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"Facebook Papers": Facebook tat zuwenig gegen Hetze, die international zu Gewalt führte

Facebook tat zuwenig gegen Hassreden und Hetze auf Facebook. So war etwa bekannt, dass das soziale Netzwerk in Ländern wie Äthiopien, Myanmar oder Indien zum Schüren von Hass verwendet wurde, was auch zu Gewalt führte. Trotzdem wurden Warnungen von Mitarbeitern ignoriert.

Unzählige interne Dokumente des Social-Media-Giganten Facebook geben Einblick in die inneren Abläufe des Unternehmens. 17 US-Medien haben diese sogenannten "Facebook Papers" ausgewertet und berichten über das Versagen Facebooks, schädliche, hetzerische oder verbrecherische Inhalte zu unterbinden. Vielfach wurden diese sogar bewusst geduldet, um das Wachstum des Unternehmens nicht zu gefährden, wie aus Berichten hervorgeht.

Facebook-Mitarbeiter haben das weltgrößte Soziale Netzwerk jahrelang gewarnt, angesichts des rasanten Wachstums zu wenig gegen Hassreden und Falschinformationen zu tun. Das geht aus internen Dokumenten hervor, in die Reuters Einsicht nehmen konnte, sowie aus Gesprächen mit fünf früheren Mitarbeitern. Demzufolge wusste der US-Konzern, dass er zu wenig Mitarbeiter mit Sprachkenntnissen und Infos über lokale Veranstaltungen zum Beispiel in Schwellenländern eingestellt hatte.

"Zweifellos verschlimmert Facebook den Hass"

Das sei vor allem in von Gewaltausbrüchen besonders stark bedrohten Ländern wie Myanmar und Äthiopien gefährlich, warnte demnach ein Mitarbeiter intern. Auch in Indien wurde über Facebook zu religiös motivierter Gewalt aufgerufen, berichtet etwa die "Washington Post". Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen meinte bei ihrer Aussage vor dem britischen Parlament am Montag, Facebook würde "zweifellos den Hass verschlimmern" und bezog sich dabei konkret auf das Bürgerkriegsland Äthiopien.

Aktuell hat Facebook mehr als 2,8 Milliarden Nutzer weltweit, ist in mehr als 190 Ländern aktiv und Inhalte werden in mehr als 160 Sprachen veröffentlicht. Mehr als 90 Prozent der monatlich aktiven Nutzer leben außerhalb der USA und Kanada. Zudem geht aus den Dokumenten hervor, dass dem Konzern bewusst war, dass die Systeme zur Überwachung der Inhalte nicht ihren Aufgaben gerecht wurden und es für Nutzer verhältnismäßig kompliziert war, umstrittene Posts zu melden, die möglicherweise gegen die Regeln verstießen.

Nur wenige verbotene Inhalte werden herausgefiltert

Eine Firmensprecherin teilte auf Anfrage mit, Facebook beschäftige Muttersprachler, die Inhalte in mehr als 70 Sprachen weltweit prüften, und zudem auch Menschenrechtsexperten. Facebook pries zudem an, dass eine Künstliche Intelligenz gewaltverherrlichende und anderweitig gegen die Regeln verstoßende Inhalte aussortieren würde. Doch aus internen Dokumenten geht hervor, dass die KI äußerst dürftig ist und verbotene Inhalte nicht erkennt. Entgegen der Behauptungen von Facebook-Chef Mark Zuckerberg würden nur etwa fünf Prozent der regelwidrigen Inhalte von Facebook gelöscht.

Der frühere Chef des Politik-Geschäfts von Facebook im Nahen Osten, Ashraf Zeitoon, sagte, Facebook habe kolonial agiert und die Monetarisierung des Angebots über die Sicherheit der Nutzer gestellt.

Die von Reuters eingesehenen Unterlagen sind unter denen, die von der Ex-Mitarbeiterin Frances Haugen der US-Börsenaufsicht SEC bereitgestellt wurden. Sie fordert von dem weltgrößten Internetnetzwerk mehr Transparenz und spricht sich für eine Regulierung des am Markt rund eine Billion Dollar teuren US-Technologiekonzerns aus.

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  • Facebook tat zuwenig gegen Hassreden und Hetze auf Facebook. So war etwa bekannt, dass das soziale Netzwerk in Ländern wie Äthiopien, Myanmar oder Indien zum Schüren von Hass verwendet wurde, was auch zu Gewalt führte. Trotzdem wurden Warnungen von Mitarbeitern ignoriert.