Ibiza-Detektiv im U-Ausschuss: Angebote, Drohungen und Böhmermanns Rolle
Julian H., jener Privatdetektiv, der die Video-Falle für Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sowie Ex-Klubchef Johann Gudenus inszenierte, war am Donnerstag als Auskunftsperson im U-Ausschuss. Er sieht sich selbst als Opfer, wie er selbst sagte. Gegen ihn werde aufgrund von "konstruierten Vorwürfen" ermittelt, um ihn "mundtot zu machen", kritsierte er in seinem Eingangsstatement. Die Ermittlungen wegen Drogenbesitzes und Erpressung (er befindet sich deshalb in Untersuchungshaft) seien haltlos. "Es ist schwer zu glauben, dass Österreich ein gefestigter Rechtsstaat sein soll", sagte er etwas drastisch in seinem Eingangsstatement.
Angebote aus "Glücksspielumfeld"
Er wiederholte seine Aussage, dass er durch "Mittelsmänner aus dem Glücksspiel-Umfeld", wie er sagte, Angebote erhalten hatte, die SPÖ und den NEOS-Spender und Unternehmer Hans Peter Haselsteiner gegen Geld als Auftraggeber zu nennen. Auch habe es nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos zahlreiche Angebote - von 10.000 bis zwei Millionen Euro - für das vollständige Video erhalten. Er sei aber auf keines eingegangen, denn er habe nie Geld dafür wollen, sagte H. "Es ist nie Geld geflossen", betonte er, auch und besonders "weder vom 'Spiegel' noch von der 'Süddeutschen'" oder anderen Medien oder Parteien. Das wurde vor allem von der FPÖ bezweifelt. Auch Erpressungsversuche habe es keine gegeben.
Er sei kein "politischer Aktivist", aber u.a. durch den Trump-Wahlsieg und die Untersuchung möglichen russischen EInflusses politisch interessiert geworden, sagte H. Er habe von Straches Ex-Leibwächter Hinweise auf Geldzahlungen - andeutungsweise aus Russland - erhalten und sei an Behörden herangetreten. "Das Ibiza-Video wäre nicht nötig gewesen, wenn die Behörden damals entsprechend aktiv geworden wären", sagte er.
Drohungen und Veröffentlichung wegen Böhmermann
Auch über Drohungen berichtete H., insbesondere nach der Rede des Satirikers Jan Böhmermann bei der Romy-Gala 2019. Böhmermann hatte damals - im April 2019 - gemeint, er sitze "zugekokst in einer Oligarchenvilla auf Ibiza". Daraufhin habe es Drohungen gegen ihn - Julian H. - gegeben. Das sei auch der Anlass zur Veröffentlichung des Videos gewesen. "Warum nicht früher?", fragte ÖVP-Mandatar Stocker. Er habe eine Veröffentlichungsmöglichkeit gesucht, aber den österreichischen Medien nicht vertraut, sagte H.
ÖVP-Warnung an Gudenus
Für Interesse bei den Abgeordneten sorgte auch H.s Schilderung eines Treffens mit Gudenus am Vortag der Ibiza-Falle. Gudenus habe ihm damals gesagt: "Wir müssen aufpassen. Wir wurden aus dem Kurz-Umfeld gewarnt, dass man uns eine Video-Falle stellen will." Das sei für Julian H. "ein Schock gewesen", erzählte er, denn er habe ja genau das für den nächsten Tag geplant gehabt.
Gudenus schöpfte aber bezüglich der vermeintlichen Oligarchennichte keinen Verdacht, man sprach bei dem Treffen in einem Beach Club auf Ibiza am Vortag noch über "Außerirdische, Ufos und Energielinien", schilderte H. Der Lockvogel - die falsche Oligarchin - sei vor dem Treffen einige Stunden vorbereitet worden. Länger sei nicht notwendig gewesen, "sie ist sehr intelligent", sagte H. Ob er wisse, wie es der Frau - die nach wie vor zur Fahndung ausgeschrieben ist - aktuell gehe, fragte der FPÖ-Fraktionsvorsitzende Christian Hafenecker. "Ich entschlage mich der Aussage", sagte H.
Wortgefecht zwischen Vertrauensperson und Hafenecker
Für Unmut zu Beginn der Befragung sorgte die Vertrauensperson von H., Rechtsanwalt Alfred Noll (von 2017 bis 2019 Mandatar der Liste Pilz). Mehrmals beklagten sich Abgeordnete, dass dieser aktiv in die Befragung eingreife und sich an den Zeugen wende, was laut Geschäftsordnung nicht zulässig ist. Für eine Unterbrechung sorgte eine Beobachtung des ÖVP-Abgeordneten Christian Stocker: Nachdem FPÖ-Fraktionssprecher Christian Hafenecker gemeint hatte, man sei ja nicht dumm, soll Noll gemurmelt haben: "Naja..." Es kam zu einem Wortgefecht und einer nicht-medienöffentlichen Stehung, die die Gemüter dann offenbar wieder beruhigte.
Zusammenfassung
- Julian H., jener Privatdetektiv, der die Video-Falle für Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sowie Ex-Klubchef Johann Gudenus inszenierte, war am Donnerstag als Auskunftsperson im U-Ausschuss.
- Er sieht sich selbst als Opfer, wie er selbst sagte. Gegen ihn werde aufgrund von "konstruierten Vorwürfen" ermittelt, um ihn "mundtot zu machen", kritsierte er in seinem Eingangsstatement.
- Er sei kein "politischer Aktivist", aber u.a. durch den Trump-Wahlsieg und die Untersuchung möglichen russischen EInflusses politisch interessiert geworden, sagte H.
- Für Interesse bei den Abgeordneten sorgte auch H.s Schilderung eines Treffens mit Gudenus am Vortag der Ibiza-Falle. Gudenus habe ihm damals gesagt: "Wir müssen aufpassen."
- Gudenus schöpfte aber bezüglich der vermeintlichen Oligarchennichte keinen Verdacht
- Für Unmut zu Beginn der Befragung sorgte die Vertrauensperson von H., Rechtsanwalt Alfred Noll (von 2017 bis 2019 Mandatar der Liste Pilz). Mehrmals beklagten sich Abgeordnete, dass dieser aktiv in die Befragung eingreife.