Fußi will Babler "helfen": Zustand der SPÖ "erbärmlich"

PR-Berater Rudi Fußi will den SPÖ-Vorsitz übernehmen und die Partei "von Grund auf erneuern".

Das Problem in Österreich sei seit Jahrzehnten, dass die politische Klasse von der Gesamtbevölkerung abgekoppelt ist, kritisiert Rudi Fußi am Mittwoch bei einer persönlichen Erklärung zur seiner Kandidatur zum SPÖ-Vorsitz.

Es sei ein Realitätsverlust eingetreten. 

"Realitätsverlust"

Diesen Realitätsverlust habe man auch am Wahlabend des 29. September miterlebt, so Fußi. Während die ÖVP und SPÖ den größten Verlust in der Parteigeschichte machten - "nicht unverdient" - habe man in den Parteizentralen jubelnde Menschen gesehen, so Fußi.

"Wer feiert hier und warum feiert man hier?", fragt Fußi bei der Pressekonferenz. Seine Antwort: Weil diese Personen von der Realität abgekoppelt sind. Dabei thematisiert Fußi auch die Kritik an den Medien. Die Medien hätten keinen Anteil am Ergebnis von SPÖ-Chef Andreas Babler und der Roten.

Zustand der SPÖ "erbärmlich"

Laut Fußi gebe es einen katastrophalen Zustand im Gesundheitswesen, Kindergärten und Schulen. Eine "Perspektivlosigkeit" reiche in der Gesellschaft "bis tief in die Mittelschicht". Der "Profitgedanke" habe Österreichs Gesellschaft "durchseucht".

"Der Zustand meiner Partei ist noch erbärmlicher als der Zustand der Republik", kritisiert der PR-Berater. Es brauche eine neue Politik, "die Qualifikation vor Parteibuch stellt."

"Ich kandidiere nicht gegen Andreas Babler, ich kandidiere für den Vorsitz der SPÖ, um diese von Grund auf zu erneuern", betont Fußi.

In der Politik werde er einen "neuen Stil" einführen. Dabei wolle er vor allem auch das Dirty Campaigning verzichten wie er versprach - "und ich weiß wie komisch das aus meinem Munde klingt".

Zudem bat er "alle Menschen um Entschuldigung, die ich in der Vergangenheit beleidigt oder herabgesetzt habe. Und das waren relativ viele".

"Nicht gegen Andreas Babler"

"Ich bezeichne Andreas Babler nicht zu Unrecht seit 20 Jahren als meinen Freund, weil er einer der besten Menschen ist, die ich überhaupt kenne", sagt Fußi. Dieser habe sich aber mit seinen vielen Funktionen "übernommen".

Babler habe keine Chance gehabt, die Widerstände in der Partei zu beseitigen. Fußi komme, um Babler zu helfen. 

In den kommenden Wochen will Fußi die Neugestaltung der SPÖ präsentieren. So will er "Pläne für ein rot-weiß-rotes Wirtschaftswunder" vorlegen, die "Teilung der Gesellschaft beenden", durch ganztägige Kinderbetreuung "hunderttausende Frauen befreien", die Korruption "ausrotten" und Klarheit bei Asyl und Migration schaffen.

Österreich habe sich bei Letzterem "übernommen", woran aber nicht Ausländer schuld seien, sondern die Politik.

Keine Gespräche mit FPÖ

Dass er - ebenso wie Babler - derzeit kein Interesse an Gesprächen mit der FPÖ hätte, machte Fußi ebenso klar.

Solange die Freiheitlichen Menschen gegeneinander aufhetzten sei eine Zusammenarbeit nicht erwünscht. Es gebe in Österreich immer noch Menschen, die "der NS-Zeit nachtrauern, die in ihrer Jugend Hackenkreuze getragen haben". "Solche Menschen bezeichnet Herbert Kickl als rechte NGO", so Fußi. 

Ohne Menschen mit Migrationshintergrund würde die Gesellschaft nicht funktionieren und die SPÖ sei der "Schutzpatron dieser Menschen". 

Rumoren in der SPÖ: Rudi Fußi als neuer Chef?

Zunächst war die Pressekonferenz für 13 Uhr angesetzt. Aufgrund der zeitgleichen Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen verschob Fußi seine Ankündigung allerdings nach hinten.

"Das gebietet die Höflichkeit und der Respekt vor unserem Staatsoberhaupt", heißt es vom PR-Berater. Er wolle nach der Rede von Van der Bellen sprechen.

Am Mittwoch, um 19:50 Uhr wird Rudi Fußi auch im großen PULS 24 Interview über seine Kandidatur für den SPÖ-Vorsitz sprechen. 

ribbon Zusammenfassung
  • PR-Berater Rudi Fußi will den SPÖ-Vorsitz übernehmen und die Partei "von Grund auf erneuern".
  • "Der Zustand meiner Partei ist noch erbärmlicher als der Zustand der Republik", kritisiert der PR-Berater. Es brauche eine neue Politik, "die Qualifikation vor Parteibuch stellt."
  • "Ich bezeichne Andreas Babler nicht zu Unrecht seit 20 Jahren meinen Freund, weil er einer der besten Menschen ist, die ich überhaupt kenne", sagt Fußi.
  • Dieser habe sich aber mit seinen vielen Funktionen "übernommen". Babler habe keine Chance gehabt, die Widerstände in der Partei zu beseitigen.
  • Fußi komme, um Babler zu helfen.