FPÖ-Obmannsuche: Nach Haimbuchner winkt auch Nepp ab
Der Rücktritt von Norbert Hofer als Parteichef überrumpelte am Dienstag nicht nur seine eigene Partei sondern wohl auch seine möglichen Nachfolger. Zuletzt schienen vor allem zwei Anwärter auf die Parteispitze zu schielen: Klubchef Herbert Kickl und dessen größter innerparteilicher Konkurrent, der oberösterreichische Landesparteiobmann Manfred Haimbucher.
Haimbuchner will aber - vorerst - nicht Parteichef werden. "Ich werde nicht kandidieren. Ich bin diesem Bundesland treu", erklärte zumindest er im Ö1 Mittagsjournal. Aber er werde Wien "nicht aus den Augen lassen, aber Wien ist nicht immer so wichtig". Damit übt Haimbuchner auch Kritik an den wochenlangen Querelen in der Partei: "Von dem Wiener Intrigenspiel habe ich als Oberösterreicher genug."
Der FP-OÖ-Chef meint, dass es eine Persönlichkeit brauche, die die Akzeptanz quer durch alle Bundesländer hat. "Das wird schwierig. Norbert Hofer hatte diese Akzeptanz. Er war auch sehr erfolgreich und es geht jetzt darum, dass man vom Burgenland bis Vorarlberg die unterschiedlichen Strömungen und Persönlichkeiten zusammenbringt."
Nepp winkt ebenfalls ab
Im Interview mit der "Kronen Zeitung" sagte auch FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp, dass er nicht für die Nachfolge von Norbert Hofer als Bundesparteiobmann bereit steht. "Ich werde nicht als Bundesparteiobmann kandidieren, ich werde in Wien bleiben", sagte Nepp gegenüber der Zeitung.
Die FPÖ sucht nach dem überraschenden Rücktritt von Norbert Hofer einen Nachfolger. Am 7. Juni tagt das Präsidium zum Parteitag.
Vom Rücktritt Hofers habe er aus den Medien erfahren. Warum sich Hofer für den Schritt entschieden habe, sei für den Wiener-Landesparteichef ein "Rätsel". Nepp bringt aber Verständnis für das Verhalten Hofers auf, merkt aber an, dass solche Fragen normalerweise intern vorbesprochen werden sollten.
Stefan führt Agenden interimistisch
Laut APA-Informationen fanden Mittwochfrüh erste interne Gespräche statt. Für den Nachmittag hat Obmann-Stellvertreter Harald Stefan, der als Ältester der Vizeparteichefs formal die Obmann-Agenden weiterführt, zu einer Pressekonferenz eingeladen, auch Generalsekretär Michael Schnedlitz nimmt teil. Wann die Partei-Gremien tagen, war vorerst aber noch offen.
Kickl "bereit, Beitrag zu leisten"
Kickl kündigte am Dienstag an, zur Übernahme von Aufgaben in der Partei bereit zu stehen: "Ich selbst bin bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten." Er will nun mit Stefan und den übrigen Mitgliedern des FPÖ-Präsidiums über die nächsten Schritte beraten: "Ziel muss es sein, umgehend die volle Handlungsfähigkeit der FPÖ wiederherzustellen und die vorhandene Geschlossenheit nach außen klar zu dokumentieren."
Ob tatsächlich Kickl die besten Chancen auf die Parteiführung hat, war vorerst noch nicht ganz abzusehen. Politikberater Thomas Hofer analysierte im PULS 24 Newsroom LIVE am Dienstagabend etwa, dass Kickl außerhalb der eigenen Partei wenig Strahlkraft besitze. Klar für den Klubobmann - als zumindest interimistischen Nachfolger - ausgesprochen hatten sich am Dienstag die FPÖ-Landsparteien aus Tirol, Salzburg und dem Burgenland. Die übrigen Landesparteichefs hielten sich vorerst bedeckt. Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek und sein Wiener Kollege Dominik Nepp lobten Hofer für dessen Aufbauarbeit nach Ibiza. Ebenso der Chef der Vorarlberger Freiheitlichen, Christof Bitschi.
Kein Bekenntnis in Sachen Nachfolgefrage gab es von FPÖ-Niederösterreich-Chef Udo Landbauer. Freilich gilt Kickl in seinem Heimatbundsland als wohlgelitten - der Purkersdorfer trat bei der letzten Nationalratswahl auch als niederösterreichischer Spitzenkandidat an.
Thomas Hofer: "Kickl wollte Fakten schaffen"
Politikberater Thomas Hofer spricht über den Rücktritt von FPÖ-Chef Norbert Hofer und wer ihm nachfolgen könnte.
Rücktritt überraschte Partei
Hofer hatte am Dienstagnachmittag - nach mehreren Wochen Konflikt mit FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl - überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Nach einer nur für wenige Minuten online gestellten Nachricht im Kurznachrichtendienst Twitter machte der Burgenländer seine Entscheidung wenig später dann auch via Parteiaussendung offiziell. Hofer begründete seinen Schritt nach seiner Rückkehr aus einer dreiwöchigen Reha auch konkret mit der Auseinandersetzung mit Kickl über die Spitzenkandidatur bei der nächsten Nationalratswahl.
Hofer betonte in seiner Pressemitteilung, er habe die Partei nach Ibiza stabilisiert. "Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist aber mit dem heutigen Tag zu Ende." Ob er bei der nächsten Bundespräsidentenwahl wieder antreten möchte, ließ er offen. Dritter Nationalratspräsident will Hofer aber bleiben.
Die Partei wurde von Hofers Vorgehen überrascht. Stefan merkte in einer ersten Aussendung am Dienstag sogar an, dass der FPÖ noch gar keine "unmittelbare Information" dazu vorliege. Für den Mittwochnachmittag (15.30 Uhr) lud die FPÖ nun zu einer Pressekonferenz "mit dem amtsführenden FPÖ-Bundesparteiobmannstellvertreter" Stefan und Schnedlitz.
Zusammenfassung
- Nach dem überraschenden Rücktritt von Norbert Hofer galten Klubchef Herbert Kickl, Oberösterreichs Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner und der Wiener Landesparteichef Dominik Nepp als größte Konkurrenten um die Spitze
- Haimbuchner will - vorerst - nicht Parteichef werden. "Ich werde nicht kandidieren. Ich bin diesem Bundesland treu", erklärte zumindest er im Ö1 Mittagsjournal.
- Aber er werde Wien "nicht aus den Augen lassen, aber Wien ist nicht immer so wichtig". Damit übt Haimbuchner auch Kritik an den wochenlangen Querelen in der Partei: "Von dem Wiener Intrigenspiel habe ich als Oberösterreicher genug."
- Im Interview mit der "Kronen Zeitung" sagte auch FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp, dass er nicht für die Nachfolge von Norbert Hofer als Bundesparteiobmann bereit steht.
- Vom Rücktritt Hofers habe er aus den Medien erfahren. Warum sich Hofer für den Schritt entschieden habe, sei für den Wiener-Landesparteichef ein "Rätsel".
- Kickl kündigte am Dienstag an, zur Übernahme von Aufgaben in der Partei bereit zu stehen: "Ich selbst bin bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten."