Würstelstand-Wien-Wahl 2025PULS 24

Wien-Wahl

So wählen die Wiener Würstler

Heute, 09:05 · Lesedauer 4 min

Kaum etwas hat in Wien so lange Bestand wie die Würstelstände. "Stolze Wiener" nennen sich die Betreiber daher. Wählen am 27. April steht für sie also außer Frage. Zumal sie Fixpunkt des Wiener Stadtbilds bleiben wollen. "Das mit den neuen Standplätzen ist schwierig, Herr Bürgermeister", sagt ein Würstelstand-Betreiber zu PULS 24 im Rahmen der Serie "Wie Wien wählt".

Wenn zwischen Währinger und Döblinger Gürtel um 10.00 Uhr die Rollos hochfahren, brutzeln Käsekrainer und Bratwurst schon am Grill. Dass sich schon am späten Vormittag Kund:innen vor dem türkisen Standl "Leo" einreihen, verwundert nicht. 

Seit 1932 steht es hier, nur betreibt es mittlerweile nicht mehr "Leo", sondern Patrick Tondl. Er begreift sich als "stolzen Wiener", auch wegen des Stellenwerts der "Würstler" in der Hauptstadt. Etwas, das so bleiben soll. Nicht zuletzt hatte man etwa um die Aufnahme der Wiener Würstelstände als immaterielles UNESCO-Kulturerbe gekämpft. 

Politische Rückendeckung erhielt man von SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig. Mit der Arbeit der Stadtregierung sei man, angesprochen auf die anstehende Wien-Wahl, also großteils zufrieden, so Tondl. "Es sollte keine extreme Umkehr sein, von dem, was schon gemacht wird, und gleichzeitig sollte man einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess führen", so seine Wünsche. 

Aktuell stößt er sich allerdings an der umsatzabhängigen Gebrauchsabgabe. Ihm sei klar, dass "wir was zahlen müssen, weil wir am öffentlichen Gemeindegrund stehen", so Tondl. Doch 2021 habe man die Abgabe auf vier Prozent erhöht. Das sei hart gewesen. Zumal man zuvor nicht informiert wurde und Standl-Betreiber oft mehr zahlen als Wirte mit Schanigärten im ersten Bezirk, moniert er. 

Für viele sei das eine große Herausforderung. Ein "großes Thema" seien auch die Genehmigungen, die man braucht, um ein Standl aufstellen zu können. Diese seien nämlich befristet und das "schafft Unsicherheit". "Es ist schon einmal vorgekommen, dass ein Standl die Verlängerung nicht bekommen hat und wegmusste", so Tondl verärgert.

"Mehr Sicherheit" für "Würstler" 

"Neue Standplätze sind schwierig, lieber Herr Bürgermeister!", schließt sich auch Mike Lanner mit seiner Kritik an. Er steht direkt vor einem seiner Imbisse mit Namen "Wiener Würstelstand" an der U4-Station Spittelau am Josef-Holaubek-Platz. Seine Kappe mit Aufschrift "Wurst" muss er erst zurechtrichten. Den Pullover hat er passend dazu abgestimmt. 

Ein "Vollblut-Würstler" also, mit Durchsetzungswillen. Denn seine Würstelstände - der zweite steht in der Josefstädter Pfeilgasse - sind die ersten biozertifizierten Wiens. Erst 2023 machte er seinen zweiten Stand in Spittelau auf. Er weiß also: "Wenn man wachsen oder einen neuen Standplatz will, ist das manchmal schwierig", so Lanner.

Eigentlich sollten "so kleine Platzl, wo sich die Leute treffen, was sehr Wünschenswertes sein", meint er und dreht sich symbolisch zu den Sitzplätzen hinter ihm um. 

"Mehr Sicherheit" ist es also, was die Betreiber wollen, sagt Tondl. Auch, wenn das "meckern auf sehr hohem Niveau" sei. Die Beanstandungen seien "sehr spezifisch". 

Größere Baustellen sehe er eher im Gesundheitsbereich. Auch Lanner nennt Soziales oder die Klimakrise als Punkte mit Verbesserungsbedarf. Gleichzeitig meint er: "Ich wäre kein echter Wiener, wenn ich nicht sagen würde, es geht immer besser", schmunzelt er. 

Zudem seien die meisten seiner Mitarbeiter gar nicht wahlberechtigt, so Tondl. Gerade deswegen waren einige Wiener Würstelstände auch Austragungsort für die Pass Egal Wahl von SOS Mitmensch. 

Dass die beiden am 27. April ein "Kreuzerl" machen werden, ist fix. Bei wem, lassen sie allerdings offen.

Hat Ludwig die Stimme er Würstler? 

Bürgermeister Ludwig hat sich ob des Einsatzes beim UNESCO-Kulturerbe ein gewisses Standing bei den "Würstlern" in der Stadt erarbeitet, hört man raus. Vielleicht kann er bei einem Stelldichein samt Wurst (auch vegan) und 16er-Blech vor der Wien-Wahl noch die Gunst der Betreiber erlangen.

Immerhin seien gerade die Würstelstände Orte, an denen "Leut' zamkommen, die im Alltag nix miteinander zu tun haben". 

Video: Weltkulturerbe Wiener Würstelstand

Zusammenfassung
  • Kaum etwas hat in Wien so lange Bestand wie die Würstelstände. "Stolze Wiener" nennen sich die Betreiber daher.
  • Wählen am 27. April steht für sie also außer Frage. Zumal sie Fixpunkt des Wiener Stadtbilds bleiben wollen.
  • "Das mit den neuen Standplätzen ist schwierig, Herr Bürgermeister", sagt ein Würstelstand-Betreiber PULS 24.