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Hitzewelle in Gaza: Kein sauberes Wasser, Kinder verhungern

Seit mehr als acht Monaten herrscht im Gazastreifen Krieg, die Lage in dem kleinen Küstenstreifen spitzt sich laufend weiter zu. Eine Hitzewelle droht eine massive Gesundheitskrise auszulösen, warnt die WHO. Es gebe zu wenig sauberes Wasser, immer mehr Menschen erkranken - darunter auch viele Kinder.

Eingefallenes Gesicht, abgemagerte Arme und Beine: Eyad Hegazi war nur mehr Haut und Knochen, als er in einem Krankenhaus in Gaza starb. Ein Bild zeigt, wie seine Schwester den Zehnjährigen völlig aufgelöst in ihren Armen trägt.

Nach mehr als acht Monaten Krieg war er stark unterernährt - wie mittlerweile viele Kinder in Gaza.

So auch der neunjährige Yunis Jumaa. Er lebt noch, ist aber ebenfalls stark abgemagert. Zuvor sei er bei "bester Gesundheit" gewesen, erzählt seine Mutter der "BBC". Mittlerweile leide er an Unterernährung und Dehydrierung. 

"Es gibt kein Wasser in Flaschen. Die Kinder müssen einen weiten Weg zurücklegen - wenn sie Wasser holen, kommt es verunreinigt bei uns an", sagt Yunis' Mutter.

Sengende Hitze im Zelt

Rund 67 Prozent der Wasser- und Sanitätsanlagen sowie der Infrastruktur seien mittlerweile zerstört oder beschädigt, berichtete Palästinenser-Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) am Donnerstag.  

Die Situation droht sich nun weiter zu verschlimmern. In Gaza wütet aktuell eine Hitzewelle, die Temperaturen knacken die 30er-Marke. Noch heißer ist es in den provisorischen Zeltlagern, die Planen bieten kaum Schutz vor der Sonne. 

"Die Temperatur in unserem Zelt ist unvorstellbar hoch, und das Wasser, das wir trinken, ist definitiv verunreinigt, denn sowohl junge als auch alte Menschen werden krank", schildert Ibrahim Muhmmad al-Jalat der BBC. 

Video: Dutzende Tote nach israelischem Angriff auf Schule

Kaum sauberes Wasser

Er ist einer der rund 1,7 Millionen Menschen, die durch den Krieg vertrieben wurden. Auslöser des Krieges war das Massaker der Hamas, die am 7. Oktober Israel überfiel und mehr als 1.200 Menschen tötete, sowie etwa 240 Geiseln nahm.

Israel holte zum Gegenschlag aus, seit Kriegsbeginn sind im Gazastreifen laut dem Hamas-geführten Gesundheitsministerium mindestens 37.396 Menschen getötet worden. 

Die Beschaffung von Wasser wird für die vertriebenen Palästinenser:innen immer komplizierter. An den Ausgabestellen bilden sich lange Schlangen, das meiste Wasser ist verunreinigt, die Menschen müssen es trotzdem trinken.

Drastischer Anstieg an Durchfallerkrankungen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte am Freitag, dass aufgrund des Mangels an Wasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung eine massive Gesundheitskrise drohe.

Zu dem verkeimten Wasser komme hinzu, dass "durch die hohen Temperaturen" mehr Lebensmittel verderben, so Richard Peeperkorn, WHO-Vertreter für den Gazastreifen. Die Folge seien Moskitos und Fliegen, aber auch Dehydrierung und Hitzschlag.

In Gaza sei die Zahl der Durchfallerkrankungen bereits jetzt 25-mal höher als gewöhnlich, fügte Peeperkorn hinzu. Laut WHO steht verunreinigtes Wasser in Zusammenhang mit Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Ruhr oder Hepatitis A.

Unterdessen behauptete der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu bereits Ende Mai, dass es im südlichen Gazastreifen keine humanitäre Krise gebe. Die Fotos und Berichte aus Gaza zeichnen da ein anderes Bild.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit mehr als acht Monaten herrscht im Gazastreifen Krieg, die Lage in dem kleinen Küstenstreifen spitzt sich laufend weiter zu.
  • Eine Hitzewelle droht eine massive Gesundheitskrise auszulösen, warnt die WHO.
  • Es gebe zu wenig sauberes Wasser, immer mehr Menschen erkranken.
  • Eingefallenes Gesicht, abgemagerte Arme und Beine: Eyad Hegazi war nur mehr Haut und Knochen, als er in einem Krankenhaus in Gaza mit zehn Jahren starb.
  • Nach mehr als acht Monaten Krieg war er stark unterernährt - wie mittlerweile viele Kinder in Gaza.
  • Rund 67 Prozent der Wasser- und Sanitätsanlagen sowie der Infrastruktur seien mittlerweile zerstört oder beschädigt.