Havanna-Syndrom: CIA berief Leiter des Wien-Büros ab
Nach Kritik am Umgang mit vermehrten Fällen des sogenannten "Havanna-Syndroms" in der US-Botschaft in Wien hat der US-Geheimdienst CIA den Leiter seines Büros in der Bundeshauptstadt abberufen. Die Antwort des hochrangigen Diplomaten auf den starken Anstieg der Vorfälle in Zusammenhang mit der mysteriösen Erkrankung sei unzureichend gewesen, berichtete die Zeitung "Washington Post" am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf Insiderkreise.
Prestigeträchtiger Posten innerhalb des US-Geheimdienstes
Mit der Abberufung des CIA-Büroleiters, ein prestigeträchtiger Posten innerhalb des US-Geheimdienstes, solle auch ein Zeichen an andere Top-Diplomaten gesendet werden, Berichte über das Phänomen des "Havanna-Syndroms" ernst zu nehmen, so das Blatt. In der kubanischen Hauptstadt hatten vornehmlich in der Zeit zwischen Ende 2016 und Sommer 2017 zahlreiche Mitarbeiter der US-Botschaft oder deren Angehörige berichtet, sie hätten ungewöhnliche Geräusche wahrgenommen. Sie klagten über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hörprobleme, Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwächen.
In den vergangenen Monaten hatte sich Wien zum "Hotspot" des Syndroms entwickelt. Laut Medienberichten wird hier nun die zweitgrößte Anzahl an Fällen außerhalb Havannas verzeichnet. Weltweit erkrankten nach Angaben der CIA rund 200 Vertreter der USA am "Havanna-Syndrom".
"Dutzende" Personen betroffen
Wie die "Washington Post" berichtete, seien in Wien "Dutzende" Personen - nicht nur Botschaftspersonal, sondern auch deren Angehörige, darunter Kinder - betroffen. Folglich sei auch der US-Einsatz in Österreich zurückgefahren worden, der Betrieb der US-Botschaft in Wien dadurch beeinträchtigt, berichtete ein US-Beamter, der anonym bleiben wollte.
Die US-Botschaft in Wien wollte sich auf APA-Anfrage nicht zu dem Bericht und den kolportierten Konsequenzen für den Betrieb der diplomatischen Vertretung äußern und verwies auf das Außenministerium in Washington. Dieses erklärte gegenüber der Zeitung "Washington Post", dass man den Botschaftsbetrieb oder spezifische Berichte darüber nicht kommentiere, man aber alle Berichte "extrem ernst" nehme und sicherstelle, dass alle betroffenen Mitarbeiter die notwendige Unterstützung und Versorgung bekommen.
"Attacken"
William Burns, Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, hatte die Vorfälle als "Attacken" bezeichnet. Sollten auch Kinder absichtlich Ziel dieser Attacken gewesen sein, sei diese eine "dramatische Eskalation" der Causa, erklärten Geheimdienstexperten gegenüber der "Washington Post".
Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten den Verdacht geäußert, dass die Betroffenen mit Funkfrequenzen angegriffen worden seien und dass Russland hinter den Attacken stecke. Die Regierung in Moskau hat das zurückgewiesen.
Einige Experten glauben allerdings auch, dass die mysteriöse Erkrankung psychologische Ursachen haben könnte und führen diese auf das stressintensive Arbeitsumfeld zurück. Trotz vier Jahren umfassender Ermittlungen konnte die US-Regierung bisher keine klaren Gründe für die Häufung der Erkrankungen und Beschwerden finden.
Zusammenfassung
- Nach Kritik am Umgang mit vermehrten Fällen des sogenannten "Havanna-Syndroms" in der US-Botschaft in Wien hat der US-Geheimdienst CIA den Leiter seines Büros in der Bundeshauptstadt abberufen.
- Die Antwort des hochrangigen Diplomaten auf den starken Anstieg der Vorfälle in Zusammenhang mit der mysteriösen Erkrankung sei unzureichend gewesen, berichtete die Zeitung "Washington Post" am Donnerstag unter Berufung auf Insiderkreise.
- Mit der Abberufung des CIA-Büroleiters, ein prestigeträchtiger Posten innerhalb des US-Geheimdienstes, solle auch ein Zeichen an andere Top-Diplomaten gesendet werden, Berichte über das Phänomen des "Havanna-Syndroms" ernst zu nehmen.
- In der kubanischen Hauptstadt hatten vornehmlich in der Zeit zwischen Ende 2016 und Sommer 2017 zahlreiche Mitarbeiter der US-Botschaft oder deren Angehörige berichtet, sie hätten ungewöhnliche Geräusche wahrgenommen.
- Sie klagten über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hörprobleme, Orientierungslosigkeit und Konzentrationsschwächen.