Der Showmaster im Weißen Haus: Wer ist Donald Trump?
Es kam einem politischen Erdbeben gleich, als Donald Trump, ein politisch unerfahrener Immobilieninvestor und Reality-TV-Star, in der Wahlnacht 2016 an der Politik-Veteranin Hillary Clinton vorbei- und ins Weiße Haus einzog. Der heute 74-Jährige war bereits damals nicht nur der reichste, sondern auch der älteste US-Präsident der Geschichte. Gleichzeitig war er der erste ohne vorherige Erfahrung im Militär- oder Staatsdienst.
Donald Trump wurde 1946 als Sohn des Immobilienunternehmers Frederick Trump im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Nach dem Besuch eines privaten Militärinternats absolvierte er ab 1964 zunächst an der katholischen Fordham University und ab 1966 an der Business School der Universität von Pennsylvania ein Wirtschaftsstudium, welches er 1968 mit einem Bachelortitel abschloss.
Die Geburt der Marke "Trump"
Trump, der sich gerne als Selfmademan präsentiert, übernahm ab 1971 das Immobilienunternehmen seines Vaters, das er in "The Trump Organization" umbenannte. Er verlagerte das Kerngeschäft auf Renovierung und Bau von Wolkenkratzern, Luxushotels, Casinos und Golfplätzen.
Parallel dazu betrieb er ab den 1980er-Jahren auch gezielt den Aufbau seines Namens zu einer Marke und die Selbstinszenierung als Erfolgsunternehmer. So veröffentlichte er mehrere Dutzend Bücher zum Thema Unternehmensführung und Verhandlungskunst, die allerdings alle von Ghostwritern geschrieben wurden. Neben Gastauftritten in Filmen und TV-Serien trat er auch bei TV-Wrestling-Shows auf und richtete ab den 1990er-Jahren mehrere jährliche Miss-Wahlen aus. Den Gipfel seiner Medienkarriere erreichte er schließlich als Mitproduzent und Star der Reality-TV-Serie "The Apprentice" in der er den Boss für Manager-Kandidaten gab.
Trotz seiner ununterbrochenen Erklärung seiner Erfolge musste Trump mit seinen Unternehmen sechsmal Konkurs anmelden, einen Privatkonkurs hatte der Milliardär jedoch nie nötig. Sein Konzern ist zudem in bisher rund 2.000 Rechtsstreits in mehreren US-Bundesstaaten sowie auf US-Bundesebene verwickelt.
Politische Überzeugung
Donald Trump änderte seine Parteizugehörigkeit mehrere Male. 1987 registrierte er sich als Republikaner, wechselte 1999 aber zur unabhängigen Reformpartei und ließ bereits damals seine Aussichten als Reformpartei-Kandidat für die Präsidentenwahlen 2000 prüfen. Umfragen gaben ihm rund sieben Prozent der Stimmen, weshalb er auf eine Kandidatur verzichtete.
2001 schloss er sich den Demokraten an und pflegte auch gute Beziehungen zu dem damals gerade aus dem Amt geschiedenen Ex-Präsidenten Bill Clinton und dessen Frau Hillary, die er bei den Präsidentschaftswahlen 2016 besiegte. 2009, nach der Wahl Barack Obamas zum neuen US-Präsidenten, wechselte Trump wieder zu den Republikanern. Seitdem meldete sich Trump immer wieder politisch zu Wort, vor allem über Twitter und als Gastkolumnist bei der TV-Sendung "Fox & Friends" auf seinem "Haussender" Fox News. Seit dieser Zeit griff er Obama immer wieder öffentlich an, wobei er Verschwörungstheorien schürte, dieser sei kein gebürtiger US-Amerikaner.
Der unerwartete und in Frage gestellte Wahlsieg
Trump schwamm 2016 auf einer Mischung aus gekonnter Bespielung von sozialen Medien, großspurigen und populistischen Wahlversprechen sowie gezielter Provokation und Polarisierung zum Wahlsieg. Da Trump zwar die Mehrheit der Wahlmännerstimmen gewann, Hillary Clinton aber die Mehrheit der Wählerstimmen, wurden Manipulationsvorwürfe laut. Von Beginn an gab es immer wieder Proteste gegen Trump, der stark auf Polarisierung, verbale Untergriffigkeiten und auch die Unterstützung rechtsextremer Gruppen setzte. Zudem gab es unzählige Vorwürfe wegen sexueller Belästigung.
Außerdem wurde Trump vorgeworfen, er habe auf gezielte Online-Wählermanipulation durch Unternehmen wie Cambridge Analytica gesetzt und auch die Hilfe Russlands in Anspruch genommen um eine Schmutzkübelkampagne gegen seine Kontrahentin Clinton zu fahren. Die Trump-Regierung versuchte mehrmals, Untersuchungen in mögliche Verbindungen zu ver- bzw. zu behindern. 2019 wurde ein Amtsenthebungsverfahren vom Senat eingeleitet, dann jedoch eingestellt, da keine Zeugen geladen wurden und die republikanische Senatsmehrheit eine Verurteilung blockierte.
Trumpismus in Aktion
Seine Politik bestand in den vergangenen Jahren vor allem in der Selbstinszenierung als "Macher", gepaart mit Zugeständnissen an erzkonservative Kreise. So verhängte er ein Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern, den sogenannten "Muslim Ban", der vom Höchstgericht allerdings aufgehoben wurde. Außerdem versprach er den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko, deren Finanzierung jedoch scheiterte. Auch die von Trump angekündigte Abschaffung von Obamas Krankenversicherung, der sogenannten "Obamacare", scheiterte am Senat, weil Republikaner gegen Trumps Abschaffung stimmten.
Außenpolitische annullierte er den Atomdeal mit dem Iran und verlegte die US-Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem, womit er die Stadt als Hauptstadt Israels anerkannte. Die Konfrontation suchte er vor allem mit Nordkorea und China. Mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un tauschte er öffentlich zunächst Verurteilungen, dann Lobeshymnen aus und traf den Diktator zu historischen Gesprächen, die jedoch ergebnislos verliefen. Mit China brach er einen Handelskrieg vom Zaun. Chinesische Waren wurden mit Strafzöllen belegt, es gibt mehrere Sanktionen gegen chinesische Tech-Unternehmen in den USA. Ein Ende der Konfrontation ist derzeit nicht in Sicht.
Coronavirus und "Black Lives Matter"
Bis zur Coronavirus-Pandemie schien Trump trotz aller Skandale relativ gut im Sattel zu sitzen. Das Coronavirus spielte er zunächst herunter und weigerte sich aus Rücksicht auf die Wirtschaft, Maßnahmen zu ergreifen. Das führte dazu, dass das Virus außer Kontrolle geriet und dafür sorgte, dass die USA in absoluten Zahlen das Land mit den meisten Corona-Toten weltweit sind. Auch die wirtschaftlichen Auswirkungen treffen die Amerikaner hart. Trump weist jedoch weiterhin stur alle Schuld von sich.
Einzige Hoffnung für die Wiederwahl könnten die "Black Lives Matter"-Proteste sein. Die Ausschreitungen fachte Trump durch immer neue Polarisierung weiter an. Er hofft wohl auf die Mobilisierung von Erzkonservativen und Rechtsextremisten. Ob die Rechnung letztlich aufgeht, muss sich zeigen.
Zusammenfassung
- Vor vier Jahren eroberte der Republikaner Donald Trump überraschend das Weiße Haus. Ob seine Mischung aus Populismus, Polarisierung und Zugeständnissen an die Erzkonservativen ihn ein weiteres Mal zum Präsidenten macht, muss sich erst zeigen.