Reformer gewinnt Präsidentenwahl im Iran
Der 69-Jährige setzte sich bei der Stichwahl mit 53,7 zu 44,3 Prozent gegen den Hardliner Said Jalili durch.
Pezeshkian versprach eine Öffnung des Iran und mehr Freiheiten für die Bevölkerung. Die Frage ist, wie er den Spagat zwischen seiner Ankündigung und der religiösen Führung schaffen will.
Jubel auf den Straßen
Videos in den sozialen Medien zeigten, wie Anhänger von Pezeshkian in vielen Städten des Landes auf den Straßen tanzten und Autofahrer seinen Sieg mit Hupen bejubelten. In der nordwestlichen Stadt Urmia, der Heimatstadt des neuen Präsidenten, verteilten die Menschen Süßigkeiten auf der Straße, wie Zeugen berichteten.
Die Wahlbeteiligung lag laut Wahlbehörde bei 49,8 Prozent. Deutlich höher als die im ersten Wahlgang. Die historisch niedrige Wahlbeteiligung in der ersten Runde - nur 40 Prozent gingen zu den Urnen - war für Experten ein Zeichen für das Misstrauensvotum gegen die Islamische Republik. Vor allem die junge Generation ist enttäuscht und hat den Glauben an politische Veränderungen verloren.
Große Ziele ...
Der 69-jährige Ex-Gesundheitsminister Pezeshkian warb im Wahlkampf für neues Vertrauen zwischen Regierung und Volk nach gescheiterten Reformversuchen, politischer Repression und einer Wirtschaftskrise. Er fordert eine Verbesserung der Beziehungen zum Westen, will das Land öffnen und die angeschlagene Wirtschaft anzukurbeln.
... beschränkte Möglichkeiten
Pezeshkian gilt trotz seiner Versprechen als Mann des Systems, stellte sich hinter die mächtigen Revolutionsgarden und lobte den Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel.
Das verwundert jedoch nicht, denn freie Wahlen gibt es nicht. Der Wächterrat prüft Kandidaten stets auf ihre ideologische Eignung. Eine grundsätzliche Kritik am System wird nicht geduldet.
Irans politisches System vereint seit der Revolution von 1979 republikanische und auch theokratische Züge. Die Wahl war nach dem Unfalltod des erzkonservativen Präsidenten Ebrahim Raisi notwendig geworden.
Staatstrauer um iranischen Präsidenten Raisi
Zusammenfassung
- Reformer Massoud Pezeshkian hat die Präsidentenwahl im Iran mit 53,7% der Stimmen gewonnen, während sein Gegner, der Hardliner Said Jalili 44,3% erhielt.
- Die Wahlbeteiligung lag bei 49,8%, deutlich höher als in der ersten Runde. Damals gingen nur mit 40% wählen - ein Zeichen der Enttäuschung der jungen Generation.
- Pezeshkian, der bereits als Gesundheitsminister unter Mohammed Khatami diente, versprach eine Öffnung des Iran und mehr Freiheiten für die Bevölkerung.