Belarus: Propagandisten wettern gegen österreichische Botschafterin und A1
Regimenahe Telegram-Kanäle hatten zuvor am Freitag ein "Geständnisvideo" publiziert, in dem sich Bredelew nicht nur der Informationsweitergabe an einen oppositionellen Blogger bezichtigte, sondern auch für Ermittlungen völlig irrelevante Angaben zum höchst privaten Lebensbereich machte.
"Wenn euch (ausländischen, Anm.) Scheißbürgern dieser Staat nicht gefällt, in dem ihr wie verrückt Geld verdient, dann werdet ihr hier (im Straflager, Anm.) Bäume fällen", wandte sich Propagandist Grigori Asarjonok am Samstagabend im belarussischen Fernsehsender STW an den österreichischen Konzern.
Anstelle auf den Knien bei den Belarussen um Vergebung zu bitten, hätten dieser "Laden" (A1 Belarus, Anm.) und die Botschafterin Österreichs in Belarus (Aloisia Wörgetter, Anm.) noch frech geschrieben, dass man keine privaten Daten veröffentlichen dürfe. Das könne doch nicht ernst gemeint sein, zumal (mit Hilfe von Bredelew, Anm.) persönliche Daten der Kinder von Polizisten verteilt worden seien, sagte Asarjonok, der als einer der Lieblings-"Journalisten" des belarussischen Potentaten Alexander Lukaschenko gilt.
A1 ist kein Verfahren bekannt
"Uns ist aktuell kein Verfahren bekannt, auch nicht gegen A1 Belarus, daher kennen wir diese Anschuldigungen nur aus nicht-offiziellen Kanälen", erklärte ein Sprecher der A1 Telekom Austria Group in Wien am Sonntag auf APA-Nachfrage. Der Zugriff auf Kundendaten sei streng geregelt und werde einzeln protokolliert, betonte er. Bredelew hätte aufgrund seiner Funktion im Unternehmen technisch keine Möglichkeit eines Zugriffs gehabt. Dennoch sei eine erweiterte interne Revision des Falles eingeleitet worden, sagte er.
Die belarussischen Behörden, mit denen man in Kontakt sei, hätten bisher auch keinen Hinweis auf die Art und den Umfang allfälliger Leaks geben können. Auch wurde von Behördenseite keine Prüfung der Systeme und Prozesse von A1 Belarus eingeleitet, betonte der Sprecher des Mutterkonzerns in Österreich.
Außenministerium ist "besorgt"
Das österreichische Außenministerium hatte sich bereits am Samstag "sehr besorgt" über die Festnahme des Pressesprechers gezeigt. "Wir (...) verurteilen das entwürdigende Vorgehen der belarussischen Behörden. Die Grund- und Freiheitsrechte aller Menschen müssen jederzeit gewahrt bleiben", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Wir sind auf diplomatischem Weg und in enger Absprache mit dem österreichischen Unternehmen intensiv darum bemüht, hier unterstützend einzuwirken."
Die konkreten Hintergründe der Verhaftung und der brutalen Bloßstellung des Mitarbeiters von A1 Belarus, dem zudem ein Abonnement "extremistischer Telegram-Kanäle" vorgeworfen wird, waren am Wochenende unklar.
Von der APA befragte belarussische Experten gingen unisono davon aus, dass noch nicht abzuschätzen sei, ob es sich um einen punktuellen Vorgang gegen die konkrete Person handle oder ob die Causa zu einem ernsthaften Problem für die Tochter des österreichischen Konzerns insgesamt werden könnte. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Wien und dem Regime in Minsk galten zuletzt als angespannt, insbesondere auch im Zusammenhang mit einer Belarus-Konferenz in Wien, bei der die österreichische Regierungsspitze am 22. November ihre Unterstützung der Zivilgesellschaft des autoritär regierten Landes zum Ausdruck gebracht hatte.
Zusammenfassung
- Nach der Festnahme des Pressesprechers von A1 Belarus, Nikolaj Bredelew, haben staatsnahe Propagandisten am Wochenende den Konzern und die österreichische Botschafterin in Minsk kritisiert.
- "Wenn euch (ausländischen, Anm.) Scheißbürgern dieser Staat nicht gefällt, in dem ihr wie verrückt Geld verdient, dann werdet ihr hier (im Straflager, Anm.) Bäume fällen", wandte sich Propagandist Grigori Asarjonok im belarussischen Fernsehen an A1.
- Anstelle auf den Knien bei den Belarussen um Vergebung zu bitten, hätten dieser "Laden" (A1 Belarus, Anm.) und die Botschafterin Österreichs in Belarus (Aloisia Wörgetter, Anm.) noch frech geschrieben, dass man keine privaten Daten veröffentlichen dürfe.
- Das könne doch nicht ernst gemeint sein, zumal (mit Hilfe von Bredelew, Anm.) persönliche Daten der Kinder von Polizisten verteilt worden seien, sagte Asarjonok, der als einer der Lieblings-"Journalisten" von Alexander Lukaschenko gilt.
- "Uns ist aktuell kein Verfahren bekannt, auch nicht gegen A1 Belarus, daher kennen wir diese Anschuldigungen nur aus nicht-offiziellen Kanälen", erklärte ein Sprecher der A1 Telekom Austria Group in Wien.
- Das österreichische Außenministerium hatte sich bereits am Samstag "sehr besorgt" über die Festnahme des Pressesprechers gezeigt. "Wir (...) verurteilen das entwürdigende Vorgehen der belarussischen Behörden.