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Warum Russland den "Tiergartenmörder" zurück wollte

Lange deutete vieles darauf hin, dass der russische "Tiergartenmörder" Wadim Krassikow nicht nur "Opfer politischer Spielchen" war, wie er selbst im Gefängnis betonte. Nach dem historischen Gefangenenaustausch macht der Kreml nun reinen Tisch.

Er sei nur ein Sportlehrer und habe ein Bauingenieurstudium, behauptete der russische "Tiergartenmörder" auch fünf Jahre nach seiner Bluttat. Wadim Krassikow ist aber tatsächlich ein Agent des russischen Geheimdienstes FSB.

"Krassikow ist ein Mitglied des FSB", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau. Er war 2021 in Deutschland zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Tiergartenmord durch Putin-Kompanen?

Krassikow hatte 2019 in einer Parkanlage in Berlin einen Georgier getötet, der in Deutschland Schutz gesucht hatte. Der russische Präsident nahm den Mörder öffentlich in Schutz, weil er aus russischer Sicht einen Staatsfeind beseitigt hatte. Krassikow ist laut dem CDU-Sicherheitsexperten Roderich Kiesewetter ein langjähriger Kollege, Freund und Partner von Putin.

Der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, gab unterdessen bekannt, weitere Gefangene freibekommen zu wollen. "Es gibt immer noch Dutzende von Russen in amerikanischen Gefängnissen, die hoffnungsvoll auf das Vaterland blicken und auf ihre Stunde der Freilassung warten", teilte Antonow bei Telegram mit. Er gratulierte den in den USA freigelassenen Russen.

Warnungen nach Gefangenenaustausch

Russland, Belarus und mehrere westliche Länder hatten in einer beispiellosen Aktion unter Beteiligung des türkischen Geheimdienstes MIT auf dem Flughafen von Ankara insgesamt 26 Gefangene ausgetauscht.

Im Gegenzug für die Freilassung politischer Gefangener und Regimekritiker ließen Deutschland, die USA und Partnerländer den Tiergartenmörder und unter Spionageverdacht stehende Häftlinge aus Russland gehen. 13 Personen landeten in der Nacht in Köln.

Der deutsche Politologe David Sirakov warnt jedoch davor, den Austausch als Zeichen verbesserter Beziehungen zwischen Russland, Belarus und dem Westen zu sehen. Vielmehr zeige er, dass die "Freipressung eigener Staatsbürger" weiter zum "diplomatischen Repertoire" der beiden Länder gehört.

ribbon Zusammenfassung
  • Lange deutete vieles darauf hin, dass der russische "Tiergartenmörder" Wadim Krassikow nicht nur "Opfer politischer Spielchen" war, wie er selbst im Gefängnis betonte.
  • Er war 2021 in Deutschland zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden.
  • Nach dem historischen Gefangenenaustausch macht der Kreml nun reinen Tisch.
  • "Krassikow ist ein Mitglied des FSB", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau.