APA/ROLAND SCHLAGER

"Ibiza-Detektiv" Julian H. zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt

Am Mittwoch fiel das Urteil im Drogenprozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Ibiza-Videos, Julian Hessenthaler: Schuldig für den Tatvorwurf der Urkundenfälschung, schuldig bezüglich des Drogenhandels. Das Urteil - dreieinhalb Jahre Haft - ist nicht rechtskräftig.

Mit dreieinhalb Jahren Haft hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Ibiza-Videos, Julian Hessenthaler, am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten geendet. Der 41-Jährige wurde wegen Kokainhandels sowie wegen Annahme, Weitergabe oder Besitzes falscher oder gefälschter besonders geschützter Urkunden und Fälschung besonders geschützter Urkunden schuldig gesprochen. Die Verteidigung meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Delikte

Hessenthaler wurde schuldig gesprochen, 2017 und 2018 insgesamt 1,25 Kilo Kokain in Niederösterreich, in Salzburg und Oberösterreich zu einem Grammpreis von 40 Euro an einen Bekannten übergeben zu haben. Weiters wurde er verurteilt, einen gefälschten slowenischen Personalausweis und Führerschein, die auf den Namen einer rumänischen Bekannten lauteten, besessen und übergeben sowie bei einer Polizeikontrolle am 7. Mai 2019 in Wien eine gefälschte slowenische Lenkberechtigung vorgewiesen zu haben.

Zeugen "glaubwürdig"

Es gebe "keinen Anhaltspunkt", dass Zahlungen für eine Falschaussage geleistet wurden, meinte der Richter in der Urteilsbegründung: Der zeitliche Konnex zwischen Bezahlung und der ersten Belastung eineinhalb Jahre später passe nicht.

Die Belastungszeugen haben nach Ansicht des Gerichts einen "glaubwürdigen Eindruck vermittelt, was die Anlastungen betrifft" und ihre Aussagen nicht abgesprochen. Die Frau habe bereits bei ihrer Festnahme von drei Suchtgiftlieferungen an Hessenthaler gesprochen, von denen später auch der frühere Geschäftspartner des 41-Jährigen berichtete. Die Aussagen der beiden zu drei Drogenübergaben "überschneiden sich trotz zahlreicher Widersprüche", sagte der Richter.

Aussagen der Rechtsanwälte seien in die Richtung gegangen, dass ein Urteil nicht im Sinne der Verteidigung Ausfluss von politischer Einflussnahme sei, meinte der Richter. "Ich kann Ihnen versichern, das ist nicht der Fall."

Klenk vor der Urteilsverkündung

Der Angeklagte war Mitte Dezember 2020 in Berlin mit Europäischem Haftbefehl festgenommen und in der Folge an Österreich ausgeliefert worden. Der Prozess startete am 8. September, die Verhandlung wurde mehrmals vertagt.

Ibiza-Video

Hessenthaler soll das Video produziert haben, auf dem der damalige FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache und FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in einer Villa auf Ibiza im Gespräch mit einer vermeintlichen Oligarchennichte zu sehen sind. Nach Veröffentlichung der Aufnahmen im Mai 2019 verloren nicht nur Strache und Gudenus ihre Jobs, sondern es kam auch zum Bruch der türkis-blauen Koalition. Eine Neuwahl war die Folge.

TV-Tipp:  Gundula Geiginger begrüßt in "Die Politik-Insider" den ehemaligen FPÖ-Politiker Johann Gudenus und Falter-Chefredakteur Florian Klenk zum Urteil gegen "Ibiza-Detektiv" Julian H. "Die Politik-Insider" – Mittwoch, 30. März, 22:45 Uhr auf PULS 24 sowie im Livestream auf der ZAPPN App.

ribbon Zusammenfassung
  • Mit dreieinhalb Jahren Haft hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Drahtzieher des Ibiza-Videos, Julian Hessenthaler, am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten geendet.
  • Der 41-Jährige wurde wegen Kokainhandels sowie wegen Annahme, Weitergabe oder Besitzes falscher oder gefälschter besonders geschützter Urkunden und Fälschung besonders geschützter Urkunden schuldig gesprochen.
  • Die Verteidigung meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.
  • Damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.