Dubowy: Russland will Teile von vier Ländern annektieren
Für 11. September plane der Kreml eine Abstimmung über die Annexion der ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja und Donbass, erklärt Politikanalyst und Osteuropaexperte Alexander Dubowy im PULS 24 Interview. Russland strebe keine diplomatische Lösung im Krieg an, Verhandlungen seien nur "eine Showmaßnahme". Das sei schon seit dem vierten Tag des Kriegs - damals begannen die Verhandlungen - "absolut klar". Der Kreml habe nur ein Ziel, die bedingungslose Kapitulation der Ukraine. Und obwohl der Widerstand in Russland zunehme, könne man eine "Palastrevolte" gegen Putin ausschließen.
Annexion von Teilen Georgiens und Belarus
Es gebe auch Gerüchte über eine Abstimmung in Südossetien, die abtrünnige Region Georgiens, wovon man ausgehen könne. Im Hintergrund werde aber auch über den Beitritt von Belarus zur Russischen Föderation gesprochen. Dieser sei jedoch sehr unwahrscheinlich. Russland dränge de facto Präsident Viktor Lukaschenko schon seit Jahren dazu. Er "wehrt sich ja mit größter Gewalt dagegen", sollte Russland im Donbass schnell weite Gebiete unter seine Kontrolle bringen, werde auch der Widerstand in Belarus schwächer ausfallen.
Moskau wird Abstimmung nach oben korrigieren
Abstimmen würde zwar die Bevölkerung vor Ort, der Ausgang stehe aber laut Dubowys Einschätzung schon fest. Es werde sicher eine große Mehrheit für die Annexion stimmen. "Selbstverständlich nicht, weil die Bevölkerung das möchte", sondern weil die Ergebnisse von Moskau "entsprechend korrigiert werden". Dieser Ausgang hänge von den Entwicklung der Kämpfe im Donbass ab.
Um den Donbass wird immer erbitterter gekämpft
"Es war von Anfang an absehbar und eigentlich ziemlich deutlich eindeutig", so der Osteuropaexperte, dass Putin weite Teile des ehemaligen Russischen Reiches oder der ehemaligen Sowjetunion unter die russische Kontrolle bringen möchte. Und zwar jene Gebiete, die von der russischsprachige Bevölkerung oder von ethnischen Russen besiedelt sind. "Durch die Annexion dieser Gebiete sollte der Großmacht-Status Russlands auf Jahre hinaus abgesichert werden."
Donbass "in Wochen" in russischer Hand
Wie weit Russland bei der Annexion gehen werde, hänge vom russischen Erfolg im Krieg ab. Auch eine Eroberung Transnistrien und eine Destabilisierung Moldaus stehe im Raum. Da Russland ohne Rücksicht auf Verluste - auch auf der eigenen Seite - vorgehe, rechnet Dubowy damit, dass es "nur eine Frage von Wochen" sei, bis der Donbass unter russischer Herrschaft sei. "Hier hängt sehr viel von Waffenlieferungen an die Ukraine ab." Lieferungen auch schwerer Waffen aus dem Westen dürften nicht abreißen, das sei jetzt wichtiger als je zuvor, so der Polit-Analyst. "Je länger die Ukraine Russland im Donbass aufhalten kann, desto unwahrscheinlicher werden weitere Vorstöße Russlands."
Zusammenfassung
- Für 11. September plane der Kreml eine Abstimmung über die Annexion der ukrainischen Regionen Cherson, Saporischschja und Donbass, erklärt Politikanalyst und Osteuropaexperte Alexander Dubowy im PULS 24 Interview.
- Es gebe auch Gerüchte über eine Abstimmung über Südossetien, die abtrünnige Region Georgiens, wovon man ausgehen könne. Im Hintergrund werde aber auch über den Beitritt von Belarus zur Russischen Föderation gesprochen.
- Abstimmen würde zwar die Bevölkerung vor Ort, der Ausgang stehe aber laut Dubowys Einschätzung schon fest. Es wird sich eine große Mehrheit für die Annexion stimmen.
- "Selbstverständlich nicht, weil die Bevölkerung das möchte" die Ergebnisse werden von Moskau "entsprechend korrigiert werden". Dieser Ausgang hänge von den Entwicklung der Kämpfe im Donbass ab.
- Wie weit Russland bei der Annexion gehen werde, hänge vom russischen Erfolg des Kriegs ab. Auch Eine Eroberung Transnistrien und eine Destabilisierung Moldaus stehe im Raum.
- Russland gehe ohne Rücksicht auf - auch eigene - Verluste vor. Dubowy rechnet damit, dass es "nur eine Frage von Wochen" sei, bis der Donbass unter russischer Herrschaft sei. Der Westen könne das mit Waffenlieferungen bremsen.