Erster Evakuierungsflug aus dem Niger gestartet
Nach Informationen des französischen Generalstabs sollte noch ein weiterer Flieger in der Nacht nach Frankreich abfliegen. Auch ein drittes Flugzeug sollte demnach für die Evakuierung genutzt werden können. Frankreich hatte angeboten, auch Menschen aus anderen europäischen Ländern aus dem Niger zu evakuieren.
Laut dem österreichischen Außenministerium sind "eine knappe Handvoll" Österreicherinnen und Österreicher in dem westafrikanischen Land registriert. Die österreichische Botschaft in Algier und das Bürgerservice des Außenministeriums seien bereits mit den Registrierten in Kontakt, teilte das Außenministerium am Dienstag auf APA-Anfrage mit. Außerdem stünden die österreichischen Behörden seit dem Putsch in engem Austausch mit europäischen und internationalen Partnern, um alle Ausreisewilligen bei einer sichern Ausreise zu unterstützen.
Das Außenministerium in Wien veröffentlichte in den vergangenen Tagen eine Reisewarnung für das ganze Land und forderte Österreicher und Österreicherinnen auf, den Niger zu verlassen. "Die Sicherheitssituation für Ausländer ist zurzeit äußerst kritisch", hieß es am Montag auf der Homepage.
Auch das deutsche Auswärtige Amt sprach eine Reisewarnung aus und rät zur Ausreise aus dem westafrikanischen Land. Frankreich habe angeboten, im Rahmen der vorhandenen Kapazitäten Deutsche mit an Bord zu nehmen. Allen Deutschen in der nigrischen Hauptstadt Niamey werde grundsätzlich dazu geraten, das Angebot anzunehmen. Spanien bereitet sich darauf vor, mehr als 70 Personen auszufliegen. Italien erklärte, es würden Sonderflüge bereitgestellt, damit italienische Staatsangehörige ausreisen könnten.
In Niamey versammelten sich am Dienstag etwa hundert ausreisewillige Franzosen auf dem Flughafen. Den Angaben zufolge befanden sich weniger als 100 deutsche und etwa 600 französische Zivilisten im Land. Das französische Außenministerium begründete die Evakuierung mit der Entwicklung der vergangenen Tage insbesondere in der nigrischen Hauptstadt. "Angesichts der Situation in Niamey, der Gewalt gegen unsere Botschaft vorgestern und der Tatsache, dass der Luftraum gesperrt ist und unsere Bürger nicht auf eigene Faust ausreisen können, bereitet Frankreich die Evakuierung seiner Bürger und europäischer Bürger vor."
Außenministerin Catherine Colonna sagte dem Fernsehsender LCI, der Putsch gehe weiter und die Lage bleibe besorgniserregend. "Wir haben uns entschieden, sicherzustellen, dass die französischen Bürgerinnen und Bürger, die den Niger verlassen wollen, das tun können." Sie schätzte, dass Hunderte Franzosen und Hunderte andere EU-Bürger in Sicherheit gebracht werden wollten.
Am Mittwoch vergangener Woche hatte die Präsidentengarde im Niger die Macht übernommen, das Militär schloss sich ihr an. Der demokratisch gewählte Präsident Mohamed Bazoum wurde gefangen genommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat seit einem Jahrzehnt Truppen im Niger stationiert, um den Kampf gegen Islamisten in der Region zu unterstützen. Im Niger sind im Rahmen internationaler Einsätze auch Bundeswehrsoldaten stationiert. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung und beim Transport des Bundeswehr-Kontingents im Nachbarstaat Mali. Auch die USA und Italien haben Truppen im Niger stationiert. Dass auch Soldaten ausgeflogen werden sollen, wurde bisher nicht mitgeteilt.
Am Sonntag verbrannten Anhänger der Putschisten französische Flaggen und griffen die französische Botschaft in der Hauptstadt Niamey an. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte erklärt, dass jegliche Angriffe auf französische Interessen in Niger mit einer "schnellen und kompromisslosen Reaktion" beantwortet würden. Frankreich ist mit 1.500 Soldaten im Niger präsent.
Am Montag hatten die neuen Militärmachthaber nach Angaben der bisherigen Regierungspartei weitere Minister und hochrangige Politiker festgenommen. Der Putsch hat die Besorgnis genährt, die Sicherheit könnte in der gesamten Sahel-Zone gefährdet sein. Es ist bereits der siebente Putsch in weniger als drei Jahren in West- und Zentralafrika.
Der regionale Wirtschaftsblock ECOWAS hat Sanktionen gegen den Niger verhängt und unter anderem alle Finanztransaktionen gestoppt sowie nationale Vermögenswerte eingefroren. Niger ist weltweit der siebtgrößte Produzent von Uran, das unter anderem bei der Atomenergie und zur Krebsbehandlung eingesetzt wird. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die EU-Versorgungsunternehmen verfügten über ausreichende Vorräte an Natur-Uran, um kurzfristige Versorgungsrisiken abzumildern. Das französische Kernbrennstoffunternehmen Orano erklärte, seine Aktivitäten in Niger würden fortgesetzt und seien von den Evakuierungen nicht betroffen, da 99 Prozent der Mitarbeiter nigrische Staatsangehörige seien.
Zusammenfassung
- Knapp eine Woche nach dem Militärputsch im Niger hat Frankreich mit der Evakuierung seiner Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land begonnen.
- Ein erster Evakuierungsflug startete mit mehr als 260 Menschen an Bord in Niamey, darunter 12 Babys, wie Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna am Dienstagabend über Twitter (X) mitteilte.
- Den Angaben zufolge befanden sich weniger als 100 deutsche und etwa 600 französische Zivilisten im Land.