Knaus zu russischen Deserteuren: Einheitliche EU-Lösung "wird sicher nicht gelingen"

Migrationsforscher Gerald Knaus glaubt nicht, dass es gelingen wird eine einheitliche europäische Lösung in der Asylfrage rund um russische Deserteure zu finden. Die Staaten an der EU-Ostgrenze würden das "tun, was sie für richtig halten".

Ein Krisentreffen der 27 EU-Botschafter über den Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern hat am Montag keine Ergebnise gebracht. Gerald Knaus, Migrationsforscher und Gründer der European Stability Initiative (ESI), sagt im Newsroom LIVE, dass es "ganz sicher nicht gelingen wird" eine einheitliche europäische Lösung zu finden.

Für Staaten an der EU-Außengrenze handle es sich um eine Frage der nationalen Sicherheit. Laut Knaus werden diese Länder "tun, was sie für richtig halten". Dabei spiele eine Diskussion im Rat keine Rolle "und sie werden sich nicht von ihrem Kurs abkommen lassen".

Denen helfen, die Russland verlassen haben

Es sei unrealistisch zu glauben, dass Länder, die bereits eine große Anzahl an Ukrainer:innen aufgenommen haben, auch Russen aufnehmen werden. Die Situation sei problematisch, jedoch keine Entschuldigung für die EU oder andere Staaten wie Deutschland oder Österreich, die sich dafür aussprechen Russen, die nicht kämpfen wollen, zu unterstützen.

Laut Knaus könnte man aus der Türkei sowie Serbien oder durch das Ausstellen von Visa in Russland oder in den Konsulaten, Menschen helfen rauszukommen. Damit wäre auch das Argument nichtig, dass man nicht wüsste wer käme, denn man könnte den Hintergrund der Menschen überprüfen.

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"Krieg war von Anfang an ein Desaster"

Knaus befürchtet allerdings, dass der russische Präsident Wladimir Putin bald die Grenzen schließen werde, um Männer an der Ausreise zu hindern. Putin bleibe nicht mehr viel übrig, als entweder zuzugeben, dass der "Krieg von Anfang an ein Desaster" war oder durch die Teilmobilisierungen einen "echten Krieg, den alle als solchen wahrnehmen" vom Zaun zu brechen. 

Die Migrationsforscher erklärt die neue russische Strategie sei die Lebensgrundlage der Ukraine systematisch zu zerstören. Gemeint sind damit das Wärmekraftwerk in Charkiw und die Stromversorgung durch das Atomkraftwerk Saporischschja. 

EU nicht auf Rückkehrer vorbereitet

Sollte Russlands Strategie aufgehen würde das das Leid in der Ukraine nur verstärken und die Menschen würden in die EU zurückkehren. Diese sei auf ukrainischen Rückkehrer jedoch nicht vorbereitet.

Laut Knaus sind in den letzten vier Monate mehr Personen in die Ukraine zurückgekehrt als geflohen sind. Wenn sich der Trend umdrehe, müsse "man improvisieren", denn die Aufnahmezentren in Deutschland seien nämlich bereits "fast voll". Man müsse Frauen und Kindern eine sichere Aufnahme ermöglichen, um diese "über den Winter zu bringen".

ribbon Zusammenfassung
  • Migrationsforscher Gerald Knaus glaubt nicht, dass es gelingen wird eine einheitliche europäische Lösung in der Asylfrage von russischen Deserteure zu finden.
  • Die Staaten an der EU-Ostgrenze würden das "tun, was sie für richtig halten".