Inklusion: Behindertenrat sieht großen Nachholbedarf
In Österreich leben rund 400.000 Personen mit einem Behindertenpass. Im Jahr 2008 trat in Österreich die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft - diese Vereinbarung sieht der Österreichische Behindertenrat bis heute nicht umgesetzt. Der Behindertenrat ist in Österreich die Interessensvertretung von 1,4 Millionen Österreicher:innen.
Am Freitag wird der Bundesregierung ein Forderungspaket übergeben. Aktuell sieht der Rat eine Lücke bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderung.
Die Forderungen im Überblick:
- ein inklusives Bildungssystem
- bedarfsgerechte, bundeseinheitliche Persönliche Assistenz
- barrierefreie Gebäude
- Kommunikation und Online-Anwendungen sowie existenzsichernde Arbeit
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Menschen mit Behinderung sollen in ganz Österreich die gleichen Chancen und in allen Lebensbereichen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Darauf soll es auch einen Rechtsanspruch geben. 2022 hatte der Ministerrat den Nationalen Aktionsplan Behinderung beschlossen, diese 250 Maßnahmen will der Behindertenrat umgesetzt sehen.
In Österreich sei vieles bekannt, dass Menschen behindere. Es läge nun an der Politik eine Umsetzung der geforderten und bereits politisch beschlossenen Maßnahmen zu ermöglichen.
Eine weitgehend barrierefreie Umwelt, so schreibt der Behindertenrat, komme allen Menschen zugute. Für Menschen mit Behinderung ist sie die Grundvoraussetzung für die Erleichterung ihres Alltags. Die Barrierefreiheit soll in alle Lebensbereiche miteinbezogen werden.
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Gewaltprävention und Mitgemeinte
Neben der Finanzierung ist auch der Schutz von Menschen mit Behinderungen ein großes Anliegen des Rates: Für die Gewaltprävention und den Opferschutz brauche es Expert:innen. Für Organisationen, die das leisten, soll es konkrete Förderungen geben.
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Es geht auch um die Anderen: Menschen ohne Behinderung sollen für das Thema sensibilisiert werden, dafür soll es Kampagnen geben. All diese Angebote sollen bundesweit verfügbar und langfristig gesichert sein.
Am Donnerstag waren auch zwei Journalist:innen von andererseits bei PULS 24 zu Gast und haben über ihre Dokumentation zu "Licht ins Dunkel" gesprochen.
Katharina Brunner und Sebastian Gruber im Interview.
"Licht im Dunkel" in der Kritik
Der Umgang mit Menschen mit Behinderung steht anlässlich des internationalen Tages der Menschen mit Behinderungen im Fokus. Zuletzt kam die etablierte österreichische Fernsehgala "Licht ins Dunkel" unter Kritik: Das Medium "andererseits" kritisiert das Format in einer Doku: Es seien "Almosen", die keine echte Politik ersetzen würden.
https://twitter.com/andererseits11/status/1597842845406486528
Die Politik:erinnen würden sich in der Sendung "Licht ins Dunkel" zur Schau stellen und dann aber nichts für Menschen mit Behinderung tun. Der ORF-Spendenchef Pius Strobl findet, dass nicht nachvollziehbar, "Licht ins Dunkel" würde einen großen Beitrag zur Inklusion von Menschen mit Behinderung leisten. Am Donnerstag kündigte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann einen runden Tisch mit Vertreter:innen an.
Zusammenfassung
- Am Freitag übergibt der Österreichische Behindertenrat der Regierung ein Forderungspaket.
- Gefordert werden ein inklusives Bildungssystem, bedarfsgerechte und bundeseinheitliche Persönliche Assistenz, barrierefreie Gebäude, Kommunikation und Online-Anwendungen und sowie existenzsichernde Arbeit.
- Aktuell ist der Umgang von Menschen mit Behinderung in Österreich stark im Fokus, weil inklusives Recherchekollektiv die Abschaffung der Spendenverantaltung "Licht ins Dunkel" fordert - weil das seien Almosen, Menschen mit Behinderung wollen Rechte.