APA/APA/AFP/-

EU-Beauftragte: Russland will in Afrika destabilisieren

Die EU-Sonderbeauftragte für die Sahelzone, Emanuela Del Re, warnt vor dem negativen Einfluss Russlands in Afrika. Russlands Strategie ziele darauf ab, "die Länder Afrikas zu destabilisieren", sagte sie.

Angesichts der aktuellen Kämpfe im Sudan zeigte sich die EU-Sonderbeauftragte "äußerst besorgt", dass die Entwicklungen zu einer möglichen Destabilisierung der gesamten Region führen könnte. Zu erwarten seien neue große Fluchtbewegungen in die umliegenden Länder wie den Tschad, wo es bereits große Zahlen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen gebe, sagte Del Re.

Im Rückblick müsse es auch zu denken geben, dass es im Sudan trotz massiver Investitionen der Europäischen Union - ökonomisch wie politisch - nicht gelungen sei, eine Stabilität zu erreichen. "Das lässt uns über die angewandten Strategien nachdenken", so die EU-Sonderbeauftragte. Langfristig müsse darüber nachgedacht werden, wie wirksamere Strategien für Prävention aussehen könnten, anstatt sich auf die Reaktion von Entwicklungen zu konzentrieren.

Russland will "Einflusszone" schaffen

Ziel Russlands sei es, in Afrika, "eine Einflusszone zu schaffen, die sich der Europäischen Union entgegenstellen kann". Mithilfe massiver Desinformationskampagnen gehe es darum, "die Bevölkerung von der Nutzlosigkeit der Maßnahmen der Europäischen Union und sogar von den bösen Absichten der EU zu überzeugen". Zugleich bemühe sich Russland auf politischer Ebene, Verbündete zu finden. Das gelinge etwa in Ländern, wo zuletzt Putschs stattgefunden hätten, wie in Mali und Burkina Faso.

Als Instrument nutzt Russland auch die russische Söldnertruppe Wagner. "Strategie ist es: präsent zu sein, ohne präsent zu sein", so Del Re. "Wenn eine noch dazu nicht registrierte Söldnergruppe Verstöße begeht, kann Moskau nicht dafür verantwortlich gemacht werden", beschreibt die EU-Sonderbeauftragte die Strategie.

Vorsicht gegenüber Söldnertruppe Wagner

Jedoch sei die große Zustimmung für Russland in Afrika keineswegs garantiert, "im Gegenteil, es gibt sehr viel Vorsicht bei den afrikanischen Ländern". In Mali etwa, wo die Wagner-Truppe aktiv sei, beginne die Bevölkerung zu bemerken, dass die Söldnertruppe "nicht imstande ist, Ergebnisse im Kampf gegen den Terrorismus zu erzielen, im Gegenteil, die Bevölkerung ist Zeuge von Verletzungen der Menschenrechte". Auch in der Zentralafrikanischen Republik gebe es sehr viele Berichte über Menschenrechtsverletzungen der Wagner-Söldner.

In Bezug auf den Krieg in der Ukraine seien die afrikanischen Länder sehr aufmerksam und vorsichtig. "Auch wenn es für die Afrikaner mitunter schwierig ist, die großen Emotionen Europas in Bezug auf den Krieg in der Ukraine nachzuvollziehen, sehen sie in Realität, dass dieser Krieg Auswirkungen auf die globale Ordnung hat", so Del Re. "Wir als EU bleiben der wichtigste Partner für die Länder der Sahelzone."

Russland wolle Ressourcen ausbeuten

Russland präsentiere sich als vertrauenswürdiger Partner, aber in Wirklichkeit gebe es nicht wirklich, was die afrikanischen Länder sich erwarten, sagt Del Re. Während das europäische Modell auf die Entwicklung des Landes abziele, gehe es im russischen Modell um die Ausbeutung der Ressourcen.

Besorgt zeigte sich die EU-Sonderbeauftragte auch in Bezug auf Mali. "Wir müssen extrem aufpassen, weil Mali ein Schlüsselland in der Region ist". Seit dem jüngsten Putsch im Mai 2021 wird Mali von einer Militärregierung geführt, die enge Beziehungen zu Russland pflegt. Auch wenn die EU ihre Ausbildungsmission EUTM wegen der Präsenz der Wagner-Gruppe reduzieren müsse, bleibe die Europäische Union vor Ort, betonte Del Re. Wichtig sei es, auch weiterhin eine Tür für den Dialog geöffnet zu lassen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die EU-Sonderbeauftragte für die Sahelzone, Emanuela Del Re, warnt vor dem negativen Einfluss Russlands in Afrika.
  • Russlands Strategie ziele darauf ab, "die Länder Afrikas zu destabilisieren", sagte Del Re bei einem Besuch in Wien gegenüber der APA.
  • Angesichts der aktuellen Kämpfe im Sudan zeigte sich die EU-Sonderbeauftragte "äußerst besorgt", dass die Entwicklungen zu einer möglichen Destabilisierung der gesamten Region führen könnte.