Indien und China bemühen sich um Abkühlung im Grenzkonflikt
Nach dem Zwischenfall an der chinesisch-indischen Grenze mit mehreren Toten sind beide Staaten um Deeskalation bemüht. Spitzenpolitiker Indiens und Chinas telefonierten am Mittwoch miteinander. Die Volksrepublik wolle keine weiteren Zusammenstöße, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch in Peking. Beide Länder versuchten, den Konflikt so rasch wie möglich zu lösen.
Derzeit sei die Lage an der Grenze im Himalaya stabil und unter Kontrolle. Ähnlich äußerte sich das indische Außenministerium. Keine Seite werde Schritte unternehmen, um die Lage zu eskalieren, sondern Frieden und Ruhe gewährleisten, hieß es in einer Erklärung.
Der chinesische Spitzendiplomat Wang Yi und der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar berieten nach Angaben beider Staaten am Telefon über den Vorfall. Wang habe gesagt, Indien solle diejenigen hart bestrafen, die für den Konflikt verantwortlich seien und seine Grenzsoldaten kontrollieren, teilte das chinesische Außenministerium nach dem Telefonat mit.
Jaishankar habe seinen Protest ausgedrückt, erklärte das indische Außenministerium. China habe versucht, eine Struktur auf indisch kontrolliertem Gebiet zu errichten, habe der Minister seinem Gesprächspartner vorgehalten.
Die beiden Atommächte werfen einander vor, für den tödlichen Zwischenfall am Montag im entlegenen Galwan-Tal verantwortlich zu sein. Nach indischer Darstellung kam es zu einer Schlägerei zwischen Soldaten beider Staaten. Chinesische Soldaten seien mit Schlagstöcken und Steinen auf die indischen Soldaten losgegangen. Mindestens 20 Inder seien ums Leben gekommen. Auch chinesische Soldaten sollen getötet worden sein.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte, der Vorfall habe sich ereignet, als indische Soldaten "die Linie überschritten, illegal gehandelt, Chinesen provoziert und angegriffen haben". Dies habe zu einem ernsten Konflikt zwischen beiden Seiten, zu Verletzungen und Tod geführt. Von Opfern auf chinesischer Seite sei ihm nichts bekannt. Indische Medien hatten von mindestens 45 Verletzten oder Toten auf chinesischer Seite berichtet.
"Wir provozieren niemals jemanden", sagte Indiens Ministerpräsident Narendra Modi im Fernsehen. "Es sollte kein Zweifel darüber bestehen, dass Indien Frieden will. Aber wenn Indien provoziert wird, wird es eine angemessene Antwort geben."
China und Indien hatten sich 1962 einen kurzen Grenzkrieg geliefert. Sie haben die Streitigkeiten über den Grenzverlauf seither nicht beigelegt. Schüsse sind in den vergangenen Jahren nicht gefallen, es kam aber immer wieder zu Handgreiflichkeiten.
Zusammenfassung
- Nach dem Zwischenfall an der chinesisch-indischen Grenze mit mehreren Toten sind beide Staaten um Deeskalation bemüht.
- Die Volksrepublik wolle keine weiteren Zusammenstöße, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Mittwoch in Peking.
- Chinesische Soldaten seien mit Schlagstöcken und Steinen auf die indischen Soldaten losgegangen.
- "Wir provozieren niemals jemanden", sagte Indiens Ministerpräsident Narendra Modi im Fernsehen.