Anschober: Der Krisenmanager der Nation dankt ab
Den gelernten Volksschullehrer Rudolf Anschober trieb der Protest gegen das AKW Temelin einst in die Politik. Der im Jahr 1960 in Wels in Oberösterreich geborene Anschober arbeitet bis 1990 in seinem gelernten Beruf bevor er für die Grünen als Verkehrs-, Sicherheits- und Atomsprecher in den Nationalrat einzog.
In den 1990ern sorgte er mit der ein oder anderen Aktion für Aufsehen. Unter anderem mit seiner Teilnahme am Protestcamp der Gegner des Kraftwerkprojekts Lambach in Oberösterreich im Jahr 1996. Nach seiner Zeit im Parlament zog es Anschober 1997 nach Oberösterreich zurück. Von 1997 bis 2003 war er Abgeordneter im oberösterreichischen Landtag. Dann schmiedete er mit dem damaligen ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer den österreichweit ersten schwarz-grünen Pakt auf Landesebene und wurde zum Umwelt- und Energie-Landesrat.
Kürzer treten nach Burn-out
Für seine Weggefährten war es lange Zeit schwierig, sich neben dem politischer Alleinunterhalter zu positionieren. Nach einer Burn-out-bedingten Auszeit 2012 trat aber er schließlich doch kürzer, übergab die Parteispitze an Maria Buchmayr und war in erster Linie Landesrat. 2013 meisterte er dann eine Hochwasser-Katastrophe, was ihm viel Anerkennung einbrachte. Ab 2015 war Anschober unter neuer Oberösterreich-Regierung wieder Umwelt- und dieses Mal auch Integrationslandesrat.
Als die Grünen gerade aus dem Nationalrat geflogen waren und in der Bundespolitik kaum mehr vorkamen, brachte er es mit seiner Initiative für Asylwerber in Lehre zu österreichweiter Beachtung.
Aufstieg zum Gesundheitsminister
Am 7. Jänner 2020 kam dann der Aufstieg zum Gesundheitsminister mit der Angelobung der türkis-grünen Regierung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Anschober hatte damals die längste Erfahrung mit einer Koalition von ÖVP und Grünen - zwölf Jahre lang währte die weitgehend friktionsfreie Partnerschaft in Oberösterreich.
Im März 2020 wurde Anschober dann wie wohl noch nie in seiner politischen Laufbahn gefordert. Als Gesundheitsminister musste der Österreich durch die Corona-Krise führen. Seine Popularitätswerte stiegen zu Beginn deutlich an. Kritik sorgten aber mehrere Pannen bei Verordnungen seines Ressorts. Die Zeit scheint Anschober gesundheitlich sehr gefordert zu haben. Zweimal musste er in den letzten Monaten in Krankenstand gehen.
Nun kam der Rücktritt. Sollte sich der Grünen-Politiker zurückziehen ist zu hoffen, dass er mehr Zeit für seine Leidenschaft - das Gärtnern - zu finden. Auf jeden Fall für das Schreiben, er möchte einen Polit-Roman schreiben, sagte er bei der Rücktritts-Pressekonferenz.
Zusammenfassung
- Gesundheitsminister Rudolf Anschober ist zurückgetreten. Ein Rückblick auf die bewegte politische Laufbahn eines selbsternannten Gestalters.