über die bereits lange spekuliert worden war.
Anzengruber wurde es parteiintern nicht zugetraut, Willi aus dem Amt zu kegeln. Zudem wurden ihm Alleingänge, mangelnde Teamfähigkeit und ein zu enges Verhältnis zum politischen Gegner Willi angekreidet.
Umstrittene Karten-Aktion
Nach der Designierung Turskys als Parteichef für den Stadtparteiobmann Anfang Oktober übte Anzengruber zudem scharfe, offene Kritik an der Partei. Damals bekundete er aber noch, auf jeden Fall am Stadtparteitag antreten zu wollen.
Zuletzt geriet der schwarze Vizebürgermeister auch noch wegen einer umstrittenen Verteilung von "Erlebnis Cards Tirol", unter anderem an Feuerwehrmitglieder, ins Visier. Die Stadt schaltete letztlich die Staatsanwaltschaft ein. Eine magistratsinterne Prüfung habe ergeben, dass bei "Verdacht einer strafbaren Handlung" Anzeigepflicht bestehe, hieß es. Anzengruber begrüßte in einer Reaktion, dass die Sache nun "unvoreingenommen geprüft" werde.
Der Vizebürgermeister sah in der Karten-Aktion nichts Verwerfliches, im Gegenteil. Er betonte, dass er nur als Vermittler tätig geworden sei und die Karten weder der Stadt noch ihm persönlich geschenkt worden waren.
Zusammenfassung
- Der ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber tritt bei der nächsten Innsbruck-Wahl mit einer eigenen Liste an.
- Damit bekommt designierte Bürgermeisterkandidat des neuen bürgerlichen Bündnisses, Florian Tursky (ÖVP), Konkurrenz aus dem eigenen Stall.
- Das Verhältnis Anzengruber und ÖVP galt in den vergangenen Wochen und Monaten als mehr als angespannt.
- Anzengruber wurden Alleingänge, mangelnde Teamfähigkeit und ein zu enges Verhältnis zum politischen Gegner Georg Willi angekreidet.