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Frauenarmut: AK und Caritas fordern strukturelle Lösungen

Um Frauenarmut zu verhindern, fordern die Arbeiterkammer (AK) und die Caritas strukturelle Rahmenbedingungen für Halbe-Halbe. Unbezahlte Care-Arbeit soll aber nicht nur gleich unter den Geschlechtern aufgeteilt, sondern auch anerkannt werden, sagte Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Für Hebel wie Lohntransparenz und genügend Kinderbetreuungs-Angebote sei allein der politische Wille notwendig, so AK-Präsidentin Renate Anderl.

Geschlechterungleichheit sei "tief in den Strukturen unserer Gesellschaft verwurzelt", betonte Tödtling-Musenbichler, und auch Armut sei die Folge ungerechter struktureller Bedingungen. Diese würden etwa dazu führen, dass Frauen immer noch zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit - also etwa Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen - übernehmen und deshalb ihre Lohnarbeit reduzieren, was sich schließlich negativ auf Einkommen und Pension niederschlägt und Armut befördert. Frauen, die sich um die Familie gekümmert haben, müssten sich später als Mindestpensionistinnen bei der Caritas um Essen anstellen. Zwei Drittel der Menschen, die bei der Caritas Hilfe suchen, seien Frauen.

Für die ungleiche Aufteilung seien nicht Väter und Mütter verantwortlich, sondern die Rahmenbedingungen, betonte auch Anderl. So soll Care-Arbeit künftig bewertet und beziffert werden, forderte Tödtling-Musenbichler. Für die Leistung könne es dann etwa eine Steuerentlastung oder auch Gehaltsformen geben. Care-Arbeit soll schließlich als wertvoller Teil des Lebens wahrgenommen werden, nicht als störender Faktor in einer Lohnarbeitsbiographie.

Zudem forderten die AK- und die Caritas-Präsidentin einen Ausbau von institutionalisierten Kinderbetreuungs- und Pflegeangeboten. Für die Kinderbetreuung solle es eine Milliarde Euro pro Jahr zusätzlich geben, plädierte Anderl außerdem.

In frauenspezifischen Berufen brauche es höhere Gehälter, so Tödtling-Musenbichler. Anderl forderte Lohntransparenz für Betriebe ab 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - und damit eine strengere Regelung, als von der bis Mitte 2026 umzusetzenden EU-Lohntransparenzrichtlinie mindestens vorgesehen. Schließlich würden Frauen in Österreich 18,4 Prozent weniger Bruttostundenlohn als Männer verdienen, zwei Drittel davon könnten auf Lohndiskriminierung zurückzuführen sein. Die Wirtschaft brauche Arbeits- und Fachkräfte, appellierte die AK-Präsidentin, das Potenzial der Frauen zu nutzen.

Weitere Forderungen Tödtling-Musenbichlers umfassen u.a. eine Unterhaltsgarantie und die Erhöhung der Ausgleichszulage, also der Mindestpension, auf die Höhe der Armutsgefährdungsschwelle. Anderl betonte indes, der Bezug des Kinderbetreuungsgeldes müsse vereinfacht werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Arbeiterkammer und die Caritas fordern strukturelle Lösungen gegen Frauenarmut, indem unbezahlte Care-Arbeit anerkannt und gleich verteilt wird. Zwei Drittel dieser Arbeit leisten Frauen, was ihre finanzielle Lage verschlechtert.
  • Für Lohntransparenz und ausreichende Kinderbetreuungsangebote sei politischer Wille nötig, so die Präsidentinnen der AK und Caritas. Eine Milliarde Euro jährlich wird für den Ausbau der Kinderbetreuung gefordert.
  • Frauen verdienen in Österreich 18,4 Prozent weniger als Männer. AK und Caritas fordern Lohntransparenz in Betrieben ab 25 Mitarbeitern und höhere Gehälter in frauenspezifischen Berufen.