Ärztekammer: "Rauch verliert den Boden unter den Füßen"

Gesundheitsminister Johannes Rauch nimmt gerne einen Clinch mit der Ärztekammer in Kauf, wenn er damit die ärztliche Versorgung der Bevölkerung verbessern kann. Das erklärt er im Interview mit PULS 24-Infochefin Corinna Milborn. Laut der Ärztekammer verliere Rauch hingegen "den Boden unter den Füßen".

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ließ am Mittwoch bei "Milborn" aufhorchen. In der Debatte um eine Aufstockung der Primärversorgungszentren erklärte er: "Der Ärztekammer geht es in diesen Fragen nur um strukturelle Kleinigkeiten, die ich nicht nachvollziehen kann". Rauch gehe es hingegen um das Gesamtwohl der Bevölkerung und in deren Sinne müsse sich etwas ändern. Daher nehme er einen Clinch mit der Ärztekammer gerne in Kauf.

Auch auf eine Reaktion der Ärztekammer wolle Rauch nicht warten: "Ich kann nicht darauf warten, dass die Ärztekammer im Jahr 2030 sagt, ja das tun wir jetzt." Die Ärztekammer würde nur partikulare Interessen vertreten, er sei der Anwalt der Patient:innen.

Primärzentren "kein Allheilmittel"

"Bundesminister Rauch verliert den Boden unter den Füßen", erklärte hingegen Edgar Wutscher, Ärztekammer-Vizepräsident und Niedergelassenen-Kurienobmann der ÖAK, auf PULS 24-Nachfrage am Donnerstag. Statt sich mit Expert:innen zu besprechen, verliere sich der Minister in Gemeinplätzen. Primärversorgungseinheiten würden zwar viele Vorteile bieten, seien trotzdem kein Allheilmittel, meint Wutscher.

Auch den Vorwurf, dass es der Ärztekammer in der Debatte um "strukturelle Kleinigkeiten" gehe, wies Wutscher zurück. Es sei nicht unwesentlich, wenn Ärzt:innen, die einander vorher nicht kannten, verpflichtet werden, miteinander zu arbeiten. "In einer frischen Beziehung zieht man auch nicht unbedingt sofort zusammen und teilt sein Konto, sondern lässt die Beziehung reifen", erklärt der Ärztekammer-Vizepräsident gegenüber PULS 24.

Disput dauert an

Diesem Schlagabtausch voran geht eine Debatte um den Ausbau der sogenannten Primärversorgungszentren. Rauch will eine Verdreifachung der Zentren bis zum Jahr 2025. Damit hatte er sich bereits letzte Woche mit der Ärztekammer angelegt, da diese entmachtet werde, wenn sich bei einem Engpass sechs Monate lang keine neuen Ärzt:innen finden.

Die schlechte Versorgung und zu wenig Plätze bei Kassenärzt:innen würde viele Menschen dazu zwingen, zu privaten Ärzt:innen auszuweichen, sagt Rauch bei "Milborn". Die Ärztekammer befürchtet hingegen, dass solche Zentren vor allem am Land dazu führen würden, dass andere Ordinationen nicht weiterbestehen könnten.

ribbon Zusammenfassung
  • Gesundheitsminister Johannes Rauch nimmt gerne einen Clinch mit der Ärztekammer in Kauf, wenn er damit die ärztliche Versorgung der Bevölkerung verbessern kann.
  • Das erklärt er im Interview mit PULS 24-Infochefin Corinna Milborn.
  • Laut der Ärztekammer verliere Rauch hingegen "den Boden unter den Füßen".