Entlastungspaket für Schulleiter und Lehrer vorgestellt
Diese Entlastung sei wichtig, damit sich die Lehrerinnen und Lehrer wieder verstärkt auf das Unterrichten, die Begleitung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler konzentrieren könnten. Die Schulleitungen ihrerseits sollten wieder für ihre Leitungs- und Schulmanagementaufgaben freigespielt werden, betonte Polaschek bei einer Pressekonferenz. Zur Umsetzung der meisten Punkte des Pakets sind allerdings Gesetzesänderungen notwendig, diese wolle er in den nächsten Wochen "mit Nachdruck" mit dem grünen Koalitionspartner diskutieren. Er hoffe auf einen Beschluss im Nationalrat noch vor dem Sommer. Zufrieden zeigte sich der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) bei dem Termin, das Paket sei "ein starkes Zeichen für mehr Pädagogik und weniger Bürokratie".
Der Kern des Pakets betrifft die Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen): Schulleitungen sollen dort künftig bei der Unterrichtsorganisation (Stundenplanerstellung, Fächereinteilung etc.) und der Kommunikation mit Eltern und Behörden (z.B. Kinder- und Jugendhilfe) entlastet werden, so wie das an den Bundesschulen (AHS, Berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) jetzt schon der Fall ist. Unter dem Titel "pädagogisch-administrative Fachkraft" sollen erstmals Lehrer, die solche Aufgaben übernehmen, diese als Mehrdienstleistung abgegolten bekommen. Bisher stehen den Pflichtschulen nicht standardmäßig Administratoren zur Verfügung, teilweise hätten Lehrer diese Aufgaben bisher unbezahlt übernommen, so Polaschek.
An den Pflichtschulen müssen Schulleitungen die Administration in der Regel alleine organisieren, dabei sind in den vergangenen Jahren immer mehr Aufgaben dazugekommen. Erst seit Herbst gibt es die Möglichkeit, über den Finanzausgleich von Bund und Land kofinanzierte Sekretariatskräfte anzustellen, einige Zeit davor auch über ein AMS-Projekt. Pädagogisch-administrative-Fachkräfte wie die Administratoren an den Bundesschulen gibt es bisher hingegen noch nicht. Im Rahmen des Projekts soll es auch mehr Ressourcen für Administratoren an den Bundesschulen geben, damit dort auch kleine Standorte stärker entlastet werden können.
Das zehn Punkte umfassende Paket, auf das sich Ministerium und Lehrervertretung verständigt haben, sieht zudem eine Zulage bzw. Einrechnung vor, wenn Lehrer an Volksschulen in einer Deutschförderklasse unterrichten - immerhin seien diese mit viel Verwaltungsaufwand verbunden, der bisher nicht entlohnt wurde.
Erleichterungen sind wiederum beim Sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF) für Kinder und Jugendliche geplant, die wegen einer dauerhaften Beeinträchtigung besondere Förderung brauchen und generell oder teilweise nach dem Sonderschul-Lehrplan unterrichtet werden: Das Verfahren, das derzeit je nach Bundesland sehr unterschiedlich verläuft, soll zeitlich und inhaltlich gestrafft und bundesweit vereinheitlicht werden. Durch die Änderung sollen Eltern, Kinder und Schulen schneller Klarheit haben.
Der innerhalb der Regierung wohl strittigste Punkt von Polascheks Paket ist sein Plan, dass Schulen künftig selbst entscheiden sollen, ob es bei ihnen Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche und in der Volksschule neben den Ziffernnoten eine ergänzende differenzierte Leistungsbeschreibung geben soll. Kimberger sprach in diesem Zusammenhang von "mehr Autonomie und mehr pädagogischer Freiheit".
Eine Absage für die Abschaffung von verpflichtenden Kind-Eltern-Lehrer-Gesprächen und differenzierten Leistungsbeurteilungen kam postwendend von der grünen Bildungssprecherin Sibylle Hamann. Vielmehr wolle man die Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche "aus grüner Sicht" sogar noch ausbauen. Schließlich sei die kontinuierliche Einbindung der Eltern für den Lernerfolg der Kinder "extrem wichtig", so Hamann. Auch eine differenzierte Leistungsbeurteilung als Ergänzung oder anstelle von Ziffernnoten findet man bei den Grünen "sinnvoll".
Durch gezielte Digitalisierung im Verwaltungsbereich will Polaschek weiters zentrale Prozesse vereinfachen. So sollen beim Schulwechsel die Schülerdaten nicht mehr händisch einzugeben sein und Zeugnisse und Schulnachrichten elektronisch ausgestellt werden können - der Minister sieht darin "die Grundlage für ein Finanzonline für die Schulverwaltung". Der Informationsfluss zwischen Ministerium, den Bildungsdirektionen und Schulen soll zudem einfacher und schneller werden. Ein "Bildungskalender" soll den Schulleitern Überblick bieten, welche wichtigen Termine sie übers Jahr zu erwarten haben.
Wenig Zuspruch kam von den Oppositionsparteien NEOS und FPÖ. Für die pinke Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre habe die Bundesregierung in ihrer Amtszeit im Bildungsbereich nichts bewegt. Auch das nun präsentierte Entlastungspaket sei "zu wenig substanziell und nachhaltig". Der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl sah in der präsentierten Entlastung "wieder nur eine der üblichen Polaschek-Ankündigungen" und "reine Augenauswischerei".
Von der SPÖ kam mehr Wohlwollen. "Spät aber doch beginnt sich Schwarz-Grün in der Bildungspolitik endlich zu bewegen", betonten SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler und SPÖ-Kinderrechtesprecher Christian Oxonitsch in einer Aussendung. Die "gewerkschaftliche Nachhilfe" scheine geholfen zu haben. Nun sei schnelles Handeln gefragt, da einige der präsentierten Maßnahmen noch gesetzliche Änderungen im Dienst- oder Schulrecht notwendig machten.
Zusammenfassung
- Bildungsminister Martin Polaschek und die Lehrergewerkschaft haben sich auf ein Entlastungspaket im Wert von 80 Mio. Euro bis 2026 geeinigt, das u.a. Administratoren-Stunden und Digitalisierung umfasst.
- Das Paket soll Schulleitungen und Lehrpersonal bei Verwaltungs- und Organisationsaufgaben entlasten, damit sie sich stärker auf den Unterricht und das Schulmanagement konzentrieren können.
- Zur Umsetzung des Pakets sind Gesetzesänderungen notwendig, die Polaschek in den nächsten Wochen mit dem grünen Koalitionspartner diskutieren möchte.
- Das Paket umfasst zehn Punkte und sieht u.a. die Einführung von 'pädagogisch-administrativen Fachkräften' vor, die als Mehrdienstleistung vergütet werden.
- Durch die Digitalisierung sollen zentrale Verwaltungsprozesse vereinfacht werden, z.B. elektronische Ausstellung von Zeugnissen und Schulnachrichten.