Klenk zu Strache: Journalisten sind "nicht eure Haberer"
Der "Standard" geriet zuletzt zunehmend unter Druck der FPÖ, die sich derzeit in Regierungsverhandlungen mit der ÖVP befindet. Die Zeitung berichtete über geheime Aufnahmen von einem öffentlichen FPÖ-Stammtisch und musste sich vom FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp anhören, ein "Scheißblatt" zu sein.
Nepp versah ein entsprechendes Posting mit dem Hashtag "#presseförderungnurnochfürechtequalitätsmedien", was als offene Drohung mit der Streichung von staatlicher Unterstützung gewertet wurde. Andererseits bekam die FPÖ in der Causa SS-Treuelied in erster Instanz vor Gericht gegen den "Standard" recht.
- Mehr lesen: FPÖ-Wien-Chef Nepp droht dem "Standard"
-
Mehr lesen: FPÖ-Abgeordnete: ÖVP "jämmerlich", Flüchtlinge "Gesindel"
Als die ÖVP Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ antrat, betonte Christian Stocker unter anderem, er wolle auf die Medienfreiheit achten. Aber wie hält es die FPÖ mit kritischen Medien? Darüber diskutierte "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk mit dem ehemaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache bei "Beide Seiten LIVE" auf PULS 24.
"Wir sind kein Staatsfunk"
Während Strache meinte, dass Nepps Aussagen angebracht seien, er aber gegen eine "Fäkaldebatte" sei, meinte Klenk, dass der "Scheißblatt"-Sager von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, Steuergelder - wie die Presseförderung - aber "nach objektiven Kriterien" vergeben werden sollten. Nepp habe mit dem Posting gesagt, dass man ihm "das Goderl kraulen" müsse, um Förderung zu bekommen.
Die FPÖ müsse bei Journalist:innen akzeptieren, "dass wir nicht eure Haberer sind", so Klenk. "Wir sind kein Staatsfunk, wir sind ein Korrektiv".
Strache, der schon im berühmten Ibiza-Video von einer Medienlandschaft wie in Ungarn schwärmte, meinte nun abermals, dass es in Ungarn ja eine "demokratische Medienlandschaft" und "keine autoritäre Gesellschaft" gebe.
Klenk berichtigte: In Ungarn gebe es quasi einen Staatsfunk, Ministerpräsident Viktor Orbán habe unabhängige Medien unter seine Kontrolle gebracht, die Opposition kam vor den letzten Wahlen kaum vor. Klenk erinnerte auch an FPÖ-Chatgruppen, wo es um unliebsame und gefällige Journalist:innen beim ORF gegangen sei.
"Kein Kanzler Kickl"
Der "Falter"-Chefredakteur thematisierte ebenfalls die Inseraten-Politik und das "Anfüttern" von Medien. Sebastian Kurz habe da ausgeführt, was sich Strache auf Ibiza "erträumt" hat. Der ehemalige Vizekanzler formulierte es anders: Er habe über Gerüchte gesprochen, was andere getan hätten. Laut ihm sollte man bei den Medien jedenfalls mehr darauf achten, "was wertgeschätzt und angenommen wird" und "nicht nur von Subventionen oder Inseraten lebt".
Zu verteidigen wusste Klenk gegenüber Strache das aktuelle "Falter"-Cover, auf dem zu lesen ist: "Kein Kanzler Kickl". Man müsse zwischen Meinung und Fakten in einem Bericht unterscheiden, so der Chefredakteur. Angesichts solcher Cover sei es "oft unglaubwürdig", dass sich Journalist:innen dann "überparteilich oder objektiv der FPÖ annähern können", meinte hingegen Strache.
- Mehr lesen: Kickls Vorbild Orbán: "Das heißt nichts Gutes"
"Jetzt geht's los": "Standard"-Chefredakteur im Interview
Gerold Riedmann im Interview.
Zusammenfassung
- Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk lieferten sich bei "Beide Seite LIVE" eine hitzige Diskussion über Pressefreiheit und die Drohung von Dominik Nepp gegen den "Standard".
- Klenk musste auch das aktuelle "Falter"-Cover verteidigen.