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UNO: Humanitäre Krise im Libanon spitzt sich zu

Die humanitäre Krise im Libanon verschlimmert sich durch die Angriffe Israels nach Einschätzung der Vereinten Nationen auf dramatische Weise - "mit alarmierendem Tempo", teilte das UNO-Nothilfebüro (OCHA) am Mittwoch mit. Die EU-Kommission kündigte unterdessen eine Luftbrücke für den Libanon zwecks Lieferung von Hilfsgütern an. In Nordisrael wurden zwei Menschen durch Raketen aus dem Libanon getötet.

Am vorigen Sonntag habe es an einem einzigen Tag mehr als 30 Luftangriffe in den südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut und Umgebung gegeben, so das OCHA. "Die erbarmungslosen Bombardierungen verstärken das Leid verwundbarer Bevölkerungsgruppen", hieß es.

Der Libanon kann mit den rund 600.000 Menschen, die durch Angriffe im Land seit einem Jahr vertrieben wurden, demnach kaum umgehen. Etwa 80 Prozent der nahezu 1.000 Notunterkünfte sind voll. Drei Viertel davon sind Schulen, die in Notunterkünfte verwandelt wurden. Der Beginn des Schuljahres wurde deswegen bereits bis Anfang November verschoben. Unter den Vertriebenen sind dem UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) zufolge rund 350.000 Kinder.

"Heute starten wir eine humanitäre Luftbrücke mit drei Flügen, die mit Hilfsgütern beladen sind", teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch im Onlinedienst X mit. "Die EU steht an der Seite der von der Krise im Libanon betroffenen Menschen", betonte von der Leyen.

Die Flugzeuge sollen nach Angaben der Kommission unter anderem Decken, Materialien für Notunterkünfte wie Zelte, Medikamente und medizinische Ausrüstung in den Libanon liefern. Sie sollen von Brindisi im Süden Italiens bzw. von Dubai aus abfliegen, die erste Lieferung wird demnach am Freitag in der libanesischen Hauptstadt Beirut erwartet. Brüssel finanziert zudem die Beförderung weiterer Lieferungen aus mehreren EU-Ländern.

Die israelische Armee fliegt seit dem 23. September massive Luftangriffe gegen Ziele der vom Erzfeind Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon und kündigte vor rund einer Woche zudem den Einsatz von Bodentruppen an. Nach Einschätzung des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) wurden infolge der Angriffe mindestens 1,5 Millionen Menschen vertrieben. Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Hamas-Großangriff vom 7. Oktober 2023 mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet.

Aus dem Libanon wurden nach israelischen Militärangaben zuletzt rund 60 Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. In der Stadt Kiryat Shmona wurden dabei ein Mann und eine Frau bei einem Raketeneinschlag tödlich verletzt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom am Mittwoch auf X mit. In der Hafenstadt Haifa verletzten Geschoßsplitter fünf Menschen, gab der Rettungsdienst weiter bekannt.

Die Verletzungen eines 16-Jährigen in Haifa bezeichneten die Helfer als mittelschwer, die der anderen als leicht. Das Portal "ynetnews" berichtete, dass in der nahe gelegenen Kleinstadt Kiryat Bialik infolge eines Raketeneinschlags der Strom ausgefallen sei. Das Militär erklärte, die Raketenabwehr habe etliche Geschoße aus dem Libanon abgefangen. Manche seien am Boden eingeschlagen.

Die Hisbollah greift seit Beginn des Gaza-Kriegs Israels gegen die militante Palästinenser-Organisation Hamas vor einem Jahr aus dem Libanon heraus die nördliche Grenzregion Israels mit Raketen, Granaten und Drohnen an. Sie gibt vor, aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen zu handeln. Israel hat seinen Kampf gegen die Hisbollah seit September deutlich verstärkt, inklusive massiver Luftangriffe und einer Bodenoffensive.

ribbon Zusammenfassung
  • Die humanitäre Lage im Libanon verschärft sich dramatisch, da rund 600.000 Menschen durch die israelischen Angriffe vertrieben wurden und 80 Prozent der Notunterkünfte überfüllt sind.
  • Die EU-Kommission hat eine Luftbrücke angekündigt, um dringend benötigte Hilfsgüter wie Decken, Zelte und Medikamente in den Libanon zu liefern.
  • In Nordisrael wurden durch Raketenangriffe aus dem Libanon zwei Menschen getötet und 60 Raketen wurden auf das Gebiet abgefeuert.