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Strache und der Boulevard: "Ein gutes Duo"

Als "die größten Huren auf diesem Planeten" bezeichnete Heinz-Christian Strache Journalist:innen einst im berühmten Ibiza-Video. Doch bei "Kronen Zeitung" und "OE 24" suchte er auch nach Verbündeten, wie neue Chats zeigen.

Jüngst gab der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bekannt, bei der Wien-Wahl im kommenden Jahr wieder antreten zu wollen. Derweil ist seine letzte Regierungsbeteiligung im Bund, die mit dem Ibiza-Video endete, noch nicht vollständig aufgearbeitet. 

Im Zuge des U-Ausschusses tauchen immer mehr neue Chats auf, die unter anderem zeigen, wie Strache als Vizekanzler den ORF umbauen wollte. Kritische Journalist:innen sollten laut Recherchen von "Profil" und "Standard" abgesägt werden, auf "Ö3" sollte mehr Andreas Gabalier laufen. Andere, treue, Journalisten sollten hingegen gepusht werden. 

Nicht nur beim "ORF", wie neue Chats zeigen, die das "Profil" am Mittwoch veröffentlichte. Demnach suchte Strache bei den Boulvardmedien "OE 24" und "Kronen Zeitung" in seiner Regierungszeit ebenfalls Verbündete. 

"Muss auch bei ORF tatenlos zusehen"

Engen Austausch soll Strache etwa mit Richard Schmitt, damals Redakteur bei der "Krone", gehabt haben. Bei ihm beschwerte sich Strache etwa über Lena Schilling, die damals als Kopf von "Fridays for Future" erste Aufmerksamkeit bekam. Sie sei "dauernd in den Medien", schrieb Strache. 

Schmitt antwortete am 20. März 2019: "Heftig, schau mir das an". Schmitt, der später für "OE 24" und "Exxpress" tätig war, fragte nach: "Sehen wir uns heut am Abend? Und kannst du mit mir am Nachmittag irgendwann kurz über den ORF reden? Wollen gern helfen, liebe Grüße, Richard"

Es sei in dem Chat um die von der damaligen Regierung geplante ORF-Reform gegangen, durch die die ORF-Gebühr abgeschafft und der öffentlich-rechtliche Sender in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden sollte, gab Schmitt gegenüber dem "Profil" zu.

"Da habe ich mein Wissen über die politische Verhaberung von bekannten ORF-Mitarbeitern angeboten, damit derartige Unsitten endlich abgestellt werden", meinte er. 

Richard SchmittAPA/ROLAND SCHLAGER

Richard Schmitt

Schmitt, den Strache auf Ibiza nicht zu den "Huren" zählte, sondern als einen seiner besten Leute bezeichnete, lieferte dem damaligen FPÖ-Chef laut den Chats auch Interna aus der "Krone". "Hi, nein, derzeit gibt es leider viel zu wenig Anweisungen ... machen einige, was sie wollen" und "ja, leider - muss auch gg ORF tatenlos zusehen ...", schrieb Schmitt an Strache, als dieser sich erkundigte, ob es "von der Chefetage eine Anweisung" gegeben habe "bezüglich Berichterstattung und Krone-Linie gegenüber der FPÖ?" 

Bei den "Anweisungen" habe es sich um die Blattlinie der "Krone" gehandelt, erklärte Schmitt nun dem "Profil". "Es existieren derartige Textnachrichten auch von anderen Politikern anderer Parteien mit mir. Dass Politiker Journalisten kontaktieren, um ihre Inhalte/Ansichten in deren Medien unterzubringen, ist wirklich nicht neu. Dazu kamen viele Anrufe oft bis Mitternacht", zitiert das Nachrichtenmagazin den ehemaligen "Exxpress"-Chefredakteur. 

"Tolle Geschicht als Aufmacher, die Herbert Kickl hilft"

In einer Nachricht, die dem "Kurier" vorliegt, dankte Strache Schmitt für die "wirklich korrekte Berichterstattung". Schmitt dankte wiederum für die "stets tolle Zusammenarbeit". Nachsatz: "Leider fährt die Print ja sehr oft einen anderen 'Kurs'".

Strache wollte daraufhin wissen, wie man bei der Printlinie der "Krone" gegensteuern könne. "Schwierig", so Schmitt. Er verwies aber auf "eine neue tolle Geschicht als Aufmacher, die Herbert Kickl hilft". Im Printbereich sei diese aber nur "klein" gewünscht.

Interventionen bei "OE 24"

Beim Boulevardblatt "OE 24" tat sich Strache anfangs schwerer - die Interventionen dürften dann aber doch erfolgreich gewesen sein.. Wie auch PULS 24 schon berichtete, war es dem damaligen FPÖ-Chef ein Dorn im Auge, dass "FPÖ-Hasser" Ewald Stadler bei Wolfgang Fellners Fernsehdebatten eingeladen wurde. 

Fellners Einladungspolitik sorgte in einer FPÖ-internen WhatsApp-Gruppe für Aufregung. Strache wandte sich aber auch direkt an den Medienmogul, wie das "Profil" nun berichtet. 

"Bezüglich Ewald Stadler bewerten wie (sic!) seine oe24-Einladung als äußerst unfreundlichen Akt uns gegenüber und ersuchen dies zu beenden!", schrieb Strache im Jänner 2019. Fellner reagierte zunächst nicht. 

"Das soll dann bitte er mit Inseraten in Zukunft machen"

Im April versuchte es der FPÖ-Chef erneut - und machte sich einen Termin bei Fellner aus. Danach schien sich das Verhältnis vorerst zu bessern - Strache bot an, einen "OE24-Link" auf "Facebook" zu teilen, Fellner bedankte sich beim damaligen Vizekanzler für "die super-Quote". "Sieht so aus als wären wir ein gutes Duo", hieß es in der Nachricht unter anderem. 

Doch nur wenig später war Stadler erneut im Fernsehen zu sehen. Strache wieder an Fellner: "Es ist schade, aber zur Kenntnis zu nehmen, dass ihr (sic!) Wort - bezüglich Mölzer statt Stadler - leider nicht zählt!" Und Strache drohte direkt mit der Kürzung von Inseraten: "Aber sie (sic!) können auch nicht länger erwarten, dass wir Stadler - mit seinem pathologischen Hass gegen uns - in ihrer (sic!) Sendung unterstützen. Das soll dann bitte er mit Inseraten in Zukunft machen! Mit freundlichen Grüßen und frohe Ostern". 

Wolfgang Fellner und Heinz-Christian Strache im Jahr 2007.APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER

Wolfgang Fellner und Heinz-Christian Strache im Jahr 2007.

"Fairness und Kooperation im Übermaß"

Fellner versuchte dann laut "Profil" zu beruhigen und meinte, dass Mölzer eben auf Urlaub gewesen sei. "Ich verstehe Ihre Aufregung nicht - etwas mehr Dankbarkeit und Kooperation wäre angesagt wenn ich ihren Wunsch-diskutanten (Mölzer, Anm.) sofort (!) auf den Sender hole", antwortete Fellner und versicherte Strache in einer weiteren Nachricht am 20. April 2019: "Werde ihm (Mölzer, Anm.) in ihrem Auftrag sagen, dass er keinen Urlaub mehr machen soll - aber keine Aufregung bitte: von mir ist Fairness und Kooperation im Übermaß gegeben. Alles gute (sic!) zu Ostern!"

Unliebsamen Bericht entfernt

Eine endgültige Versöhnung schien es dann erst nach Ostern gegeben zu haben: "Mölzer versichert mir, sich für Ihre Diskussionen immer Zeit zu nehmen!", schrieb Strache dann Ende April - zwischenzeitlich hatte Fellner noch mitgeteilt, dass er auf den Malediven sei und dass er veranlasst habe, dass ein Bericht darüber, dass Strache einen Artikel von Holocaustleugnern geteilt haben soll, offline genommen werde. Strache hatte dies zuvor gegenüber Fellner als "reinste Hetze und schäbigste Diffamierung" bezeichnet. 

Lange durfte das "Duo" in dieser Form nicht mehr bestanden haben - zwei Wochen später wurde das Ibiza-Video veröffentlicht. 

Strache und Fellner reagierten laut "Profil" nicht auf die Chats. 

ribbon Zusammenfassung
  • Als "die größten Huren auf diesem Planeten" bezeichnete Heinz-Christian Strache Journalist:innen einst im berühmten Ibiza-Video.
  • Doch bei "Kronen Zeitung" und "OE 24" suchte er auch nach Verbündeten, wie neue Chats zeigen.
  • Der frühere FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache intervenierte 2019 mehrfach beim damaligen Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, Wolfgang Fellner - und hatte damit offenbar Erfolg.
  • Strache beschwerte sich etwa über Auftritte des früheren FPÖ-Politikers Ewald Stadler bei den Fellner-Medien, wobei er mit einem Inseratenstopp drohte.
  • Strache tauschte sich 2019 zudem mit dem Boulevardjournalisten Richard Schmitt aus. Dieser war damals in der "Kronen Zeitung" beschäftigt.
  • Strache erkundigte sich etwa nach Anweisungen aus der "Krone"-Chefetage bezüglich der Berichterstattung und der Linie gegenüber der FPÖ.