Raab zu Rammstein: "Wichtig, dass sich Frauen dazu äußern"
Die Vorwürfe gegen Rammstein bzw. Sänger Till Lindemann haben auch die heimische Politik erreicht. Bereits am Donnerstag erklärte Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) via Twitter, dass sie die Berichte "vieler Frauen über sexuelle Gewalt bei Rammstein-Konzerten schockieren" und sie "geeignete Schutz-Konzepte" von Veranstaltern und der Stadt Wien fordere.
Im Interview mit PULS 24 Infochefin Corinna Milborn zeigte sich Raab erneut betroffen. Gerade das Thema sexuelle Gewalt sei eines, wo Frauen oft die Schuld bei sich suchen würden, erklärte sie. Als Frauenministerin sei sie "immer aufseiten der Frauen". Vorverurteilen solle man nicht. "Wir wissen tatsächlich nicht, was passiert ist", sagt sie angesprochen auf die Causa Lindemann – der via Anwälte alle Vorwürfe als "ausnahmslos unwahr" zurückwies und rechtliche Schritte angekündigt hat.
"Vertraue dem Rechtsstaat"
Raab "vertraue dem Rechtstaat. Ich vertraue der Justiz. Das ist der richtige Weg, wie man Dinge aufklärt". Dazu brauche es Frauen, die Anzeige erstatten und diesen Weg gehen wollen. Dabei würden sie vom Rechtsstaat "kostenlos" unterstützt, erklärt die Frauenministerin. "Ich möchte Frauen Mut machen, diesen Schritt zu gehen und auf die rechtlichen Instanzen, die wir in Österreich haben, umfassend zu vertrauen."
Grausam und widerlich
Eine Einschränkung der Kunstfreiheit wolle sie nicht. Das sei am Ende immer eine Abwägung. Allerdings denke sie schon, "dass man als Politiker aussprechen können soll – ohne die Freiheit der Kunst einschränken zu wollen – dass das eine Form von Kunst ist, die in unserer Gesellschaft nicht angebracht ist".
"Ich habe mir die Texte angesehen. Ich kenne auch die Videos", erklärt Raab und sie "verstehe nicht, dass man eine Freude daran hat, wenn man solche Texte liest oder solche Musik hört. Ich verstehe das nicht. Ich finde das grausam und widerlich."
Grüne Unterstützung
Unterstützt wird Raab bei ihrer Forderung an die Konzertveranstalter von den Grünen. "Angesichts der massiven Vorwürfen ist für uns Grüne Frauen klar, dass dringend gehandelt werden muss, um Konzerte sicher für Frauen zu gestalten und sexualisierte Übergriffe zu verunmöglichen", sagt Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen. Es brauche verpflichtenden Safe Spaces und Awareness-Teams. "Konzertveranstalter:innen sind in der Pflicht, entsprechende Maßnahmen und eine Zero Tolerance Policy umzusetzen", sagt Disoski.
Ludwig: Backstageparty-Verbot denkbar
"Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst, wir tun ja auch was", sagt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig im PULS 24 Interview. Bei Großveranstaltungen gebe es sowohl Sicherheitszonen für Mädchen und Frauen als auch Awareness Teams. Man sei mit den Veranstaltern in Kontakt, Ludwig gehe davon aus, dass sie "einwirken auf diese Gruppe, dass sie die Vorwürfe aufklärt. Soviel ich weiß, ist das auch schon juristisch in die Wege geleitet". Der Bürgermeister hofft, dass sich bis zu den Konzerten Ende Juli entweder die Vorwürfe vom Tisch sind oder "Konsequenzen gezogen werden". Eine denkbare Variante sei, Backstagepartys am Areal zu verbieten.
Um was geht es?
Die Band Rammstein bzw. Sänger Till Lindemann wird seit Tagen mit teils schweren Vorwürfen konfrontiert. Laut Aussendung von Lindemanns Anwälten "wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.O.-Tropfen bzw. Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr".
Bereits zuvor dementierte die Band zweimal die Vorwürfe - auch wurde bekannt, dass der "Casting-Direktorin" Alena M. der Zutritt zu Rammstein-Konzerten untersagt worden sein soll. M. soll gezielt junge Frauen für Backstage-Partys ausgesucht und rekrutiert haben.
Zusammenfassung
- Bezüglich der Causa Rammstein melden sich auch immer mehr heimische Politiker:innen zu Wort.
- Im Interview möchte Frauenministerin Susanne Raab Frauen Mut machen, dem Rechtsstaat zu vertrauen und bei sexueller Gewalt Anzeige zu erstatten und nicht die Schuld bei sich selbst zu suchen.
- Als Frauenministerin sei sie "immer auf Seiten der Frauen".