Amnesty beklagt Angriffe auf Schulen und Spitäler in Syrien
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat gezielte Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser in Syrien beklagt. Syrische und russische Streitkräfte hätten allein in den ersten Wochen des heurigen Jahres 18 solcher Angriffe in Nordwestsyrien begangen, teilte die Organisation am Montag bei der Vorstellung eines neuen Berichts über Attacken auf zivile Ziele in dem Bürgerkriegsland mit.
Bei den Angriffen auf Schulen sei völkerrechtlich verbotene Streumunition eingesetzt worden. Amnesty sprach von einem "Kriegsverbrechen".
Der Amnesty-Bericht "'Nowhere is safe for us': Unlawful attacks and mass displacement in north-west Syria" ("Für uns ist es nirgends sicher": Unrechtmäßige Angriffe und Massenvertreibung in Nordwestsyrien) stützt sich auf Interviews mit 74 Zeugen der Angriffe, darunter Lehrer, Ärzte, Binnenvertriebene und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Untermauert werden die Zeugenaussagen durch Video- und Fotoaufnahmen, Satellitenbilder sowie abgehörte Kommunikation von russischen und syrischen Streitkräften.
Erstmals sei es Amnesty gelungen zu belegen, "dass russische Streitkräfte direkt Luftangriffe auf ein Krankenhaus ausgeführt haben", erklärte Vanessa Ullrich, Syrien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. Russland unterstützt im Syrien-Krieg den Machthaber Bashar al-Assad. Der Großteil der insgesamt 18 Angriffe wurde laut dem Bericht im Jänner und Februar in Idlib, West-Aleppo sowie dem Gouvernement Hama verübt.
Belege gibt es laut Amnesty auch für den Abwurf von Fassbomben und vom Boden abgefeuerter Streumunition auf zwei Schulen am 28. Jänner und 25. Februar. Eine Lehrerin schildert in dem Bericht den Tod einer Schülerin bei einem der Angriffe. Bei den eingesetzten Geschossen habe es sich um 9M27K-Frachtraketen mit einem Kaliber von 220 Millimeter gehandelt, die in Russland hergestellt und an die syrische Armee geliefert wurden. Die Frachtraketen enthielten dem Bericht zufolge völkerrechtswidrige Streumunition.
Zwischen Dezember und März wurden nach UNO-Angaben fast eine Million Menschen aus Nordwestsyrien vertrieben. Laut Amnesty handelt es sich bei mehr als 80 Prozent der Menschen um Frauen und Kinder. Seit Beginn des Bürgerkriegs vor neun Jahren wurden bereits mehr als 380.000 Menschen getötet. Millionen weitere Menschen wurden in die Flucht getrieben.
Zusammenfassung
- Bei den Angriffen auf Schulen sei völkerrechtlich verbotene Streumunition eingesetzt worden.
- Amnesty sprach von einem "Kriegsverbrechen".