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Fünfeinhalb Jahre Haft für italienischen Kardinal Becciu

Der italienische Kardinal Angelo Becciu ist im Vatikan wegen Unterschlagung und weiterer Straftaten zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft sowie einer Geldbuße von 8.000 Euro verurteilt worden. Der Strafgerichtshof des Vatikanstaats verkündete das Urteil am Samstagnachmittag. Becciu ist der erste Kardinal in der Kirchengeschichte, der von der vatikanischen Justiz wegen einer Straftat verurteilt wurde. Gegen das Urteil ist eine Berufung möglich.

Neben Becciu wurden weitere Angeklagte zu Haftstrafen und Geldbußen verurteilt, einige Angeklagte wurden freigesprochen. Zu den Verurteilten zählt eine Freundin des Kardinals, der Becciu laut Anklage mehrere hunderttausend Euro aus Vatikankassen hatte zukommen lassen. Verurteilt wurden auch mehrere Finanzberater, die an verlustreichen Investitionen des Vatikans beteiligt waren. Mit den Urteilen endet ein zweieinhalb Jahre dauernder Strafprozess.

In dem am meisten Aufsehen erregenden Kapitel, dem von Becciu verantworteten verlustreichen Investment in eine Luxus-Immobilie in London, erkannte das Gericht, dass Becciu sich der Veruntreuung schuldig gemacht habe. Er habe 2013 und 2014 rund 200 Millionen US-Dollar (182,72 Mio. Euro) in ein einziges Investment gesteckt, meldete Kathpress. Bei der Summe habe es sich damals um etwa ein Drittel des gesamten Vermögens des vatikanischen Staatssekretariats gehandelt. Dennoch habe Becciu nicht überprüft, ob die Voraussetzungen für ein solches Investment überhaupt gegeben gewesen seien.

An den weiteren betrügerischen Machenschaften im Zusammenhang mit dieser Investition sei Becciu nicht schuldig. Die daran beteiligten Vermittler, Makler und Finanzberater (Enrico Crasso, Raffaele Mincione, Gianluigi Torzi und Nicola Squillace) erhielten jeweils mehrjährige Haftstrafen zwischen fünfeinhalb und siebeneinhalb Jahren, unter anderem wegen Geldwäsche und Betrug.

Beccius Freundin Cecilia Marogna wurde zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Sie wurde wie der Kardinal des schweren Betrugs schuldig gesprochen. Sie hätten wahrheitswidrig behauptet, Geld für eine Geiselbefreiung zu benötigen, um Marogna insgesamt 570.000 Euro zuzuschanzen. Eine Straftat hat Becciu nach Überzeugung des Gerichts auch begangen, als er 125.000 Euro aus dem Vatikan an eine von seinem Bruder Antonino geleitete Wohltätigkeitsorganisation überwies. Auch wenn der Zweck legitim gewesen sei, habe der Kardinal dennoch gegen vatikanische Strafnormen verstoßen, weil er Geld des Heiligen Stuhls an einen nahen Verwandten überwies.

Becciu und seine Verteidiger weisen die Anschuldigungen zurück. Die Anklage habe vorverurteilend argumentiert und keine echten Beweise vorgelegt, wiederholten sie am Dienstag. Der Prozess habe gezeigt, dass der Kardinal nie eine Maßnahme ergriffen habe, die ihm nicht so von seinem Büro vorbereitet worden sei. Zudem sei er während der vergangenen gut zwei Jahre medialer Aggression ausgesetzt gewesen.

Seine wesentlichen Rechte als Kardinal hatte der Sarde bereits 2020 verloren, auch wenn er den Titel weiter tragen darf. Zudem setzte ihn Papst Franziskus von seinem damaligen Posten als Präfekt der Heiligsprechungskongregation ab. Manch einer murrte, die Entscheidung käme einer Vorverurteilung gleich.

ribbon Zusammenfassung
  • Der italienische Kardinal Angelo Becciu ist im Vatikan wegen Unterschlagung und weiterer Straftaten zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft sowie einer Geldbuße von 8.000 Euro verurteilt worden.
  • Zu den Verurteilten zählt eine Freundin des Kardinals, der Becciu laut Anklage mehrere hunderttausend Euro aus Vatikankassen hatte zukommen lassen.