Gazakrieg für Netanyahu "moralisch und gerecht"
Seit 100 Tagen herrscht im von Israel abgeriegelten Küstengebiet am Mittelmeer Krieg. Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA fordert immer wieder eine humanitäre Feuerpause. "Massenhafter Tod, Zerstörung, Vertreibung, Hunger, Verlust und Trauer haben in den letzten 100 Tagen die von uns allen geteilte Menschlichkeit befleckt", schrieb Generalkommissar Philippe Lazzarini.
Die große Mehrheit der Menschen, die Kinder eingeschlossen, sei zutiefst traumatisiert. 1,4 Millionen Binnenflüchtlinge würden in heillos überfüllten, mit unzureichenden Sanitäranlagen ausgestatteten Notunterkünften hausen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bisher mehr als 23.000 Menschen in dem Küstengebiet getötet.
Netanyahu: Gegen "Hamas-Monster, die neuen Nazis"
Israel führe einen "moralischen und gerechten Krieg, der seinesgleichen sucht, gegen die Hamas-Monster, die neuen Nazis", sagte hingegen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Auslöser war die verheerende Terrorattacke der Hamas und weiterer Extremistengruppen am 7. Oktober. Mehr als 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
Medien: "Sieg" weit entfernt
"Wir werden den Krieg bis zum Ende fortsetzen - bis zum vollständigen Sieg", sagte Netanyahu. Das bedeute laut ihm die "Beseitigung der Hamas, die Rückgabe aller unserer Geiseln und die Gewährleistung, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellen wird".
Tunnelsystem weit größer als angenommen
Israel ist der Zeitung "Haaretz" zufolge jedoch noch weit vom Erreichen seiner Kriegsziele entfernt. Israel sei vom Umfang der Tunnel der Hamas unter dem Gazastreifen überrascht worden. Die unterirdischen Gänge seien ausgeklügelter als vermutet. Die Führungsspitze der Hamas sei darin relativ gut vor Angriffen geschützt. Sie umgebe sich vermutlich mit den verschleppten Geiseln. Es sei aus diesen Gründen schwierig, die Hamas zu besiegen, hieß es.
Demos für Netanyahus Rücktritt
Tausende Menschen gingen am Samstagabend in Tel Aviv und anderen Städten gegen Netanyahu auf die Straße. Sie warfen dem Ministerpräsidenten vor, nicht genügend zu unternehmen, um die Geiseln wieder nach Hause zu bringen. Netanyahu wird außerdem beschuldigt, die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte auf einen Angriff wie den am 7. Oktober vernachlässigt zu haben.
Pro-Palästina-Demos
In zahlreichen europäischen Städten und den USA kam es am Samstag wieder zu pro-palästinensischen Demonstrationen. Tausende protestierten in Washington, London, Rom oder Basel gegen Israels Offensive im Gazastreifen.
Unterdessen kam es in der Nacht zum Sonntag auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon erneut zu gegenseitigem Beschuss.
Zusammenfassung
- Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu verteidigt zum 100. Tag des Gaza-Krieges die Angriffe auf den Gazastreifen.
- Gleichzeitig forderten Tausende Protestierende in Israel seinen Rücktritt, in Europa und den USA fand Pro-Palästina-Demos statt, in der Region sind die Spannungen gefährlich gestiegen.