"Ibiza-Detektiv" Hessenthaler nach Verurteilung: "Würde es wieder machen"
Der "Ibiza-Detektiv" Julian Hessenthaler sagt im ersten Interview nach seiner Verurteilung, dass er sich "nicht als Bauernopfer sehe". Dennoch glaubt er: "Es bestand generell ein Interesse daran, Ibiza in irgendeiner Form zu verurteilen". Wegen des Ibiza-Videos konnte er nicht angeklagt werden, darum sei er wegen der Drogen vor Gericht gelandet, sagt er. Es sei für "gewisse Kreise unannehmbar" gewesen, "dass der Hersteller des Ibiza-Videos straffrei davonkommt". Er sehe "durchaus eine politische Dimension hinter dieser Haft".
Fragt man Hessenthaler nach diesen "Kreisen", nennt er als Beispiele den suspendierten Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek und den suspendierten Chef der Oberstaatsanwalt Wien, Johann Fuchs, die sich laut Hessenthaler "intensiv in diese Richtung ausgetauscht" hätten.
Er nennt den ehemaligen SOKO-Chef Andreas Holzer (inzwischen Chef des Bundeskriminalamtes), der "in seiner Art und Weise, die Ermittlungen zu führen, wohl massives Interesse an den Tag gelegt hat, hier Belastungen zu finden und auch verurteilen zu lassen". Und es gebe, so der "Ibiza-Detektiv", einen "gewissen Prozentsatz in diesem Land", der glaube, dass das Ibiza-Video bestraft gehöre. So habe es auch in "diversen politisch rechts gerichteten Medien" eine "Hetze" gegen ihn gegeben, sagt er.
Kaltenbrunner: "Er hat sich akribisch vorbereitet"
Massive Vorwürfe erhebt Hessenthaler auch gegen den Richter. Die Verfahrensführung sei "ans Absurde grenzend" gewesen. Der Richter sei "polternd" gewesen, habe Suggestivfragen gestellt, Zeugen "Antworten in den Mund gelegt" und die Verteidigung unterbrochen.
Leidtragender, kein Bauernopfer
Hessenthaler steckt aber nicht alleine hinter dem Ibiza-Video, auch ein Wiener Anwalt soll daran beteiligt gewesen sein. Der Detektiv sieht sich aber als das "leichter angreifbare Ziel als ein unbescholtener Rechtsanwalt". Daher sei er vor Gericht gelandet und nicht der Anwalt. Außerdem sei er es gewesen, der das Video an die Öffentlichkeit getragen habe Er sieht sich als "Leidtragenden", aber nicht als "Bauernopfer". Er habe gewusst, was er lostrete.
Obwohl er nun zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, sagt Hessenthaler heute, dass er das Video wieder machen würde. Es sei "wichtig" gewesen für das Land. Große politische Motive habe er anfangs aber nicht gehabt. "Ich kannte den Namen Gudenus vorher überhaupt nicht", sagt er etwa. Finanzielle Motive streitet er aber auch ab. Es sei anfangs ein Freundschaftsdienst gewesen. Ob er ein Held sei, müssen andere beurteilen, sagt Hessenthaler.
Im Rückblick würde Hessenthaler den folgenschweren Abend in Ibiza aber anders angehen, vor allem Kollateralschäden für Beteiligte minimieren und dafür bei der Planung eher auf professionelle Dienstleister als auf schlichte Bekannte setzen. Vermutlich wäre so einiges vermeidbar und vielleicht sogar eine komplette Verschleierung der Beteiligten möglich gewesen, erklärt Hessenthaler.
Ungeklärter Verbleib der Oligarchin
Zum Verbleib der sogenannten Oligarchin möchte Hessenthaler keine Auskünfte geben. Es würden "absurdeste" Vorwürfe gegen sie erhoben und er habe ihr garantiert, dass sie keine Nachteile erleiden würde. Er "gehe jedenfalls davon aus", dass sie noch lebt.
Das ganze Interview sehen Sie im Newsroom LIVE um 22.20 Uhr auf PULS 24 oder im Livestream.
Zusammenfassung
- Der "Ibiza-Detektiv" Julian Hessenthaler spricht in einem ausführlichen Interview mit PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner in der Justizanstalt St. Pölten über das Urteil gegen ihn, das Ibiza-Video, den Verbleib der Oligarchin und seine Motive.