APA/APA/AFP/JACK GUEZ

Gaza-Krieg: Annäherung bei Geiselverhandlungen

Bei den indirekten Verhandlungen über eine befristete Waffenruhe im Gaza-Krieg und einen Tausch von Geiseln gegen Häftlinge soll Israel bereit sein, auf Forderungen der islamistischen Hamas teilweise einzugehen. So würde Israel nunmehr 700 palästinensische Häftlinge freilassen, wenn die Hamas 40 von rund 100 noch lebenden israelischen Geiseln freigibt, schrieb der gewöhnlich gut unterrichtete israelische Journalist Barak Ravid am Sonntagabend auf der Plattform X (Twitter).

Unter den freizulassenden Palästinensern wären 100 Gefangene, die wegen terroristischer Straftaten zu lebenslangen Strafen verurteilt wurden. Die Verhandlungen, die sich seit mehreren Monaten hinziehen, laufen derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars. Sie zielen auf eine Vereinbarung in mehreren Phasen ab.

Der erste Schritt würde eine sechs Wochen lange Waffenruhe und die Freilassung von 40 Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsehen. Der ursprüngliche Vorschlag, den Israel akzeptiert hatte, hätte die Freilassung von 400 palästinensischen Strafgefangenen, unter ihnen 25 mit lebenslangen Strafen, beinhaltet. Dies war der Hamas nicht weit genug gegangen. Die neue Formel war von Katar vorgeschlagen und von Israel zunächst abgelehnt worden. Israel habe sich aber in den letzten Tagen auf Drängen des CIA-Chefs William Burns, der eigens nach Doha gekommen war, umstimmen lassen, schrieb Ravid.

Auch bei einer anderen Hamas-Forderung soll Israel diesem Bericht zufolge ein teilweises Entgegenkommen signalisiert haben. Nachdem fast zwei Millionen Menschen aus dem nördlichen Gazastreifen, darunter der Stadt Gaza, vor dem Krieg in den mittleren und südlichen Landesteil geflohen sind, verlangt die Hamas, dass sie wieder zurückkehren können.

Israel, dessen Militär den Korridor kontrolliert, der den Norden vom Rest des Gebiets trennt, lehnt das ab, weil es befürchtet, dass dies in den Gebieten, die das Militär erobert hat, die Rückkehr der Hamas an die Macht begünstigen könnte. In diesem Punkt, so der Bericht, hätten die israelischen Verhandler Flexibilität zu erkennen gegeben. Demnach wäre Israel bereit, die Rückkehr von 2.000 Binnenflüchtlingen pro Tag zu erlauben - eine allerdings nicht allzu große Zahl.

Die Antwort der Hamas werde in den nächsten beiden Tagen erwartet, so der Bericht. Größere Hürden könnten allerdings noch andere Forderungen der Hamas darstellen. So bestehen die Islamisten auf einer Garantie, dass am Ende der Umsetzung des Deals - in dessen Sinne die restlichen israelischen Geiseln sowie weitere Hunderte palästinensische Gefangene freikommen würden - Israel den Krieg in Gaza beendet. Der jüdische Staat will sich aber beim gegenwärtigen Stand auf jeden Fall eine Option auf die Fortsetzung des Krieges und auf eine längere militärische Präsenz in Gaza vorbehalten.

ribbon Zusammenfassung
  • Israel und Hamas verhandeln in Doha indirekt über Waffenruhe und Geiselfreilassung, mit Fortschritten bei der Anzahl auszutauschender palästinensischer Häftlinge.
  • Israels Verteidigungsminister reist für Gespräche nach Washington, um über eine mögliche Bodenoffensive in Rafah zu diskutieren, gegen die die USA sind.
  • Seit Beginn des Gaza-Krieges nach einem Hamas-Überfall am 7. Oktober sind über 32.000 Palästinenser gestorben.
  • Die internationale Gemeinschaft übt Druck auf Israel aus wegen der humanitären Lage in Gaza; UNO-Generalsekretär Guterres besucht Grenzübergang Rafah.
  • In Israel demonstrieren Tausende für die Freilassung von Geiseln und gegen die Regierung Netanyahu, fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen.