Dreikampf um SPÖ-Spitze: Wer in welchem Lager ist
Die SPÖ- Mitglieder werden die Wahl zwischen drei prominienten Kandidat:innen haben. Sie heißen Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler. Natürlich kann es sein, dass am Ende noch ein paar Außenseiten am Wahlzettel der Mitgliederbefragung stehen, doch im Wesentlichen wird der parteiinterne Wahlkampf zwischen diesen drei Bewerber:innen stattfinden.
Doskozil und Babler brachten sich am Wochenende und an den Tagen davor offensiv in Stellung. Sie gaben Interviews, hielten Veranstaltungen ab, posteten eifrig auf Social Media. Rendi-Wagner geht wohl davon aus, dass bekannt sei, wofür sie steht und gibt sich gelassen. Bei der Selenskyj-Rede im Parlament und der anschließenden Sitzung war sie krankgemeldet. Dann gratulierte sie Andreas Babler zu seinen 2.000 Unterstützungserklärungen. Ansonsten hielt sich Rendi-Wagner in den vergangenen Tagen auffällig zurück.
Mehr oder weniger prominiente Unterstützer:innen konnten aber alle drei Kandidat:innen gewinnen. Die Amtsinhaberin wird stark vom Establishment und den Frauen gestützt, die beiden anderen Bewerber ringen darum, als Kandidaten der Basis wahrgenommen zu werden. Ein Überblick, wer sich in der SPÖ für wen in die Bresche haut, wer in welchem Lager ist:
Rendi-Wagner baut auf Frauen
Das Team um Rendi-Wagner spielt ganz eindeutig den Frauen-Joker. Die Vorgabe der 30 Unterstützungserklärungen wurde mit 100 weiblichen Mitgliedern übererfüllt. Zwar wurde betont, dass hier Sympathien aus allen Bereichen der weiblichen Sozialdemokratie bekundet werden, doch sticht die hohe Zahl prominenter Frauen hervor. Dazu zählen mit der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures Vertreterinnen Wiens, etwa mit Eva Maria Holzleitner Repräsentantinnen der Frauenorganisation und mit Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl politische Schwergewichte aus der Gewerkschaft.
Dazu kommen noch Parteilegenden wie die frühere Siemens-Chefin und Staatssekretärin Brigitte Ederer und Ex-Ministerin Hilde Hawlicek sowie Margit Fischer, Frau des ehemaligen Bundespräsidenten. Insgesamt finden sich unter den Unterstützerinnen sieben weibliche Abgeordnete aus dem Nationalratsklub, der 18 Frauen umfasst.
Bekommt Doskozil Kern-Unterstützung?
Doch auch Doskozil hat in der Fraktion seine Anhänger. Das beginnt fast schon selbstverständlich mit den beiden burgenländischen Abgeordneten Maximilian Köllner und Christian Drobits. Dazu haben sich die Niederösterreicherinnen Petra Tanzler und Melanie Erasim als Unterstützerinnen geoutet. Zuletzt gesellte sich der ehemalige Bundesgeschäftsführer Max Lercher hinzu, dem im Fall eines Doskozil-Siegs in der Partei vermutlich eine wichtigere Rolle zufallen wird.
Altkanzler Christian Kern hat sich zwar nicht deklariert, diverse Aussagen in Interviews lassen aber vermuten, dass er sich im burgenländischen Boot befindet. So sagte er etwa in einer "Profil"-Interview: "Wir müssen sozialpolitisch links, wirtschaftspolitisch pragmatisch und sicherheitspolitisch rechts sein". Kern legte das Kreisky in den Mund, es klingt aber nach Doskozil.
Die "Kronen Zeitung" streute erst am Montag wieder das Gerücht, Kern und Doskozil würden eine Doppelspitze planen. Wenige Minuten später dementierte Kern auf Twitter: "Ich kandidiere nicht für den Parteivorsitz. Die SPÖ hat eine respektable Auswahl". Er strebe auch kein öffentliches Amt an.
https://twitter.com/KernChri/status/1642838736613306371
Der Landeshauptmann aus dem Burgenland kann sich auch über weitere ehemalige Parteigranden in seinem Lager freuen. Besonders hervorgetan hat sich Ex-Innenminister Karl Schlögl. Aber auch der langjährige Klubchef Josef Cap äußerte Sympathien für den Landeshauptmann. Landesorganisationen, die Doskozil nahe stehen, sich öffentlich aber zurücknehmen, sind Niederösterreich und Salzburg.
Babler wird von Basis getragen
Die Landespartei aus Niederösterreich scheint in sich wiederum gespalten zu sein - gibt es ja auch einen Kandidaten aus dem eigenen Bundesland. Der Traiskirchener Bürgermeister Babler wurde stets als Mann der Basis verkauft und verkauft sich nun in eigener Sache auch als solcher. Insofern schielt er gar nicht so sehr auf prominente Unterstützer.
Einer kam dann am Wochenende von sich aus mit dem Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch. Darüber hinaus hat Babler durch seine Vorarlberger Frau ohnehin engere Bände ins Ländle. Das ändert freilich nichts daran, dass die dortige Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger Rendi-Wagner unterstützt.
Fans hat der Traiskirchener Bürgermeister auch in Wien, war eine Veranstaltung der Ottakringer Sozialdemokraten mit ihm zuletzt doch überlaufen. Wohl nicht zufällig auf Instagram gepostet wurde ein Traiskirchen-Besuch aus dem Burgenland, von der Ortspartei Hirm, die Delegation angeführt von der früheren Bundesratspräsidentin Inge Posch-Gruska.
Als Babler seine Kandidatur ankündigte, gab es auch "Gefällt mir"-Angaben von der Nationalratsabgeordneten Julia Herr und von der Innsbrucker Stadträtin Elisabeth Mayr, aber auch von Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky. Das sind zwar keine öffentlichen Unterstützungserklärungen, aber immerhin Sympathie-Bekundungen. Einer stellte sich ganz offen hinter den Bürgermeister, nämlich der Innsbrucker Stadtparteiobmann Benjamin Plach.
Insgesamt herrscht aber in der Partei viel Zurückhaltung sich zu outen - entsprechende Bekenntnisse könnten sich ja im Fall einer Niederlage des eigenen Favoriten strategisch als ungünstig erweisen. Dennoch wird wohl der ein oder andere noch sein Stimmverhalten kundtun, je näher die Befragung rückt. Es bleibt spannend.
Zusammenfassung
- Drei aussichtsreiche Kandidat:innen, drei Lager. Im SPÖ-Machtkampf kristallisiert sich nun langsam heraus, wer für welchen Parteichef ist.
- Babler und Doskozil präsentieren sich offensiv in der Öffentlichkeit, Rendi-Wagner hält sich zurück.
- Mehr oder weniger prominiente Unterstützer:innen konnten aber alle drei Kandidat:innen gewinnen.
- Ein Überblick, wer sich in der SPÖ für wen in die Bresche haut, wer in welchem Lager ist.