Schützenhofer: "Gebt Drexler eure Stimme"
Zu Gast war auch Bundeskanzler Karl Nehammer, der Drexler viel Lob mit auf den Weg gab. Schützenhöfer appellierte in einer bewegten Abschiedsrede, Drexler zu unterstützen, sowie: "Bleibt zuversichtlich und mutig."
Bundesparteiobmann Nehammer sagte in einem von Landesgeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg geführten Interview u. a., Graz und die Steiermark seien für ihn "ein kraftgebender Platz". Nehammer streifte thematisch Ukrainekrieg, Teuerung, Inflation, Energiekrise und sagte, es brauche Lösungen und Haltung.
Reformkoalition in Steiermark: "Ein hartes Stück Arbeit"
Die Abschaffung der kalten Progression sei geschuldet dem Selbstverständnis und der Solidarität der Partei. Wie es in Zukunft weitergehe, wollte Eisel-Eiselsberg wissen. Nehammer nannte Familienbonus, Familienbeihilfe, Klimabonus, "wichtige Maßnahmen, um die Menschen auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten." Was Nehammer zu Schützenhöfer und Drexler einfalle? "Den Hermann zeichnet aus, was mich auch immer inspiriert hat, sein Mut und seine Klarheit, das auch durchzuziehen." Die Reformkoalition (aus ÖVP und SPÖ, Anm.) in der Steiermark sei ein hartes Stück Arbeit.
Bei Drexler schätze er, so Nehammer, dass dieser "unheimlich neugierig" sei, leidenschaftlich diskutiere und immer um die besten Lösungen ringe. Drexler blicke weit über den Tellerrand des eigenen Wissens hinaus. "Mit dem Christopher an meiner Seite weiß ich, dass wir die Herausforderungen der Zukunft meistern", sagte Nehammer. Dann verbreitete der Bundesparteichef Zuversicht: Eine der guten Nachrichten sei ja, dass man für den Winter mit Gas ausreichend gerüstet sei. Aus der Pandemie sei man stärker herausgekommen als hineingegangen. "Die Aufgabe der Volkspartei ist es, Mut zu verbreiten", so Nehammer unter heftigem Applaus.
Die Politik war sein Beruf, die Steiermark sein Leben
Gezeigt wurde dann ein Film über Schützenhöfers politisches Leben, betitelt "Sieben Minuten für 52 Jahre", so lange war "Schützi" in der Politik, der Kurz-Streifen porträtierte den Alt-LH u.a. mit einigen Großen dieser Welt und dem Resümee: "Die Politik war sein Beruf, die Steiermark sein Leben." Schützenhöfer bat in seiner Rede als Abschied an seine Partei gewohnt launig - und minutenlang vergeblich - um Ruhe: "Bitte net applaudieren. Setzen. Des geht ja alles auf mei Zeit." Er sei nun Rentner, habe nun am Abend Freigang, er schlafe gut, weil er die Zeitungen nicht mehr lese.
Übergabe zu Drexler "gut gelungen"
Die Übergabe zu Drexler sei sehr gut gelungen, Drexler habe die Zeit seit Anfang Juli gut genutzt, die Rückmeldungen seien sehr ermutigend. Morgen gehe es um den finalen Start in eine neue Zeit. Christopher Drexler kann es und er will es. Aber er braucht eure Unterstützung, denn die Herausforderungen sind so groß wie nie vor." Dann bat Schützenhöfer mit belegter Stimme: "Gebt ihm bitte morgen eure Stimme."
In seiner Rede kam oft sein politischer Mentor Franz Wegart vor, und die Erwähnung großer Erfolge und schwerer Niederlagen. "Wer schon wie ich einmal ganz unten und zum Schluss kurz ganz oben war, dem vergeht die Schadenfreude", gab er einen seiner Lieblingssprüche zum besten. Das Trauma des Fackelzugs von jungen SPÖlern zur Grazer ÖVP-Zentrale am Abend der Landtagswahlniederlage Anfang Oktober 2005 stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Er schilderte u. a., wie er am ganzen Körper gezittert habe, als er dem legendären steirischen LH Josef Krainer dem Älteren vorgestellt wurde. Dieser habe ihm wertvolle Tipps im Umgang mit den Menschen mit gegeben, sagte Schützenhöfer, bevor er tief in seine Erinnerungen als junger Funktionär eintauchte und eine turbulente Partei- bzw. steirische Welt wieder erstehen ließ, von deren Exponenten "viele nicht mehr unter uns sind." Neu mag vielen gewesen sein, dass Schützenhöfer damals mit Freunden am Land als DJ auflegte, als dies noch nicht so hieß.
Und dass er mit Gefährten einmal eine AK-Wahl anfechten wollte. Der ÖGB und die AK seien für ihn eine harte Schule gewesen, er habe lernen müssen, wie manche mit Minderheiten umgingen. Selbstkritisch merkte er an, dass genau dies aber auch in seiner Partei in Zeiten der absoluten Mehrheit leider der Fall gewesen sei. "Freunde und Freundinnen, man darf nicht drüberfahren", appellierte Schützenhöfer.
Politik muss von "Hochspannungsleitung" herunterkommen
Dann appellierte Schützenhöfer: Österreichs Politik müsse von der "Hochspannungsleitung" der hoch schäumenden Emotionen und der niederträchtigen Aussagen herunterkommen. Die ÖVP habe mit Kanzler Nehammer einen Mann, mit dem die Volkspartei an der Spitze reüssieren könne, so der Alt-LH unter heftigem Klatschen des Saals. Als eine seiner Lebensleistungen nannte er das jahrzehntelange Eintreten für den Mindestlohn, der schließlich Realität geworden sei.
Heute sei die Steiermark zusammen mit Oberösterreich der Wirtschaftsmotor des Staates. Bei manchen Debatten allerdings sei er sich nicht sicher, ob der materielle mit dem geistigen Wohlstands mitgehalten habe. Er habe abschließend einige Bitten: nicht auf die Leistungsträger vergessen, Werte hochhalten, Anständigkeit, Verlässlichkeit, Handschlagqualität einfordern, Haltung zeigen. Dialogbereit sein, denn ohne diesen gebe es keinen Kompromiss und kein Frieden. "Redet mit den Jungen, hört zu, sagt ihnen, sie mögen mitmischen. Und zuletzt: Bleibt zuversichtlich und mutig. Loslassen ist schwer, aber wichtig und unverzichtbar", so Schützenhöfer.
Ehrenobmann der steirischen ÖVP
"Christopher Drexler ist einer, der es mit eurer Hilfe packen kann und packen wird. Wir sind die Nummer eins und die Landeshauptmannpartei und so übergebe ich. Macht es gut. Und vergesst nicht, es ist geradezu ein Gottesgeschenk, in diesem privilegierten Flecken Österreichs, unserer Steiermark zu leben", endete Schützenhöfer. Der Applaus ebbte lange nicht ab, viele Menschen im Saal hielten "Danke, Hermann"-Schilder hoch. Gleich anschließend wurde Schützenhöfer per Akklamation und ohne Gegenstimme zum Ehrenobmann der steirischen Volkspartei.
Rund 1.000 Gäste - davon 310 beschließende Delegierte - wohnten dem ersten Tag des Landesparteitags bei. Die eigentliche Kür von Drexler wird am Samstag am Vormittag in der Halle A der Grazer Messe erfolgen. Landesgeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg wird den Wahlvorschlag einbringen. Es gibt am 24. ordentlichen Landesparteitag der ÖVP - der letzte war 2017 - keinen Gegenkandidaten zu Drexler, dem Wunschnachfolger von Schützenhöfer. Gewählt werden auch sechs Stellvertreter und Stellvertreterinnen, drei Frauen und drei Männer.
Zusammenfassung
- Die steirische ÖVP hat am Freitag spät Nachmittag auf der Grazer Messe ihren zweitägigen Parteitag zur Verabschiedung von Alt-LH Hermann Schützenhöfer als Parteichef und zur Kür seines Nachfolgers an der Spitze der Landesregierung, LH Christopher Drexler,
- Zu Gast war auch Bundeskanzler Karl Nehammer, der Drexler viel Lob mit auf den Weg gab. Schützenhöfer appellierte in einer bewegten Abschiedsrede, Drexler zu unterstützen, sowie: "Bleibt zuversichtlich und mutig."