Gedenktag zum Ende der Sklaverei in USA erstmals Feiertag
"Ich fühle mich wunderbar, ich fühle Stolz und eine Art Errungenschaft durch den Kampf", sagte Sharonda Newby bei einer Kundgebung in Galveston. Im ganzen Land, von New York an der Ostküste bis Los Angeles an der Westküste, fanden hunderte Veranstaltungen statt, um an das Ende der Sklaverei zu erinnern.
Der neue Feiertag sei lange überfällig gewesen, sagte die 68-jährige Afroamerikanerin Cheryl Green im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn, wo eine Büste von George Floyd enthüllt wurde. "Es ist gut, dass die Menschen verstehen, was passiert ist." Die Stadtverwaltungsangestellte Farah Louis sagte, sie habe erst in der Highschool etwas über "Juneteenth" gelernt.
In der Hauptstadt Washington feierten und tanzten hunderte Menschen auf dem Black-Lives-Matter-Platz in der Nähe des Weißen Hauses. Der 29-jährige Afroamerikaner Kevin Blanks sagte, der Rassismus sei "immer noch sehr stark in der DNA dieses Landes verankert". Die 51-jährige Danique McGuire mahnte, der Kampf für vollständige Gleichberechtigung werde noch lange dauern. Immerhin aber habe der neue US-Präsident Joe Biden "die Bedeutung schwarzer Amerikaner" anerkannt.
Biden hatte am Donnerstag ein Gesetz unterzeichnet, mit dem der 19. Juni zum landesweiten Feiertag erhoben wurde. Am 19. Juni 1865 - zwei Monate nach der Kapitulation der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg - hatte ein Nordstaaten-General in Galveston im Bundesstaat Texas die Freilassung aller Sklaven verkündet. Offiziell abgeschafft wurde die Sklaverei im Dezember 1865 durch den 13. Zusatzartikel der US-Verfassung.
"Juneteenth", ein Schachtelwort aus den englischen Wörtern für Juni und 19, war bislang bereits in einigen Bundesstaaten ein Feiertag. Der gewaltsame Tod von George Floyd in Minneapolis hatte im vergangenen Jahr eine neue landesweite Debatte über Rassismus und das Erbe der Sklaverei in den USA entfacht. Ein weißer Polizist hatte Floyd minutenlang sein Knie auf den Hals gedrückt, so dass der Afroamerikaner keine Luft mehr bekam.
Durch die folgenden "Black Lives Matter"-Proteste wuchs auch das Bewusstsein für den "Juneteenth"-Gedenktag, von dem viele US-Bürger, auch Afroamerikaner, bis dahin noch nie etwas gehört hatten. Eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Gallup-Instituts ergab, dass 28 Prozent der US-Bürger nach wie vor "überhaupt nichts" über diesen Jahrestag wissen.
Sorgen bereitet Bürgerrechtlern außerdem, dass derzeit viele von Republikanern geführte Bundesstaaten Wahlrechtseinschränkungen beschließen, die aus ihrer Sicht insbesondere nicht-weiße Bürger treffen. Der US-Senat debattiert derzeit einen Gesetzentwurf zum Schutz des Wahlrechts. Da aber viele Republikaner das Vorhaben ablehnen, ist eine Verabschiedung des Textes ungewiss.
Ungeklärt ist zudem weiter die Frage nach Entschädigungszahlungen für die Nachkommen von Sklaven. Am Freitag hatten die Bürgermeister von elf US-Städten, darunter Los Angeles und Denver, zugesagt, die Entschädigungsfrage zu klären. Sie riefen die US-Regierung und den Kongress auf, ihrem Beispiel zu folgen.
Zusammenfassung
- Gut ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd kam dem Feiertag besondere Bedeutung zu.
- Biden hatte am Donnerstag ein Gesetz unterzeichnet, mit dem der 19. Juni zum landesweiten Feiertag erhoben wurde.
- Am 19. Juni 1865 - zwei Monate nach der Kapitulation der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg - hatte ein Nordstaaten-General in Galveston im Bundesstaat Texas die Freilassung aller Sklaven verkündet.