Caritas will "Systemreform" bei Pflege
Im Pflegebereich gebe es keine einfachen Lösungen, meinte Caritas-Präsident Michael Landau. Derzeit seien 127.000 Menschen in der Pflege und Betreuung tätig - das seien so viele wie noch nie. Mit Blick auf die demografische Entwicklung reiche diese Zahl trotzdem nicht. Bis 2030 brauche man 75.000 Fachkräfte. "Das heißt aber auch: Es gibt Jobs für 75.000 Menschen".
Der Regierung konzedierte Landau, die Dringlichkeit der Frage erkannt zu haben. Die bisherigen Maßnahmen würden aber teils noch nicht wirken - und man sehe "zu viel Stückwerk, es fehlt die ganzheitliche Betrachtung". So brauche es etwa eine langfristige, verlässliche und planbare Finanzierung. Derzeit sei der Pflegefonds nur bis 2023 finanziert - selbst die geplante Aufstockung auf eine Mrd. Euro werde nicht ausreichen, sondern nur Maßnahmen wie Gehaltszuschüsse etc. weiterfinanzieren. "Auf die demografische Entwicklung muss deutlich mehr Rücksicht genommen werden."
Landau schlug außerdem einen Pflegedigitalisierungsfonds vor. Digitalisierung könne in diesem Bereich viel bewirken - so könne etwa durch Videotelefonie sozialer Isolation entgegengewirkt werden, genutzt werden könne sie aber auch für Verwaltung oder Dokumentation.
Gleichzeitig müssten die Rahmenbedingungen für die Menschen im Job verbessert werden, betonte Parr. Zwar gebe es derzeit eine hohe Nachfrage nach Ausbildungen im Pflegebereich - ohne Maßnahmen wie Ausbildungszuschuss oder Pflegestipendium hätten aber viele damit erst gar nicht begonnen. Daher müssten diese weiter angeboten und sogar ausgeweitet werden, etwa auf den Fachhochschulbereich. Eine gute Ausbildung funktioniere auch nur, wenn es ausreichend Lehrkräfte gibt. So müsse etwa die Ausbildung in der Pflegepädagogik öffentlich finanziert werden.
Damit die Pflegekräfte auch im Beruf bleiben, dürfe auch der nur bis Jahresende finanzierte Gehaltsbonus nicht wieder abgeschafft werden, betonte Parr. Außerdem müssten auch weitere Berufsgruppen einbezogen werden - es könne nicht sein, dass manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen Bonus bekommen, obwohl sie auf den gleichen Stationen arbeiten. Und schließlich brauche es auch neue Modelle zur Personalplanung, die familienunfreundliche Dienstpläne und ständiges spontanes Einspringen verhindern.
Einheitliche Standards forderte Caritas-Direktor Klaus Schwertner ein. "In Österreich entscheidet jedes Bundesland, wie Menschen an ihrem Lebensabend gepflegt werden." Es brauche daher einheitliche Versorgungs-, Qualitäts- und Finanzierungsstandards. Die Finanzausgleichsverhandlungen könnten hier eine Chance sein: So könne man etwa den Pflegefonds als Steuerungsinstrument nutzen.
Etwas tun müsse sich auch beim Pflegegeld, so Schwertner. Zwar sei die zuletzt beschlossene jährliche Anpassung an die Inflation ein wichtiger Schritt - trotzdem habe das Pflegegeld seit seiner Einführung vor 30 Jahren rund 40 Prozent an Wert verloren.
Eine Chance geben will die Caritas der Pflegelehre, für die gerade erst Curricula entwickelt werden. Natürlich werde diese nicht alle Probleme lösen, meinte Schwertner. "Aber es ist ein Versuch, etwas Neues auszuprobieren." Daher solle man damit einmal Erfahrungen sammeln, diese evaluieren und dann weitersehen.,
Zusammenfassung
- Bis 2030 brauche man 75.000 Fachkräfte.
- Digitalisierung könne in diesem Bereich viel bewirken - so könne etwa durch Videotelefonie sozialer Isolation entgegengewirkt werden, genutzt werden könne sie aber auch für Verwaltung oder Dokumentation.
- Gleichzeitig müssten die Rahmenbedingungen für die Menschen im Job verbessert werden, betonte Parr.
- "In Österreich entscheidet jedes Bundesland, wie Menschen an ihrem Lebensabend gepflegt werden."