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EU-Kommission: Europäische Union für Österreich wichtig

Die Kommission hat vor dem Hintergrund der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP die Wichtigkeit der EU für Österreich betont. "Wenn man sich ganz ehrlich die Zahlen und Daten anschaut, ist sehr klar, wie wichtig die Europäische Union für Österreich ist, und dass es auch im ureigensten Interesse Österreichs ist, sich aktiv und konstruktiv in die Weiterentwicklung der Europäischen Union einzubringen", sagte EU-Kommissionsvertreter Christian Wigand Freitag in Wien.

Gleichzeitig betonte Wigand, die EU-Kommission respektiere die demokratischen Prozesse in den Mitgliedstaaten. Sie werde sich nicht zu den laufenden Koalitionsverhandlungen äußern, betonte der amtsführende Leiter der EU-Kommissionsvertretung in Wien.

Angesprochen auf die "Sanktionen" der damals 14-EU-Partnerländer gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ unter Jörg Haider vor 25 Jahren, betonte Wigand, die EU habe ihre Handlungsfähigkeit in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit massiv gestärkt. Er verwies auf das sogenannte Artikel-7-Verfahren, die Rechtsstaatsberichte, ein entsprechendes Monitoring sowie Empfehlungen der EU-Kommission. Vor allem die Möglichkeit der Einbehaltung von Finanzmitteln aus dem EU-Haushalt sei ein "game changer". Man habe im Falle Ungarns gesehen, "dass der Hebel mit Finanzen etwas bewirkt". Wigand stellte zugleich klar, dass seine Aussagen nicht auf die aktuelle Situation in Österreich bezogen seien.

Die EU-Kommissionsvertretung präsentierte am Freitag ihre Kampagne "30 Jahre Wir in der Europäischen Union #gemeinsamgewachsen" anlässlich des EU-Beitritts Österreichs vor 30 Jahren. Für die Kampagne konnten Prominente wie unter anderen der Schauspieler Harald Krassnitzer, die Kabarettistin Caroline Athanasiadis, die Kabarettistin und Schauspielerin Aida Loos sowie der Physiker und Autor Werner Gruber gewonnen werden.

Gerde im wirtschaftlichen Bereich seien die Vorteile der EU-Mitgliedschaft gut dokumentiert, betonte Wigand. Österreich habe wie kaum ein anderes Land vom EU-Binnenmarkt und der EU-Erweiterung profitiert. Die österreichische Wirtschaftsleistung sei seit 1995 um fast 60 Prozent gestiegen, die Beschäftigung sei um rund ein Drittel gewachsen. 150.000 Studierende aus Österreich hätten im Rahmen von "Erasmus+" im EU-Ausland Erfahrungen gesammelt. Heimische Landwirte hätten seit 1995 rund 35 Milliarden Euro an EU-Mitteln erhalten.

Trotz dieser Errungenschaft habe man aber den Eindruck, dass die EU und "Brüssel" in Österreich "als fremdes Wesen wahrgenommen wird", sagte Wigand. Dem wolle die EU-Kampagne entgegenwirken. Sie solle mehr Bewusstsein dafür schaffen, "was uns die EU bringt, und dass wir alle die EU sind". Wigand: "Wir wollen nicht nur Köpfe, sondern auch Herzen erreichen." Die Kampagne werde einen weiteren Schwerpunkt rund um den Europatag am 9. Mai haben.

Athanasiadis kritisierte, viele Errungenschaften der EU-Mitgliedschaft würden für selbstverständlich genommen. Die Unzufriedenheit vieler Menschen mit der EU komme aus Unwissenheit. Sie kritisierte auch Stimmungsmache gegen die EU in Teilen der Presse. "Es wäre eine Katastrophe, wenn wir alleine wären", kritisierte Athanasiadis "Ausstiegsfantasien". Gruber verwies auf "Vorzeigeprojekte" der EU wie den Flugzeughersteller Airbus, die Europäische Raumfahrtorganisation (ESA) oder den Versuchskernfusionsreaktor ITER im südfranzösischen Cadarache, die aber unzureichend vermarktet würden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die EU-Kommission hebt die Bedeutung der EU für Österreich hervor, insbesondere im wirtschaftlichen Bereich, wo die Wirtschaftsleistung seit 1995 um fast 60 Prozent gestiegen ist.
  • Österreich hat durch den EU-Binnenmarkt und die EU-Erweiterung erheblich profitiert, mit einem Beschäftigungswachstum von rund einem Drittel und 35 Milliarden Euro an EU-Mitteln für Landwirte.
  • Eine neue Kampagne soll das Bewusstsein für die Vorteile der EU-Mitgliedschaft stärken, da die EU in Österreich oft als fremd wahrgenommen wird.