Akademikerball ohne Kickl, aber wieder mit Platzverbot
"Das ist nicht meine Welt", sagte der FPÖ-Chef Herbert Kickl einst in einem Interview über Burschenschaften. Auch heuer wird er nicht zum Akademikerball kommen, wie die FPÖ dem "Standard" mitteilte. Und das obwohl der Ball in der Hofburg seit Jahren von der FPÖ organisiert wird. Vormals hieß die Veranstaltung WKR-Ball (Wiener Korporationsring), doch es gab Differenzen mit der Hofburg, die FPÖ übernahm. Als Vernetzungstreffen von Rechtsextremen gilt der Burschenschafter-Ball aber noch immer.
Im Gegensatz zu Kickl, der selbst in keiner Burschenschaft ist, besuchten dessen Vorgänger an der Parteispitze, Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der nunmehrige Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer, in der Vergangenheit den Ball und traten auch als Eröffnungsredner auf. Im Jahr 2020 unterstrich Hofer dabei die Bedeutung der Korporationen für die FPÖ. Auch heuer wird er kommen, sagte er PULS 24. FPÖ-Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz wird die Eröffnungsrede halten.
Strache demonstriert in Dresden
Strache hingegen wäre "heuer sehr gerne" gegangen, wie er PULS 24 mitteilte. Der Ball sei ihm "immer am Herzen" gelegen. Er habe aber als Redner bei einer "Friedensdemo" in Dresden zugesagt. Es handelt sich um eine Demonstration, deren Teilnehmer:innen immer noch glauben, dass der russische Angriffskrieg mit Diplomatie und einem Waffenstillstand beendet werden könne und die den Westen als Aggressor darstellen. Bei der Demo wird auch Pegida-Gründer Lutz Bachmann und Björn Höcke von der AfD reden.
Demonstriert wird auch in Wien - hier allerdings gegen den Akademikerball. Am Vorabend rufen die "Autonome Antifa" und die "Plattform Radikale Linke" zu einer Demo vor Buden von verschiedenen Burschenschaften im achten Bezirk auf. Am Tag des Balles organisiert die "Offensive gegen Rechts" eine Demonstration. Zu dem Bündnis gehören auch die Sozialistische Jugend, der KZ-Verband und die KPÖ. Die Demo startet um 18 Uhr beim Schottentor.
"Trotz Liederbuch-Skandal und antisemitischer Ausfälle tanzen auch im Jahr 2023 deutschnationale Burschenschafter und Rechtsextreme aus der ganzen Welt in der Wiener Hofburg auf, während sie von Russland über die Ukraine bis in die USA fast überall auf dem Vormarsch sind und zahlreiche Länder mit Kriegen überziehen", heißt es im Demo-Aufruf.
Wieder ein Platzverbot um die Hofburg
Die Wiener Polizei bestätigte gegenüber PULS 24, dass es heuer wieder ein Platzverbot gegen werde. Einzelheiten zum Einsatz am Freitag werden aber noch geplant, Details folgen am Mittwoch.
Auf den Straßen Wiens wurde der Ball stets von Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Der Unmut richtete sich stets vorwiegend gegen deutsch-nationale Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichteten und prägten.
Beim bisher letzten Event im Jahr 2020 war etwa Martin Sellner zu Gast - damals Chef der rechtsextremen "Identitären Bewegung". 2012 sorgte die Teilnahme der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen für Aufsehen. Laut dem Organisator Udo Guggenbichler (FPÖ) laufe der Vorverkauf heuer "überdurchschnittlich". Er beklagt aber "Gewalt-Aufrufe" im Vorfeld der Gegendemonstrationen. Er habe eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung eingebracht.
Spekulation über russischen Besuch
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hatte in den Raum gestellt, dass die russische OSZE-Delegation den Ball besuchen könnte. Das wäre aber ein Verstoß gegen deren Visa-Bestimmungen. Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) sagte am Dienstag, die russische Seite habe dies zur Kenntnis genommen. Sie habe "keinen Grund anzunehmen, dass hier eine Überschreitung der für diesen Zweck ausgestellten Visa eintreten würde". Der russische Delegationsleiter Pjotr Tolstoj dementierte das Vorhaben schon am Wochenende gegenüber der APA.
Zusammenfassung
- Der FPÖ-Chef kommt nicht zum Akademikerball, sein Vorgänger Norbert Hofer schon.
- Dessen Vorgänger Heinz-Christian Strache hingegen demonstriert in Dresden.
- Die Polizei kündigt wieder ein Platzverbot an.