Kiews Bürgermeister Klitschko: Jagd auf russische Truppen in zivil
Über die aktuelle Position der russischen Truppen vor Kiew kann Bürgermeister Vitali Klitschko im Interview keine genaue Auskunft geben. "Es ist Krieg. Da geht es vor und zurück". Die Truppen stehen laut Klitschko aber an der Grenze zu Kiew. "Das ist von hier nicht besonders weit weg. Ich schätze 20 Kilometer."
Eine kleine Anzahl der russischen Truppen sei allerdings schon in der Stadt. Sie treten zum Teil als bewaffnete Zivilisten oder Scharfschützen auf. "Sie schießen dann. Das sind Terrorangriffe, um die Panik in unsere Stadt zu bringen. Das ist deren Ziel. Wir jagen diese Menschen und wir nehmen die Russen fest, die in unsere Stadt kommen." In der vergangenen Nacht seien sechs Menschen von den Ukrainern getötet worden.
Jagd auf russische Gruppen
Die Einwohner von Kiew dürfen ihre Häuser nicht mehr verlassen. "Zum einen, weil wir uns um die Sicherheit und das Leben der Menschen sorgen, zum anderen versuchen wir, diese russischen Gruppen zu jagen – und das ist eben wesentlich leichter, wenn weniger Menschen auf der Straße unterwegs sind", erklärt der Stadt-Chef. Man suche nach Scharfschützen.
Unkontrollierte Waffenausgabe für Zivilisten
Als Teil der "zivilen Verteidigung" wurden Waffen an die Bevölkerung ausgehändigt. "Sie haben mich um Waffen gebeten. Viele von ihnen haben einen militärischen Hintergrund. (...) Jeder Bürger – ob Mann oder Frau – die stolz auf unser Land sind, kann sich Waffen nehmen und unsere Häuser und Familien und Kinder verteidigen." Man wisse aber nicht zu 100 Prozent, an wen diese Waffen ausgegeben werden, da die Abwehr in sehr kurzer Zeit aufgebaut worden sei.
"Aber das sind alles Patrioten. Wir haben eine Gruppe gegründet und sie waren sofort da", begründet Klitschko den Schritt. "Wissen Sie, derzeit ist es viel wichtiger in der Lage zu sein, unser Land zu verteidigen. Die Verteidigung unsere Landes ist gerade Priorität Nummer eins."
Kiewer Dolmetscher baut Molotow-Cocktails: "Treffen die Russen mit einem flammenden Gruß"
PULS 24 Anchor René Ach spricht mit dem Dolmetscher Juri Silvestrow, der bei Kiew lebt. Man bereite sich auf die russischen Truppen vor, am Sonntag habe er mit rund 100 Personen den ganzen Tag Molotow-Cocktails gemacht.
Zum Zeitpunkt des Interviews wurden laut Klitschko neun Zivilisten und ein Kind in Kiew getötet. "Von vier weiteren Opfern können wir die Nationalität nicht sagen, da sie keinen Ausweis bei sich hatten". Es handle sich um 15 Personen. "Außerdem wurden 18 Mitglieder aus unserer Zivilen Verteidigungstruppe getötet." Dazu kämen 106 Verletzte, darunter 47 Zivilisten, so Klitschko.
"Werden so lange kämpfen wie wir können"
"Die Russen haben unsere Wirtschaft zerstört, wir rechnen mit einer riesigen humanitären Katastrophe in unserem Land. (...) Unsere Wirtschaft ist zerstört, unsere Infrastruktur ist zerstört. Die Menschen haben keine Arbeit mehr. Die Menschen haben kein Geld und momentan auch kein Zuhause. (...) Tausende Ukrainer haben bereits einen großen Preis für unsere Unabhängigkeit gezahlt – nämlich mit ihrem Leben. Was kommt als nächstes?" Klitschko will in der Stadt bleiben und "wir werden so lange kämpfen, wie wir können".
Zusammenfassung
- Kiew rüstet sich für den Einmarsch der Russen, die laut Kiews Bürgermeister Vitali Kitschko 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sind. Die Bürger seien bereit zu kämpfen, Waffen werden ausgeteilt. Die Bürger müssen zuhause bleiben, denn russische Truppen in zivil seien auf den Straßen unterwegs. Man versuche, diese zu jagen.