Zeilinger und Trockensträußchen: Die neue Musikvereinssaison
So gestaltet Wissenschaftsdoyen Zeilinger das Festival "Musikverein Perspektiven" heuer, im Oktober startend. Der 78-Jährige wird bei den von ihm kuratierten Konzerten mit den Musikern sprechen und damit in die Fußstapfen von anderen musikfremden Größen wie Michael Haneke oder Peter Zumthor treten.
Für das "Musikverein Festival" von 10. März bis 12. April 2025 nimmt man ein getrocknetes Blumensträußchen von Clara Schumann aus dem Archiv mit seinen fast drei Millionen Objekten als Inspiration für ein Programm unter dem Titel "Claras Blumenalbum". Das widmet sich musikalisch Themen wie Liebe und Freundschaft. Und ein kleines, programmatisch noch geheimgehaltenes Festival soll sich 2025 mit dem dann regierenden Jahreskönig Johann Strauß beschäftigen.
Aber selbstredend bleibt abseits der Sondervorhaben das gleichsam alltägliche Konzertprogramm die zentrale Säule im Musikvereinsgebäude, wo man am 4. September in die neue Saison startet. Hierbei geben sich Klangkörper wie die Wiener Philharmoniker, das Cleveland Orchestra, das Gewandhausorchester Leipzig oder das Amsterdamer Concertgebouworkest gleichsam die Klinke in die Hand.
Petr Popelka wird als neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker am 13. September sein Antrittskonzert im Goldenen Saal mit den "Gurre-Liedern" von Jahresjubilar Schönberg absolvieren. Und die Porträtreihen unter dem Titel "Künstler:innen im Fokus" umfassen auch heuer wieder Christian Thielemann (zum dritten Mal in Folge), aber etwa ebenso Geigerin Janine Jansen oder den isländischen Shootingstar am Klavier, Víkingur Ólafsson.
Den 100. Geburtstag von Pierre Boulez würdigt man am 26. März 2025 mit langjährigen Wegbegleitern des Verstorbenen, Igor Levit legt einen Prokofjew-Klavierkonzertzyklus vor. Der 28-jährige Pultjungstar Klaus Mäkelä wird mit seinen drei Orchestern aus Oslo, Paris und Amsterdam zu hören sein - und sein Debüt mit den Wiener Philharmonikern feiern. "Er ist über die Maßen begabt, völlig unverstellt, ungeschützt auf der Bühne", streute Pauly dem Dirigenten Rosen: "Mehr geht nicht." Und Mäkela ist nicht nur als Dirigent zu erleben, sondern auch als Cellist.
Man habe aber auch praktisch alle bedeutenden Maestras der aktuellen Zeit verpflichtet - von Nathalie Stutzmann über Joana Mallwitz bis hin zu Mirga Gražinytė-Tyla. "Die Dirigentinnen am Pult sind im Programm des Musikvereins einfach eine Konstante", machte Intendant Pauly deutlich. Und damit dies auch bei den Komponistinnen dereinst der Fall ist, koproduziert man mit den Wiener Festwochen unter Milo Rau im kommenden Jahr deren "Akademie Zweite Moderne", mit der Tonsetzerinnen gefördert werden sollen. Auch eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit den Festwochen sei grundsätzlich denkbar, falls man gemeinsame programmatische Ideen habe, stellte Pauly klar.
"Wir wollen zum künstlerischen Wiener Leben etwas Kreatives beitragen und nicht bereits Existierendes wiederholen", sei für ihn eine allgemeine Leitlinie. Und dazu gehöre auch die kulturelle Teilhabe, die unter den Menschenrechten nicht der unwichtigste Aspekt sei. So kooperiert man etwa mit dem Favoritner Sozial- und Gesundheitszentrum Cape 10. Unter dem Titel "The Power of Music" entwickelt man ein Programm aus kostenlosen Kinderkonzerten und Fortbildungen für Lehrkräfte sowie einem Benefizkonzert.
Alles in allem zeigte sich auch die kaufmännische Direktorin Renate Futterknecht vollends zufrieden mit der Entwicklung des Musikvereins: "Bei den Abozahlen haben wir aktuell bereits das Vor-Corona-Niveau erreicht."
(S E R V I C E - www.musikverein.at)
Zusammenfassung
- Der Wiener Musikverein kündigt eine neue Saison mit 900 Veranstaltungen an, darunter ein von Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger kuratiertes Festival 'Musikverein Perspektiven'.
- Petr Popelka tritt als neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker mit den 'Gurre-Liedern' von Schönberg am 13. September im Goldenen Saal an.
- Nach Erreichen des Vor-Corona-Niveaus bei den Abozahlen, setzt der Musikverein auf Vielfalt mit bedeutenden Dirigentinnen und einer Kooperation für kulturelle Teilhabe mit dem Sozial- und Gesundheitszentrum Cape 10.